3. August 2016

'Herz in Gefahr' von Marsha Canham

Er suchte den Kampf und fand die Liebe …

Die schöne junge Engländern Catherine Ashbrooke hat sich eigentlich schon den perfekten Ehemann auserkoren. Um ihren Willen zu bekommen und ihn eifersüchtig zu machen, flirtet sie heftig mit einem gutaussehenden Fremden.

Doch aus ihrem gewagten Spiel wird schnell tödlicher Ernst, denn der Fremde macht sie unversehens zu seiner Ehefrau und nimmt sie mit in seine schottische Heimat. Dort stellt sich Reafer Montgomery alias Alexander Cameron als schottischer Freiheitskämpfer auf Seiten Bonnie Prince Charlies – und damit als eingeschworener Feind Englands – heraus.

Kann aus ihren Differenzen Liebe entstehen? Und liebt er so leidenschaftlich, wie er kämpft?

Gleich lesen: Herz in Gefahr

Leseprobe:
Catherine zügelte ihr Pferd auf der bewaldeten Hügelkuppe und wartete mit funkelnden Augen und lautem Herzklopfen ab, ob jemand ihr durch den dichten Forst gefolgt war. Nichts deutete darauf hin, doch sicherheitshalber lenkte sie den Rotschimmel in eine Mulde. Im Schutz hoher Tannen atmete sie tief durch und frohlockte, weil es ihr mühelos gelungen war, die Jäger abzuschütteln, die sich mehr für sie als für den Fuchs interessiert hatten. Ihre Wangen glühten vor Aufregung, obwohl die zweibeinigen Bluthunde in diesen Wäldern, die sie von klein auf kannte, natürlich von vornherein benachteiligt gewesen waren.
Lachend beugte sie sich im Sattel vor und tätschelte den Hals ihrer Stute. „Das haben wir gut gemacht, meine Schöne! Und jetzt werden wir uns eine Belohnung gönnen.“ Die nächste Lichtung war nur wenige hundert Meter entfernt, und dort gab es einen Bach, dessen klares Wasser nach weichem grünen Moos und fruchtbarer Erde schmeckte.
Aus der Ferne war lautes Hundegebell und das dumpfe Echo der Trompete zu hören, die alle Reiter in die Formation zurückrief. Catherine überhörte dieses Signal, glitt aus dem Sattel und führte das Pferd am Zügel. Es störte sie nicht, dass ihre langen Röcke sich ständig im Unterholz verfingen, und sie genoss die Stille und die leichte Brise, die durch die Bäume strich und ihnen ein geheimnisvolles Geraune entlockte. Während sie die blonde Lockenpracht schüttelte und mit den Fingern kämmte, blieb sie in einem Dornengestrüpp hängen, und plötzlich lief ihr völlig unerwartet ein kalter Schauer über den Rücken.
Sie drehte sich hastig um und rechnete damit, das grinsende Gesicht eines scharlachrot gekleideten Jägers zu sehen, der sie aufgespürt hatte, doch sie war nur von Grün umgeben, das im Sonnenlicht silbrig schimmerte. Vögel zwitscherten, und Eichhörnchen sprangen behände von Ast zu Ast. Sobald sie sich vom ersten Schreck erholt hatte, lächelte sie inwendig und glaubte die krächzende Stimme ihrer alten Gouvernante zu vernehmen: Du solltest nie allein durch die Gegend streifen , kleines Fräulein, denn in den Wäldern wimmelt es nur so von Bösewichtern, die nicht nur hinter Wildschweinen her sind, sondern auch hinter Unschuldslämmern wie dir.
Catherines Lächeln verflog, als sie sich daran erinnerte, dass Miss Phoebe vor zwei Jahren am Fieber verstorben war. Die Gouvernante hatte sie oft streng gemaßregelt, aber sie hatte ihr auch ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermittelt – ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, Lady Caroline Ashbrooke, und zu ihrem Vater, Sir Alfred, der als neues Mitglied des Unterhauses kaum einen Gedanken auf seine Familie verschwendete, am wenigsten auf eine Tochter, die ihm nichts als Sorgen bereitete.
Sie wurde morgen achtzehn – ein besonders wichtiger Tag für jedes Mädchen, sogar für die verwöhnte Miss Ashbrooke, die schon seit zwei Jahren von Männern umschwärmt wurde und sechs Heiratsanträge erhalten hatte. Das war zwar sehr schmeichelhaft, aber sie konnte sich kaum an die Gesichter der Freier erinnern, weil sie ihre Wahl längst getroffen hatte.
Ihr Märchenprinz war zum Glück hier in Derby stationiert: Oberleutnant Hamilton Garner, ein atemberaubend attraktiver Mann, groß und muskulös, der beste Fechter seines Dragonerregiments. Catherine hatte sich auf den ersten Blick in den achtundzwanzigjährigen Sohn eines Londoner Bankiers verliebt, und sie ließ sich auch nicht davon abschrecken, dass er immer von schönen Frauen umgeben war und nicht den besten Ruf hatte. Die Gerüchte über seine skandalösen Affären, über seinen Jähzorn und unnötige Duelle stachelten sie nur zusätzlich an, diesen Weiberhelden zu erobern und zu zähmen. Es stand für sie fest, dass ein solcher Mann nur die begehrteste Erbin von Derby als Gemahlin in Betracht ziehen würde, und nachdem er die letzten drei Monate damit zugebracht hatte, Rekruten auf Kuhweiden zu drillen, während sie sich in London vergnügte, würde er jetzt bestimmt nicht länger zaudern, um ihre Hand zu bitten.
