29. März 2016

'Giftige Erde: Ein Ostfrieslandkrimi' von Harald H. Risius

Ein Umweltskandal erschüttert Ostfriesland. Nach einer romantischen Nacht auf ihrem Segelboot wollen Bauleiter Karl Eilers und Kommissarin Susi Wildtfang die nahegelegene Großbaustelle eines Hotels am Großen Meer inspizieren. Entsetzt müssen sie feststellen, dass das Gelände großflächig mit Gift kontaminiert wurde. Sie finden vier schwerverletzte Arbeiter. Kurz darauf stirbt einer. Mord!

Ein Fall für Susi und ihren Chef Hauptkommissar Brunner. Die Ermittlungen konzentrieren sich zunächst auf eine Sekte, die sich dem Umweltschutz verschreiben hat und den Bau stoppen will.
Der Fall bekommt eine Wende, als ein Hamburger Baulöwe tot aufgefunden wird. Seine Geliebte gerät in Verdacht. Zwei Morde ohne erkennbares Motiv – Brunner und Susi sind verzweifelt. Hinni Boomgarden, der Bauherr des Hotels, erhält eine Mail mit Morddrohungen. Gelingt es, die Täter rechtzeitig zu stoppen?

Dieser neue Ostfrieslandkrimi von Harald H. Risius bezieht seine Spannung aus der realistischen Handlung, die unerwartete Wendungen nimmt, und aus der authentischen Beschreibung Ostfrieslands mit seiner herrlichen Landschaft und den oft eigenwilligen, aber liebenswerten Bewohnern.

In der Reihe „Sail & Crime“ mit Hinni und Renate erschienen auch: „Regatta mit Nebenwirkungen“, „Kreuzfahrt in Gefahr“, „Mord mit Risiken“ sowie die beiden Segelromane „Leinen los Pack’ mers“ und „Palmen an Backbord“. Alle Titel lassen sich auch unabhängig voneinander lesen.

