10. April 2015

'Open Minds - Gefährliche Gedanken' von Susan Kaye Quinn

Wenn jeder Gedanken liest, kann ein Geheimnis eine gefährliche Sache sein.

Die sechzehnjährige Kira Moore ist eine Null, jemand der weder Gedanken lesen, noch von anderen gelesen werden kann. Nullen sind Außenseiter, denen man nicht vertrauen kann, weswegen sie auch keine Chancen bei Raf hat, einem normalen Gedankenleser und ihrem besten Freund, in den sie heimlich verliebt ist.

Als sie aus Versehen die Kontrolle über Rafs Verstand übernimmt und ihn dadurch beinahe umbringt, versucht Kira ihre unheimliche, neue Fähigkeit vor ihrer Familie und dem zunehmend misstrauischer werdenden Raf zu verbergen. Aber sie verstrickt sich in ihren Lügen und wird immer tiefer in eine geheime Unterwelt voller Gedankenkontrollierer gezogen. Den Verstand all derer zu kontrollieren, die ihr am Herzen liegen, ist dabei nur eine von vielen gefährlichen Entscheidungen, die noch vor ihr liegen.

Teil 1 der Mindjack-Serie von Susan Kaye Quinn.

Gleich lesen: Open Minds - Gefährliche Gedanken (Mindjack #1)

