26. Oktober 2018

'Hovokk' von Giuseppe Alfé

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
So lange Brent Carpico zurückdenken kann, plagt ihn eine undefinierbare Furcht, die tief in seinem Bewusstsein verankert ist. Selbst als kampferprobter Lieutenant der Astrotroops, der Bodenarmee der Streitkräfte des interstellaren Völkerbundes „Hexagon“, erschüttern ihn wiederkehrende Albträume, die aus seiner Jugend zu rühren scheinen.

Was der Grund hierfür sein könnte, schwant ihm erst, als er bei einer Mission zum ersten Mal paranormale Fertigkeiten entdeckt, über die er verfügt. Woher stammen die Kräfte, die das starke Interesse seiner Vorgesetzten wecken? Und was ist ihm als Waisenkind in den Wirren der Maschinenkriege widerfahren?

Von seinem Oberkommando in dieser Frage bedrängt, sieht Brent sich gezwungen, nach einem chaotisch ablaufenden Kampfeinsatz zu desertieren. Bei diesem Vorhaben unterstützt ihn die Truppenärztin Polianna Reed. Begleitet werden sie von dem Mädchen Rona, deren Eltern auf dem Planeten Markkis I, der Heimatwelt der kriegerischen „Markkya“, als Siedler lebten und bei dem Kampfeinsatz ums Leben kamen. Ihre gemeinsame Flucht verschlägt sie in die Wildnis von Markkis I, wo sie von den Einheimischen aufgenommen werden und eine völlig neue Welt kennenlernen. Die Idylle ihres neuen Zuhauses gerät in Gefahr, als Brents Vergangenheit ihn wieder einholt …

Weitere Bücher von Giuseppe Alfé auf seiner Autorenseite.

Leseprobe:
November im Jahr 2201, auf der Aidon–Markkis–Achse
7506 Tage ohne Zwischenfall. Diese Zeitspanne entsprach knapp 21 Standard-Jahren. Diese Information war den Randnotizen der Hyperflow-Meldung zu entnehmen, die vor wenigen Stunden an Bord der Eco eingetroffen war. Noch einen Tag zuvor, am 7505. Tag seit der letzten kriegerischen Handlung auf der Aidon-Markkis-Achse, war vieles einfacher für Major Felix Ilomavis gewesen. Er hatte lediglich die Aufgabe verantwortet, von seiner intrastellaren Militärbasis aus Patrouillen zu koordinieren, die Sektoren zwischen dem Planeten Tarvia und der Sternenbasis Nativia zu überwachen und die meiste Zeit bloß mit dankbar stimmender Routine auszufüllen. Dies war nun vorbei.
Lock 1701, der Stützpunkt von Ilomavis‘ Bataillon, lag auf halber Strecke zwischen Tarvia und der Basis Nativia. Auf eben jener Basis war ein Zwischenfall eingetreten, der die makellose Friedensbilanz dieses Gebiets mit einem Schlag wieder zunichte gemacht hatte. Nativia war von einem Aggressor überfallen worden. Die Kunde von dem Überfall auf die Sternenbasis verfehlte nicht ihre Wirkung und sorgte für großes Entsetzen im Territorium des Hexagons.
Die anwesenden Soldaten, denen Major Ilomavis in einer eilig einberufenen Einsatzbesprechung jene Kunde vortrug, waren hartgesottene Zeitgenossen. Entsprechend gefasst verarbeiteten sie das soeben Gehörte. Die Angreifer waren bei ihrem schnellen Angriff rücksichtslos und gewaltsam vorgegangen. Die Verteidigung des wichtigsten Außenpostens im Terranischen Gürtel hatte viele Opfer gefordert. Am Ende hatten sie nicht verhindern können, dass die Basis fiel.
Der Verdacht, dass Aufständische von Markkis I etwas mit dem Angriff zu tun hatten, hatte sich weiter erhärtet. Späher der Astroflotte und der Geheimdienste hatten in den Sektoren des Roten Gürtels drei Kriegsschiffe der markkisianischen Republik Temarkk gesichtet. Des Weiteren erreichte eine Notmeldung des Frachters Sibawan den Flottenstützpunkt der interplanetaren Raumstation Nova, die besagte, dass ein Schiff des Temarkk–Geschwaders das Feuer auf sie eröffnet hatte. Was dort weiter geschehen war, wusste man nicht. Von der Sibawan gingen seitdem weder weitere Meldungen ein, noch reagierte sie auf Funksprüche von Nova.
In der jüngsten Meldung aus Nova hieß es, dass die Botschaften von Temarkk auf den Planeten Tarvia und Markkis V geschlossen worden waren. Die Botschafter waren in der vorherigen Nacht nach Markkis I aufgebrochen. Offiziell hieß es, dass sie zwecks dringender Konsultationen in die Heimat bestellt worden waren. Doch inoffiziell galt dieses Vorgehen als eindeutiger Beleg für die schon länger gehegte Vermutung des Hexagon-Oberkommandos, dass die markkisianische Teilrepublik einen offenen Krieg zu führen gedachte. Ihre Bewohner waren eine radikale Gruppierung, die sich von den Bashkerr, der markkisianischen Kriegerkaste, abgespaltet hatte. Bereits vor Jahrzehnten hatte Temarkk endgültig mit seinem restlichen Volk gebrochen und im Nordosten des Südkontinents auf Markkis I eine eigene Republik gegründet. Seitdem war es immer wieder zu Konflikten zwischen Temarkk und der markkisianischen Republik gekommen. Seit jeher hatte sich Temarkk durch die Präsenz der Menschen auf ihrem Heimatplaneten bedroht und bevormundet gefühlt. Die von der traditionellen Kriegerkaste der Bashkerr losgelöste Gruppe erkannte die Menschen als Verbündete nicht an, vielmehr waren sie davon überzeugt, die einzigen, echten Krieger ihrer Spezies zu sein. Sie bezeichneten sich selbst als Kertekk. In die Sprache der Menschen übersetzt bedeutete das Wort „Todesverächter“. Allmählich wurde klar, dass die Kertekk das Hexagon und somit das Bündnis herauszufordern gedachten, dem eigentlich auch ganz Markkis I angehörte.