Gleich lesen: Giftige Erde: Ein Ostfrieslandkrimi

Leseprobe:
Ohne es zu merken, geht Karl schneller und Susi hat Mühe mit ihm Schritt zu halten. Plötzlich bleibt sie stehen. „Karl was ist das?“
„Was soll das sein? Löwenzahn und Gras. Überall wo keine Gebäude entstehen, haben wir die Wiese unberührt gelassen.“
„Karl, alle Pflanzen sind verwelkt, die sind tot! Bleib’ stehen, hier geht es nicht mit rechten Dingen zu.“
Karl will vorwärts stürmen. Er sieht, dass offensichtlich Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurde, dafür möchte er den Verantwortlichen sofort zur Rede stellen. Solche Aktionen sind dem Image nicht förderlich. Es ist ein naturnahes Projekt und das gilt auch für die Bauphase. Die Naturschutzvereine haben das anerkannt und unterstützen die Idee sogar. Da würde der Einsatz von chemischen Unkrautmitteln das bisherige Wohlwollen sehr schnell zunichtemachen.
„Bleib’ stehen Karl, sofort!“, beharrt Susi auf ihrer Forderung und hält ihn kraftvoll am Ärmel. „Da wurde Gift verstreut, kein normaler Unkrautvernichter. Riech doch mal.“
Karl bleibt tatsächlich stehen, beugt sich zur Erde hinunter und schnüffelt. „Du hast Recht, Scheiße! Ich kann mich täuschen, aber ich befürchte, das ist PCB, Pentachlorbenzol. Wo kommt das her, wir verwenden es nicht. Das Zeugs ist hochgiftig und verboten.“
„Schnell weg hier, Karl“, fordert Susi. „Wo sind die Arbeiter?“
„Oh Gott“, schießt es Karl durch den Kopf. „Die Arbeiter!“ Kein Mensch ist zu sehen, auf der gesamten Baustelle herrscht absolute Ruhe. Plötzlich scheint für ihn die Welt stehengeblieben zu sein: Der Wind ist nicht mehr spürbar, kein Grashalm bewegt sich, sogar die Vögel fliegen und zwitschern nicht mehr. Als ob es kein Leben mehr gäbe.
Er reißt sich zusammen: „Vielleicht sind sie im Baucontainer. Die Leute schlafen da manchmal auch.“
„Karl, wie kommen wir dahin, ohne hier über das verseuchte Gelände laufen zu müssen?“
„Von der Straße aus, folge mir!“
Karl rennt etwa fünfzig Meter seitwärts über die Wiese und Susi läuft ihm nach. Sie kommen an einen Schlot, einen Entwässerungsgraben der die Wiese begrenzt, dahinter befindet sich eine schmale, provisorisch geschotterte Zufahrtstraße. Sie springen über den Graben, biegen nach rechts auf die Straße und laufen auf den Container zu.
Der Chemikaliengeruch wird stärker, je näher sie kommen. Susi möchte am liebsten stehenbleiben, um sofort ihre Kollegen oder zumindest die Feuerwehr zu rufen. Hier wurde eine Straftat begangen, sie weiß nur noch nicht, was genau geschah und welchen Umfang es hat. Aber wenn dort Leute in dem Baucontainer sind und womöglich das Gift eingeatmet haben, dann ist Gefahr in Verzug. Jede Minute zählt in dem Fall. Sie drückt den Ärmel ihrer Jacke in das Gesicht, versucht so flach wie möglich zu atmen und rennt.
Schließlich steht sie vor dem Container, ein Fenster ist nur angelehnt. Sie zieht es auf und sieht hinein. „Karl, da sind Menschen drin“, schreit sie dann. „Wir müssen sie rausholen. Wo ist der Schüssel?“
Karl ist bereits an der Tür, reißt sie mit einem Ruck auf, hält die Luft an und stürmt in den Raum. Gleich darauf schleift er einen leblosen Mann hinaus. Er nimmt ihn auf den Arm, trägt ihn auf die andere Straßenseite und legt ihn auf das taufrische Gras. Dort befindet sich kein Gift, das hofft er zumindest.
Susi beugt sich über den reglosen Menschen und versucht den Puls zu fühlen.
„Hilf mir, da sind noch mehr“, keucht Karl, als er mit einem weiteren Mann herauskommt. Sie läuft an die offene Tür und erfasst mit einem Blick die Situation: Ein beissender Geruch beherrscht den Raum, vier einfache Feldbetten sind hier aufgestellt, zwei sind leer, auf den beiden anderen liegen Männer in T-Shirts und Jogginghosen. Sie eilt zu dem Mann, der ihr am nächsten liegt, nimmt alle ihre Kräfte zusammen, hebt den schweren Körper von dem Bett und schleift ihn zur Tür. Karl kommt bereits zurückgerannt, nimmt ihr den Mann ab und trägt ihn weiter auf die andere Straßenseite.
Susi holt tief Luft und hält dann den Atem an. Sie läuft noch einmal in den Raum und zerrt den letzten Arbeiter von dem Bett, greift seinen Oberkörper und schleift ihn über den Boden zur Tür. Sie keucht vor Anstrengung, Schweißperlen bilden sich auf ihrer Stirn, aber sie gibt nicht auf. Der Mann muss raus aus dieser stinkenden Bude, und zwar so schnell wie möglich. Jede Minute kann über Tod oder Leben entscheiden.
Gemeinsam mit Karl schleppt sie den bewegungslosen Körper auf die andere Straßenseite, neben seine Kollegen. Hastig nestelt sie ihr Handy aus der Jeanstasche und wählt den Bereitschaftsdienst der Polizei: „Moin Jens, hier ist Susi Wildtfang“, keucht sie schwer atmend. „Ich bin am Hotelneubau am Großen Meer, du weißt, wo das ist. Ein Notfall, ich brauche Hilfe, sofort! Wir haben vier ohnmächtige Menschen, der Puls ist schwach, aber noch da. Wahrscheinlich sind alle vergiftet. Die Ursache ist unklar, möglicherweise PCB, sagt der Bauleiter. Der Rettungsdienst und die KTU sollen Sauerstoffgeräte und Schutzanzüge mitbringen. Gebt auch Brunner Bescheid, der muss hier rauskommen. Wir ermitteln wegen schwerer Körperverletzung, vielleicht auch Mord. Je nachdem, was die Notärzte noch tun können.“
Sie beantwortet ein paar Fragen und steckt ihr Handy zurück in die Tasche. Immer noch heftig atmend bringt sie aufgeregt heraus: „Siehst du Karl, darum müssen wir auch sonntags arbeiten.“

Im Kindle-Shop: Giftige Erde: Ein Ostfrieslandkrimi

Mehr über und von Harald H. Risius auf seiner Website.

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