22. Juli 2016

'Es kommt mir bulgarisch vor' von Danka Todorova

Die Erzählungen in diesem Buch entführen den Leser in die Welt der Reisenden nach und in Bulgarien und lassen ihn an ihren Erlebnissen teilhaben, teils heiter, teils betrüblich, manchmal traumhaft-abenteuerlich, wie das Leben eben so spielt, immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen, dem Glück und wahren Gefühlen.

Gleich lesen: Es kommt mir bulgarisch vor









Leseprobe:
Unter dem großen Hut in der Farbe des Meeres blickten mich warme, weit geöffnete Augen an und ein Lächeln, das einen warmherzigen Menschen verbarg. Wir suchten einen gemütlichen Tisch in der Ecke des Cafés im zweiten Stock im Zentrum des Busbahnhofs. „Wenn du erlaubst, lasse ich meinen Hut auf, er ist ein Teil meiner Garderobe, ich mag es so!“ Ich lachte und erlaubte es mit leichtem Kopfnicken. Ihr Name war ein Blumenname und die exotischen farbigen Blumen auf ihrer Bluse hörten mit mir ihre Geschichte.
„Ich fahre jedes Wochenende in eine andere Stadt, wo meine Radiostation ist, dort mache ich alle wöchentlichen Sendungen für die Kinder, jeden Morgen. Lilia erzählt Märchen und ihre Sendungen sind sehr beliebt in der ganzen Welt. Aus Paris bekommt sie jede Woche Anrufe von Kindern, die ihre Sendungen gerne hören. Die junge Dame ist selbstbewusst und alleine, mit zwei Töchtern – eine große und eine kleine. Die kleine Tochter ist die erste Zuhörerin ihrer Geschichten. Lilia sagte, dass ihr Roman, den sie vor ein paar Jahren geschrieben hat, damit endet, dass ihre Frauenfigur alleine bleibt. Ihre Romanfrau ist auch selbstbewusst und hat die schreckliche Nachricht erfahren, dass sie an Krebs leidet.
Wie die meisten Autoren hier in Bulgarien, kann sie alleine ihre Bücher nicht publizieren. Die Verleger gaben ihr nur wenige Exemplare und die anderen gehörten ihnen. Es ist eine altbekannte Praxis der Verleger in Bulgarien, mit Autoren so zu arbeiten. Lilia träumte davon, ihre eigene Rubrik zu moderieren und wollte auch mit mir ein Interview über mein Bilderbuch führen. Das überraschte mich nicht, denn bei ihr sprudelten Energie und Ideen genauso wie bei mir, wie Hasen aus dem Gebüsch hüpfen. Ich hatte das Gefühl, dass sie wenig schläft und schreibt und schreibt und schreibt. „Eine Geschichte über einen kleinen Fisch, der nach Freundschaft sucht, kommt bald als Buch heraus“, sagte sie.
Ich moderierte früher meine eigene Radiosendung und konnte die unerschöpfliche Heiterkeitsquelle von Lilia verstehen. Sie nahm eine Prise Musik, eine Prise Gäste, vermischte sie mit Zuhörerbeiträgen, Hörspielen und Moderation – und der Sendekuchen war fertig.
„Eine klare, einfache Sprache, Strukturierung der Sendung, neugierig machen, und der Hörer landet bald im Unterhaltungstopf meiner Sendung“, lachte Lilia und sagte: „Die Brücken zu den Zuhörern zu bauen und seinen eigenen Stil und seine Persönlichkeit zu finden, macht etwas aus. Und du hast Spaß.“
Ich bewunderte diese unerschöpfliche Energie, die Lilia ausstrahlte und hatte großen Respekt, wie sie als eine moderne Frau alles unter einen Hut brachte. Ihre kleine Tochter wartete auf das versprochene Spiel auf dem Spielplatz. Ich sah später, als sie sich verabschiedete, wie der Hut, ihr Markenzeichen, sich langsam zur Ausgangstür bewegte und lachte „Frauen, Frauen, wir sind einfach unverwechselbar. Wer sich unter einem Hut versteckt, brauchen wir nicht zu fragen. Das Leben sagt uns alles.“

Im Kindle-Shop: Es kommt mir bulgarisch vor

Mehr über und von Danka Todorova auf ihren Blogseiten.



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