10. Dezember 2014

"Bruno Bommes - Tatort Ruine" von Berit Wuttke

Ein Mann verschwindet spurlos, Ehemann, Vater von zwei Kindern, von Beruf Lehrer. Nach einem halben Jahr wird er tot aufgefunden. Verwirrende Kontakte machen die Aufklärung für Kommissar Bommes nicht einfacher. Was hat er sich zu Schulden kommen lassen?

Theresa, Mutter von zwei Kindern, wird über Nacht von ihrem Mann verlassen. Er hinterlässt ihr nur einen Brief auf seinem Kopfkissen. Inhalt: Er muss ausziehen, um seine Familie zu schützen ihm droht Gefahr. Theresa versteht es nicht, ihr Mann ist Lehrer. Wo ist er nur hineingeraten? Ein halbes Jahr später wird er tot aufgefunden. Was ist ihm passiert? Kommissar Bommes ermittelt ...

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Leseprobe:
Theresa steigt in ihren kleinen Suzuki. Sie atmet noch einmal tief durch. Ute steht neben ihr.
„Bist du dir sicher, Theresa? Willst du dir das wirklich antun?“ Theresa nickt.
„Ja, ich muss.“
Dann fährt sie los.
Am Waldrand findet sie den Weg, der zum Parkplatz führt. Den restlichen Weg muss sie zu Fuß gehen. Sie schaut auf die Uhr, ein Geschenk von Markus zu ihrem 30. Geburtstag. Damals kannten sie sich gerade ein Jahr und spürten, dass es was Ernstes wurde. Ein Jahr später haben sie geheiratet und Tim kam auf die Welt. Sie waren die glücklichsten Menschen der Welt. Sie lächelt.
Rechts von ihr knackt es im Unterholz, sie erschrickt. Und ist wieder in der Realität. Noch die Abzweigung da vorn nach rechts und schon müsste sie die Ruine sehen. Früher waren sie öfter hier, hatten sich Rotwein und eine Decke mitgenommen. Ob Tim hier entstanden ist? Dort ist die Ruine, Theresa kann sie jetzt sehen. Endlich da. Sie schnauft und bleibt stehen. Von Markus keine Spur. Vielleicht sitzt er auf den Stufen oder in einem der leeren Fenster.
Langsam umrundet sie die verlassene Ruine. Es ist 20.10 Uhr, er wollte doch ab acht warten. Vielleicht ist ihm noch was dazwischengekommen um pünktlich zu sein. Ob sie nach oben steigt? Im Inneren ist es schon ziemlich dämmrig, sie sieht die kaputten Stufen kaum. Sie steigt hinauf. Aber auch hier nichts von Markus zu sehen. Sie setzt sich auf die Mauer, welche vor langer Zeit mal so eine Art Umfriedung gewesen sein muss. Ein bisschen unheimlich ist ihr schon. Es ist so ruhig hier, nur hin und wieder krächzt ein Vogel. Langsam setzt nun auch draußen die Dämmerung ein. Sie nimmt ihr Handy, ruft die Kontaktliste auf. Markus ist noch unter den Favoriten gespeichert. Soll sie? Sie zögert, schaut sich nochmals um. Vielleicht traut er sich doch nicht, denkt sie. Vielleicht beobachtet er sie nur, wollte sie nur mal kurz sehen. Aber warum dann hier, mitten im Wald, um diese Zeit? Nein, sie muss ihn anrufen, muss ihn fragen. Vorher steigt sie vorsichtig die Stufen wieder hinab. Hat sich indessen was geändert? Ist er da? Theresa schaut sich wieder um. Nichts. Sie tippt auf den Kontakt. Es klingelt am anderen Ende. Nichts, nur die Mailbox. Verdammt. Wo ist er? Was will er mit diesem Spielchen? Oder ist ihm etwas zugestoßen?
Mittlerweile ist es fast neun. Angst kriecht ihr den Rücken hoch. Sie nimmt nochmal das Handy und wählt Utes Nummer.
„Hallo Theresa, ist was passiert?“, meldet sich Ute.
„Er ist nicht gekommen. Er geht auch nicht an sein Handy.“ Theresa flüstert fast. Ihr ist es unheimlich.
“Ich bin immer noch hier oben an der Ruine.“
„Theresa, komm heim. Es wird gleich finster. Komm raus aus dem Wald. Beeil dich und dann erzählst du mir alles.“
Sie beenden das Gespräch.
Theresa schaut sich nochmal um. Kein Markus. Keine Menschenseele, aber Geräusche. Warum gibt es im Halbdunkel nur so verängstigende Geräusche? Dann geht sie den Weg zurück zum Auto, mit jedem Schritt etwas schneller. Das letzte Stück rennt sie. Endlich sieht sie den Parkplatz. Noch im Laufen zieht sie den Autoschlüssel aus ihrer Hosentasche. Sie flucht, was verfitzt sich denn das verdammte Ding jetzt in ihrer Jeanstasche?! Nach ihr endlos vorkommenden Sekunden hat sie den Autoschlüssel endlich befreit, drückt auf die Fernbedienung, reißt die Tür auf und lässt sich auf den Fahrersitz fallen. Sie drückt sofort auf den Sperrknopf. Erst jetzt traut sie sich, sich nochmal umzusehen. Sie zittert. Markus, verdammt, was soll das! Will er ihr Angst machen? Ihr seine Macht demonstrieren? Sie in den Wahnsinn treiben?
Kurz schließt sie die Augen, atmet tief durch. Dann startet sie den Motor und das Licht erhellt den Parkplatz. Und erschrickt wieder. Dort drüben auf der anderen Seite steht ein Auto. Stand das vorhin schon da? Nein, als sie ankam, war der Parkplatz leer. Da ist sie sich ziemlich sicher. Markus hat einen Opel, dort steht aber ein Toyota. Hat Markus ein neues Auto und er ist doch hier? Wieso ist ihr vorhin nicht der leere Parkplatz aufgefallen? Sie hätte doch auch hier auf Markus warten können. Oder ist jemand anderes hier, ein Fremder, der sie beobachtet hat? Dann waren es doch keine eingebildeten Geräusche.
Nein, nichts wie weg hier. Sie gibt Gas und donnert über den kleinen Waldweg, ohne Rücksicht auf ihren kleinen Suzuki.

Im Kindle-Shop: Bruno Bommes - Tatort Ruine

Mehr über und von Berit Wuttke auf ihrer Website.

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