Leseprobe:
Ich schwamm zur Oberfläche meiner Bewusstlosigkeit und spürte, wie mich eine Hand grob abtastete.
Mein Denken war vollkommen zerfleddert von der orangenen Nebeldroge, die Kestrels Schläger mir injiziert hatten und meine Augenlider waren wie schwere Vorhänge, die ich unmöglich öffnen konnte. Der warme, raue Boden bebte unter mir, begleitet vom Klang knirschender Reifen und knarrendem Metall.
Ich fragte mich, wo zur Hölle ich wohl war, aber als erstes musste ich diesen Schänder aufhalten, der mich begrapschte als würde er erwarten, schwere Waffen unter meinem dünnen T-Shirt oder in den Shorts zu finden. Ich schlug nach seinen suchenden Händen, aber der Saft hatte meine Arme zittrig und nutzlos gemacht. Ich jackte mich in seinen Kopf, aber er schmiss mich sofort wieder raus.
Mit einem tiefen Atemzug griff ich in meinen eigenen Verstand, um meinen Herzschlag zu beschleunigen und den Nebel zu vertreiben. Ich tolerierte zehn Minuten weiteres Grapschen, aber sobald ich klar genug denken konnte, stieß ich in seinen Kopf vor und befahl ihm aufzuhören. Seine Hände ließen mich los und ich hörte, wie er auf den Metallboden schlug.
Ich zwang meine Augen, sich zu öffnen und verzog das Gesicht bei dem grellen Licht, welches durch die hohen Fenster des Trucks hineinströmte. Mein Sittenstrolch lag wie eine zerbrochene Puppe auf dem staubigen Boden. Er konnte nicht älter als dreizehn sein. Mein Magen drehte sich. Während ich noch überlegte, ihn wieder aufzuwecken, hörte ich ein Schniefen. Ein Mädchen saß zusammengekauert auf einer Metallbank, die sich entlang der Truckwand erstreckte. Ihr Gesicht war in ihren Armen vergraben, die sie um die Knie geschlungen hatte.
„Geht’s dir gut?“ Meine Stimme war rau vor Trockenheit. Sie antwortete nicht. Der Truck schwankte unter mir und ich griff nach der Metallbank, um mich auf die Füße zu hieven. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um aus den Fenstern zu spähen. Nichts als blauer Himmel.
Mich an der Wand abstützend, damit ich auf den Beinen blieb, krebste ich zur Front, wo es eine Tür zur Fahrerkabine zu geben schien. Mühelos ließ sich der Griff umdrehen und ich schwang die Tür auf. Die beiden Sitze vorne waren leer. Der Wagen rumpelte einen befestigten Feldweg entlang, offenbar auf Autopilot gestellt, aber es gab keine Mindware-Bedienung, kein Einstiegspunkt in den ich mich einklinken und die vorprogrammierte Route ändern könnte. Vor uns wuchs ein gigantisches Feldlager aus der Wüste, bedeckt mit sandfarbenen Camouflage-Netzen und umgeben von fünf Meter hohen Metallzäunen, auf deren Spitze sich Rollen von Stacheldraht entlang zogen. Es sah aus wie ein Gefängnis.
Was es ja auch war.
Meine Hände bebten, als ich die Puzzleteile zusammensetzte und ich griff die Rückenlehne des Fahrersitzes, um sie ruhig zu halten. Kestrel hatte mich ins Jacker-Camp geschickt, zusammen mit diesen beiden anderen Jacker-Kindern. Ich fuhr mir mit der Zunge über die spröden Lippen, ausgetrocknet von den Drogen und der Wüstenluft. Er hatte mich ins Gefängnis verfrachtet, einfach nur dafür, dass ich so war, wie ich war.
Zorn krallte sich in meinen Magen wie eine wütende Bestie.
Als wir uns dem Tor näherten, schwang es in einprogrammierter, mechanischer Geschwindigkeit auf. Sonnenlicht strömte durch die Netze und malte ein Muster unter die Überdachung. Ein anderes Tor aus einem metallenen Gitter und ein zweiter Zaun warteten etwa dreißig Meter weiter im Camp. Wir rumpelten am ersten Zaun vorbei und ich versuchte angestrengt zu erkennen, was uns hinter dem zweiten Tor erwartete.
Was auch immer uns auf der anderen Seite blühte, ich war mir sicher, dass ich nicht darauf vorbereitet war.
Der Truck rollte aus und kam zum Stehen. Das Mädchen wimmerte, ihr schmutziges Gesicht war tränenüberströmt. Sie konnte keinen Tag älter als der Junge sein. Strähnen ihres brünetten Haares fielen ihr über die großen, blauen Augen und Schmutz verunzierte ihr rosa Shirt, das sie sich über die Knie gezogen hatte. Ihre weißen Söckchen waren dagegen noch unberührt von der Wüste. Ich war vielleicht unvorbereitet, aber sie hatte nicht den blassesten Schimmer, was hier passierte. Ich fand Handgriffe an den Wänden des Trucks und hockte mich neben sie.
„Wie heißt du?“
Sie wich etwas vor mir zurück. „Laney.“
„Okay, Laney. Wir beiden müssen jetzt zusammenhalten.“ Ich versuchte zu lächeln, ohne meine vertrockneten Lippen aufspringen zu lassen. Sie nickte und linste zur reglosen Gestalt des Jungen.
„Sollen wir ihn aufwecken?“, fragte ich, ihrem Blick folgend.
In kurzen, abgehackten Bewegungen schüttelte sie den Kopf. Ein jaulender Ton drang von unterhalb des Wagens zu uns und die Sicht aus der Windschutzscheibe drehte sich, bis das erste Tor wieder auftauchte. Der Truck ruckte und ich kippte beinah vorne über, konnte mich aber noch an der Wand hinter Laneys Kopf abstützen. Wir fuhren jetzt rückwärts auf das zweite Tor zu und was immer dort auf uns wartete, wäre bald hier. Ich suchte den staubigen Boden nach einer Waffe ab. Der Truck war leer.
Zaghaft streckte ich meinen Geist durch das Tor hindurch. Hunderte Leute liefen innerhalb der Zäune umher. Ich zog mich vom Wummern dieser ganzen Gedanken zurück und hörte, wie sich das zweite Tor mit einem metallischen Schleifen öffnete. Erneut kam der Truck zum Stehen und wieder verlor ich fast den Halt. Ratternd schloss sich das Tor hinter uns. In der Ferne stieg ein hörbares Murmeln an.
Rasch nickte ich Laney zu und schlich mich an die Seite der Hintertür, in der Hoffnung, was auch immer dahinter lag mit einem Überraschungsangriff anspringen zu können. Draußen war ein Poltern zu hören und etwas Schweres krachte gegen die Tür. Der Aufprall ließ den gesamten Truck wackeln.
Ich wich zurück, blieb aber zwischen Laney und der Tür. Hoffentlich konnte ich was immer dort durch kam aufhalten. Als ich gerade wieder meinen Verstand ausstrecken wollte, öffnete sich die Tür kreischend – und Simon stand vor mir.
Mir klappte das Kinn runter und er warf den Kopf zurück, als hätte ich ihn geschlagen. „Du!“ Das Wort keuchte aus ihm heraus. „Was zur…“ Seine Augen wurden groß, als wäre mich in diesem Truck zu finden, die schlechteste Wendung an einem eh schon beschissenen Tag.

Im Kindle-Shop: Open Minds - Gefährliche Gedanken (Mindjack #1)

Mehr über und von Susan Kaye Quinn auf ihrer Website, bei Facebook und auf Twitter.

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