17. Oktober 2016

'Brigida und der Clown' von Kirsten Karneol

Immer geht es im Leben um die Liebe … aber wohin führt sie uns?

Das Buch erzählt die Geschichte einer romantischen und ungewöhnlichen Liebe zwischen Brigida und dem Clown. Als sich die beiden in den späten Achtzigern in der ehemaligen DDR scheinbar zufällig begegnen, erlebt Brigida zum ersten Mal in ihrem bisher eher eintönigen Leben einen Hauch von Glück.

Brigida und der Clown scheinen wie füreinander geschaffen. Sie müssen jedoch so manche schmerzvolle oder sogar tragische Herausforderung bestehen, und am Ende offenbart sich den beiden ein wahrlich dramatisches Geheimnis, das alles auf den Kopf stellt. Auch regen sich Zweifel, ob wirklich alles, was geschehen ist, nur auf Zufällen beruhte …

Gleich lesen: Brigida und der Clown oder die Notwendigkeit der Liebe

Leseprobe:
»W-w-wer sind Sie und was machen Sie hier?«, stammelte Brigida.
Natürlich, sie erkannte sofort, dass es sich offensichtlich um den Clown handelte, den sie vorhin in der Manege gesehen hatte. Und der Clown trug auf dem Arm ein Tier, ein weißes Kaninchen. Der Clown machte, so wie er da stand, den Eindruck, als habe er ausschließlich auf Brigida gewartet, als stünde er alleine ihretwegen vor dem Zeltausgang, mit diesem weißen Kaninchen auf dem Arm.
Leichte Bangigkeit überkam Brigida. Der Clown hatte sie schon in der Probevorstellung fasziniert, hatte sie emotional sehr tief berührt. Und nun stand er hier und schwieg, sah sie nur an. Um seinen geschminkten Mund herum spielte ein feines Lächeln und auch seine dunklen Augen schimmerten sanft.
Spontan fasste Brigida den Entschluss, einfach an diesem Clown vorbeizugehen, davonzulaufen, sich nicht mehr umzuschauen. Aber der Mann legte ihr sacht die Hand auf den Arm, es fühlte sich beinahe zärtlich an. Brigida blieb stehen und sah geradewegs in das Gesicht des jungen Mannes mit dem großen, kirschroten Mund und den ausdrucksvoll geschminkten Augen. Und dann schaute ihr der Clown ganz tief in die Augen, so als gäbe es zwischen ihnen mehr als nur diese flüchtige Begegnung, als würden sie sich schon sehr lange kennen.
Brigida lächelte ebenfalls. Es war auf einmal ein ganz neues, ein warmes Gefühl in ihr, das ihr guttat und das in ihr eine ferne Erinnerung wachrief, die nichts mit der erbärmlich hässlichen Stadt, dem alten Fabrikgelände und dem windschiefen Verkaufshüttchen zu tun hatte: Eine sachte Ahnung von Glück, ein verzauberter Moment, und was es sonst noch für große Worte gibt, die die Dichter ihren Helden in den Mund legen, wenn sie das eine große Gefühl der Liebe ereilt.
Sanftheit und Zärtlichkeit legte sich wie ein hauchdünner Schleier über diese beiden jungen Menschen am Ausgang des Zirkuszeltes, schirmte sie ab gegen alles Banale und Belanglose dort draußen in der Welt. Doch, ach, so fein, so fragil war der Schleier, der sie beide umgab. Ein einziger unbedachter Wimpernschlag, und er würde entzweireißen.
Und wirklich, es war schnell vorbei. Der kostbare, zauberhafte Moment verstrich. Und plötzlich wussten sie beide, der Clown und das Mädchen, nicht mehr, was sie machen sollten. Sie erkannten, wie sie beide in ihrer bloßen Empfindsamkeit voreinander standen und es ergriff sie die Verlegenheit.
Keiner sprach ein Wort, so als fürchteten sie sich beide vor der Trivialität des Alltäglichen. Dann drehte sich der Clown einfach um und ging davon, mit dem weißen Kaninchen auf dem Arm. Und Brigida blieb verwirrt zurück.
Aber es war geschehen, eine Tür hatte sich einen winzigen Spalt breit geöffnet, nur eben so weit, dass ein einziger Sonnenstrahl hindurchpasste. Doch ein Anfang war gemacht.

Im Kindle-Shop: Brigida und der Clown oder die Notwendigkeit der Liebe

Mehr über und von Kirsten Karneol auf ihrer Website.

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