Die Aussicht, dass sie um Mitternacht ihre Verlobung mit Hamilton Garner bekanntgeben würde, beschleunigte ihren Puls und beschwingte ihre Schritte, bis sie einen großen Wacholderstrauch umrundete und wie angewurzelt stehenblieb.
Die Lichtung, die sie gesucht hatte, lag direkt vor ihr. Grünes Farnkraut säumte das Bachbett, und die Wasseroberfläche schimmerte silbrig. Die Sonnenstrahlen fielen aber auch auf den nackten Oberkörper eines Mannes, der im weichen Moos kniete und sich an dem kühlen Wasser labte. Schreckensstarr überlegte Catherine, ob sie einen Wilddieb ertappt hatte. Der Fremde kehrte ihr den Rücken zu, doch er sah weder zerlumpt noch ausgehungert aus. Seine Reithose war sauber und schien für die langen, muskulösen Beine maßgeschneidert zu sein, und die Stiefel aus teurem Leder waren auf Hochglanz poliert. Ein Hemd aus feinem weißen Leinen lag neben einem roten Wollrock im Moos.
Er wusch sich das Gesicht und fuhr mit den Fingern durch die feuchten schwarzen Haare, die in weichen Wellen auf breite bronzefarbene Schultern hinabfielen. Derart erfrischt, stieß er einen zufriedenen Seufzer aus.
Warum er hier angehalten hatte, war offensichtlich, und wie er hergekommen war, wurde ihr klar, als ein Pferd wieherte. Von Sonnenstrahlen halb geblendet, hatte Catherine den riesigen schwarzen Hengst bisher nicht bemerkt, der jetzt wachsam die Ohren aufstellte und die Nüstern blähte, weil er die Stute witterte. Der Mann reagierte blitzschnell auf die Warnung seines Rappen: Er griff unter seine auf der Erde liegenden Kleidungsstücke und hatte plötzlich eine Pistole in der Hand, und im selben Moment sprang er auf und richtete die Waffe gegen seinen vermeintlichen Angreifer. Vor Schreck stieß Catherine einen Schrei aus, ließ Hut und Handschuhe fallen und presste ihre Hände auf den Mund.
Schwarze Augen funkelten gefährlich, blinzelten verwirrt, und langsam senkte sich der Arm des Fremden. „Hat Ihnen nie jemand gesagt, dass es lebensgefährlich sein kann, sich rücklings anzuschleichen?“
Die barsche Stimme weckte sofort Catherines Widerspruchsgeist. „Und hat man Ihnen nie gesagt, dass man Privateigentum nicht unbefugt betreten darf?“
Er blinzelte wieder, und seine dunklen Augen wirkten weniger raubtierhaft als kurz zuvor. „Wie bitte?“
„Sie sind unbefugt auf Privatgrund eingedrungen“, wiederholte Catherine scharf. „Wenn ich ein Wildhüter wäre, hätte ich Sie ohne Vorwarnung erschießen dürfen.“
„Dann muss ich wohl heilfroh sein, dass Sie keiner sind!“ Die schwarzen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Darf ich fragen, was eine junge Dame so ganz allein hier im Wald treibt?“
„Nein, das dürfen Sie nicht! Ich würde an Ihrer Stelle schleunigst das Weite suchen, denn dieses Land gehört Sir Alfred Ashbrooke, und ich kann Ihnen versichern, dass er mit Wilddieben und ähnlichem Gesindel kurzen Prozess zu machen pflegt.“
Der Fremde musterte sie langsam von Kopf bis Fuß. „Und ich pflege normalerweise kurzen Prozess mit Leuten zu machen, die mich als Wilddieb bezeichnen!“, grinste er.
Seine Unverschämtheit versetzte Catherine noch mehr in Wut. „Vierzig Mann nehmen hier an einer Fuchsjagd teil, und ich brauche nur laut um Hilfe zu schreien…“
„Es spricht für Ihre Vernunft, dass Sie sich Ihrer gefährlichen Lage bewusst sind“, fiel er ihr schmunzelnd ins Wort. „Sie hätten die Warnungen Ihres Kindermädchens befolgen sollen, nie allein in den Wald zu gehen.“
Catherine riss erstaunt die Augen auf. „Woher wissen Sie…?“
„Gehört es nicht zu den elementarsten Pflichten jeder Erzieherin, ihren Schützling auf die Risiken einsamer Streifzüge hinzuweisen?“ Der Mann bückte sich und hob sein Hemd vom Boden auf. „Sie können von Glück sagen, dass Sie nicht irgendeinem skrupellosen Kerl begegnet sind, den weder Ihre scharfe Zunge noch Ihr aufbrausendes Wesen sonderlich beeindrucken würden.“

Im Kindle-Shop: Herz in Gefahr

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