25. Juni 2018

'Herzchaos' von Rosita Hoppe

Kindle (unlimited)
Carolin hat alles, wovon viele Frauen träumen: Einen netten Mann, eine tolle Tochter, ein Haus, Freundinnen, die mit ihr durch dick und dünn gehen, dennoch spürt sie, dass ihr etwas im Leben fehlt.

Das Verhältnis zu ihrem Mann hat sich im Laufe der Jahre abgekühlt. Sie leiden beide darunter. Da lernt sie Robert kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Nur die Verantwortung ihrer Familie gegenüber hindert sie daran, für Robert alles aufzugeben.

Carolin ist bereit, um ihre Liebe zu kämpfen und einen Neuanfang zu wagen. Doch ausgerechnet in diesem Augenblick schlägt das Schicksal grausam zu ...

Leseprobe:
Die Tage vergingen wie im Fluge. Die Nachmittage verbrachten sie regelmäßig am Strand. Teils zu zweit, teilweise mit anderen Müttern und Kindern aus dem Kurheim. Wenn es die Zeit erlaubte, unternahm Caro lange Strandspaziergänge. Ab und an joggte sie mit anderen Frauen. Sie liefen immer den gleichen Weg. Erst durch das Wäldchen und weiter über die Dünen zum Strand. Als Caro das erste Mal über diesen Dünenabschnitt gekommen war, hatte es ihr den Atem verschlagen. Und so war es jedes Mal wieder, wenn sie diese Stelle passierte. Der Blick war traumhaft. Der Strand, an dieser Stelle bestimmt einhundertfünfzig Meter breit, war unterbrochen von einem kleinen See. In der Ferne glitzerte die Nordsee, und die Sicht war so gut, dass sie die Nachbarinsel Baltrum erkennen konnte.
Es war atemberaubend. Caro hatte bei Kurantritt keine Ahnung gehabt, wie schön es hier war. Sie war froh, auf dieser Insel gelandet zu sein. Und sie hoffte, diese Umgebung könne ihr etwas Seelenheil zurückbringen.
Caro unternahm mit Lisa ab und zu einige Fahrradtouren, um die ganze Insel kennen zu lernen. Glücklicherweise hatten sie meistens schönes Wetter. Sie badeten auch einige Male im Meer. Das Wasser war zwar frisch, aber sie konnten es gut aushalten. Lisa hatte schon Unmengen von Muscheln gesammelt und Caro fragte sich, wie sie die alle heil nach Hause bekommen sollten.
Inzwischen waren sie beinahe drei Wochen auf der Insel. In den letzten Tagen hatte sich Caro ganz gut gefühlt - bis heute. Ihr zweites Einzelgespräch, das sie heute mit dem Psychologen gehabt hatte, hatte sie emotional zurückgeworfen. Das erste Gespräch bei Kurantritt war schon aufwühlend gewesen, doch heute war es über ihre Kräfte gegangen.
Lisa lag an diesem Abend schon früh im Bett. Sie war sehr müde, da die Kindergruppen einen Ganztagesausflug über die Insel unternommen hatten. Caro entschied sich für einen spontanen Abendspaziergang, sie musste unbedingt ihren Kopf freikriegen. Sie sprach mit Lisa und anschließend mit dem Nachtdienst. Die Dame versprach, mehrmals nach Lisa zu schauen. So konnte sich Caro beruhigt auf den Weg machen. Sie brauchte dringend frische Luft und musste sich vom Abendwind die trüben Gedanken wegpusten lassen.
Caro radelte zum Strandabschnitt, auf dem die Strandkörbe standen. Zuerst spazierte sie am Wasser entlang, den Blick in die Ferne gerichtet, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Schließlich setzte sie sich in einen Strandkorb. Sie blickte aufs Meer hinaus, das sich im Horizont verlor und all die schlimmen Momente der vergangenen Monate liefen wie ein Film vor ihr ab.
Allmählich färbten sich die Sonne und der Himmel rot. Wäre sie in anderer Stimmung gewesen, hätte sie sich über diesen wundervollen Anblick freuen können. Überall sah sie verliebte Pärchen am Strand sitzen oder spazieren gehen. Der Anblick dieser verliebten Menschen gab Caro einen heftigen Stich ins Herz. Sie zog ihre Füße auf die Sitzbank und umschlang ihre Beine mit den Armen. Ihre Stirn sank auf die Knie. Kummer und Wut brachen aus ihr heraus und ließen sich nicht stoppen. Sie weinte hemmungslos. Warum hatte das Schicksal sie so hart getroffen?
Ein paar Strandkörbe weiter saß ein einzelner Mann und hing seinen Gedanken nach. Er fühlte sich einsam. Auf einmal glaubte er ein Schluchzen zu hören. Als es nicht aufhörte, sondern im Gegenteil immer heftiger wurde, erhob er sich und ging dem Geräusch nach. „Kann ich Ihnen helfen? Ist etwas passiert?“, sprach er die zusammengesunkene Gestalt an, die inzwischen leise vor sich hin wimmerte.
Caro hob den Kopf und konnte nur eine verschwommene Gestalt erkennen.
Obwohl die Dämmerung hereingebrochen war und diese Frau ein total verheultes Gesicht hatte, wusste Robert auf Anhieb, wen er vor sich hatte. Er sank fassungslos in den Sand und glaubte zu träumen. „Caro…“ Er fummelte ein Taschentuch aus seiner Jackentasche hervor und wischte ihr damit die Tränen ab.
Caro hatte noch gar nicht richtig begriffen, wer vor ihr im Sand kniete und starrte diesen Mann ungläubig an. Sie wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Jetzt, wo sie sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte und klarer sehen konnte, erkannte sie ihn. Ihr Herz machte ein paar unkontrollierte Hüpfer. „Robert? Bist du es wirklich? Wo kommst du denn auf einmal her?“
„Ich saß ein Stückchen weiter und habe aufs Meer hinausgesehen. Plötzlich hörte ich jemanden herzzerreißend weinen. Da musste ich einfach nachsehen, was los ist.“ Er schüttelte mit ungläubiger Miene den Kopf. „Dass ich dich ausgerechnet hier finde. Ich fasse es einfach nicht.“ Er setzte sich neben sie und strich ihr vorsichtig übers Haar. „Was machst du hier auf Langeoog und vor allen Dingen, warum weinst du so herzzerreißend?“
Caro schluchzte noch eine Weile vor sich hin, weil sich ihre Tränenflut nicht so einfach stoppen ließ. Mehrmals schluckte sie aufkommende Schluchzer hinunter und begann dann stockend zu erzählen. Warum sie hier war, vom Tod ihres Mannes und den vergangenen Monaten. Auch über ihre Sorgen in Bezug auf Lisa und wegen des Hauses.
Robert unterbrach sie nicht. Ihm tat das Herz weh, als er hörte, was sie alles durchgemacht hatte. Er sah sie die ganze Zeit an und konnte immer noch nicht fassen, dass er sie hier, wie Strandgut, aufgelesen hatte. Er hätte sie so gern in die Arme genommen und ihr gesagt, wie oft er in den vergangenen Monaten an sie gedacht hatte. Gleichzeitig spürte er, dass er sie in ihrer Verfassung damit vermutlich erschrecken und überfordern würde. So hielt er nur ganz fest ihre Hand und hörte zu.

Im Kindle-Shop: Herzchaos.
Mehr über und von Rosita Hoppe auf ihrer Website.



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