19. Dezember 2017

'Mädchenklo: Das gaanz normale Leben!' von Silke Boger

Ebbes isch immer! Das kann Bankerin Peri nur bestätigen. Mit Ende vierzig kennt sie die liebenswürdigen und eigenwilligen Seiten ihrer Mitmenschen und das Kuddelmuddel des Lebens nur zu genau. Sie erzählt mit viel Witz und Ironie aus dem „gaanz“ normalen Leben: Familie, Freunde, Job, Reisen, Shopping… alles dabei.

Heilix Blechle, was doch so alles passieren kann! Darüber ist Peri, eine treue VfB-Dauerkarten-Inhaberin, manchmal selber überrascht. Die weiblichen Fangruppen „Neckargrätschen“ und „Schwabenfröschle“ auf dem Mädchenklo in der Stuttgarter Mercedes-Benz Arena sind da noch harmlos. Wer dieses Buch zur Hand nimmt, sollte auf Lachen vorbereitet sein.

Gleich lesen: Mädchenklo: Das gaanz normale Leben!

Leseprobe:
Vorspiel
„Upps“, denke ich, „ist es möglich, dass in der Kabine nebenan gerade ein Biber absäuft?“
Krampfhaft versuche ich mich zu konzentrieren, um den nicht eben appetitlichen Ort möglichst schnell zu verlassen. Die gurgelnden und zugleich krächzenden Geräusche nebenan schwellen aufs Unerträgliche an. Mit der geballten Gelassenheit meines partyerfahrenen Körpers versuche ich meine ultraheißen, aber ziemlich unpraktischen Lederleggins langsam hochzuziehen, ohne größere Mengen Toilettenpapier darin zu verwickeln. Auf der Peinlichkeits-Skala von Null bis Zehn gibt es nämlich leider eine klare Elf für das Verlassen von Toiletten mit gleichzeitigem Schleppe-hinter-sich-herziehen in Form einer halben Papierrolle.
„Scheiß Rosé-Schorle“, gurgelt der Biber nebenan.
„Ich hätte definitiv heute Abend auf mein Sofa hören und mich zuhause aufhalten sollen“, grunzt es aus der Damentoilette neben mir.
„Carlotta, reiß dich zusammen“, erwidere ich, „Rosé-Schorle gehört doch normalerweise zu deinen einfachsten Getränken.“
„Ja, aber nicht wenn es abwechselnd mit Prosecco Aperol und Ramazzotti in unbeschreiblichen Mengen und mit hoher Geschwindigkeit in mich hineingeschüttet wird.“
Carlotta hat Recht, kein normaler Frauenkörper kann diese Dosis Alkohol unbeschadet und ohne sofortiges Einsetzen von menstruationsähnlichen Bauchkrämpfen überstehen.
„Egal“, sage ich, „komm jetzt bitte wieder aus diesem ätzenden Mädchenklo raus, wir sind schließlich nicht zum Vergnügen hier.“
Carlotta kriecht neben mir in den Vorraum, der gefühlt lediglich 1 x 2 Meter großen Toilettensituation, immer noch würgend und zerknittert wie eine ausgedrückte Tube Zahnpasta.
„Ich trag dir noch einen Hauch roséfarbiges Rouge auf, dann gehen wir wieder an den Start“, versuche ich die Situation mit einem kleinen, gut gemeinten Scherz aufzupäppeln, aber als ich in die blutleeren Augen meiner besten Freundin blicke, ist mir klar, dass uns nur noch ein Wunder eine unbeschwerte Restnacht bescheren kann.
„Entschuldigen Sie bitte, dürfte ich mir ihren Labello kurz ausleihen?“ Irritiert blicke ich mich um.
Nicht die Tatsache, dass ich gesiezt werde, bringt mich aus der Fassung, sondern sehr konkret der verbal geäußert Wunsch meinen Labello second-hand zu benutzen, wo ich mir doch eben nicht nur ausgiebig die Lippen, sondern auch das Innere meiner Nasenlöcher damit benetzt habe.
„Ääähh, klaro, hier hast du ihn.“
Ich reiche das Objekt der Begierde der Waschbecken-Nachbarin weiter, die ich just in diesem Moment als Auszubildende meiner Firma identifiziere.
„Cool, dass Sie selbst in ihrem Alter noch hier ins ‚Glam‘ kommen, übel gute Stimmung heute und echt geile Musik“, textet mich das junge Huhn zu.
Sie redet und führt – kreisch – parallel meinen kostbaren Labello ausgiebig über ihren bereits mit Lippenstift plus Lipgloss bemalten Mund.
„Hoffentlich bin ich mit Fünfzig auch noch so aktiv im Nachtleben unterwegs“, zwitschert das blöde junge Monster neben mir, drückt mir den Pflegestift wieder zurück in meine vor Entsetzen schlaff am Körper herabhängenden Hände und verschwindet in die Club Area.
„Mit Fünfzig“, quietscht Carlotta neben mir, „wie Hammer ist das denn, dass muss ich gleich den anderen Mädels erzählen.“
Ich schwöre mir sofort und unwiderruflich, der vorlauten Azubine bei nächstbester Gelegenheit eine desaströse Beurteilung auszustellen, mit der sie bestenfalls noch in der Postverteilungsstelle eingesetzt werden kann.
„Mit Fünfzig“, äffe ich Richtung Carlotta, „bin ich immer noch fitter als du betrunkenes Nagetier. Jetzt aber erst recht zurück in die Location und nochmals richtig Gas geben.“

Im Kindle-Shop: Mädchenklo: Das gaanz normale Leben!

Mehr über und von Silke Boger auf der Website des Pinguletta Verlages.



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