All das war den anwesenden Soldaten bekannt. Jeder Bürger der Sechs Welten kannte die Geschichten aus der goldenen Ära der Planetenbesiedlung durch das Menschengeschlecht. In jener Epoche waren die ersten Vertreter der Menschen auf die markkisianische Spezies und ihre Heimatwelt gestoßen.
In dem abgedunkelten Besprechungsraum trug Major Felix Ilomavis seinem Bataillon der Tarvia–Division weiteres Hintergrundwissen vor, das wichtig für den bevorstehenden Einsatz war: „Wie Sie alle wissen, geht der aktuelle Konflikt mit Temarkk auf das Ende der Maschinenkriege zurück. Damals äußerten die Kertekk erstmals ihren Herrschaftsanspruch über ganz Markkis I. Am Anfang waren sie zuversichtlich, dieses Ziel ohne große Hürden zu verwirklichen, da sie im Verlauf des Krieges enorm an Ansehen in der Bevölkerung gewonnen hatten. Aber es kam anders. Markkis I trat nach Kriegsende dem neugegründeten Hexagon bei und wollte die Kertekk-Bewegung nicht länger dulden. Und so kam es seitdem immer wieder zu politischen Debatten mit den Anführern der Kertekk. Dies sorgte für Unruhe im Grenzgebiet zu den übrigen Staaten der Markkisianer. Eines Tages erklärten die Kertekk ihr Herrschaftsgebiet zur freien Republik. Daraufhin kam es vermehrt zu Übergriffen auf die in den Bashkerr-Kolonien lebenden Menschen seitens von Anhängern der Kertekk-Bewegung. Ihrer Ansicht nach haben die Maschinen die Markkya nur wegen ihrer unglückseligen Verbindung zu den Menschen angegriffen. Eine Schulddebatte, die seit Ende dieses Krieges immer hitziger geführt wurde, eskalierte. Die meisten Bashkerr, die Seite an Seite mit den Menschen gekämpft haben, lehnen diese Haltung bis zum heutigen Tage ab. Die fanatischen Kertekk verleumden ihre Artgenossen seit diesen Tagen als Verräter.“
Major Ilomavis ließ seinen Blick durch die Reihen der anwesenden Soldaten schweifen. Im ernsten Ton fuhr er fort: „Die Zahl der Übergriffe auf menschliche Siedler nimmt auf Markkis I stetig zu. Ich muss Sie wohl nicht an die Lynchmorde erinnern, die dort an Menschen begangen wurden. Danach reagierte unsere Regierung endlich. Tarvia entsandte zwei Kriegsschiffe nach Markkis I; auch, um Druck auf die markkisianische Staatsmacht auszuüben. Die Initiatoren der aufständischen Bewegung wurden daraufhin verhaftet. Es kam zu Prozessen und Verurteilungen. Allein vierundzwanzig Kertekk-Führer verbüßen mittlerweile ihre Haftstrafen auf Douis. Die Lage hat sich seitdem schon etwas beruhigt. Doch im Untergrund hat der Schwelbrand offenkundig nie gänzlich aufgehört. Der vorübergehende Rückzug der Kertekk hat darüber hinweggetäuscht, dass die Bewegung allem Anschein nach heimlich wiedererstarkt ist. Aus der neuesten Meldung unserer Nachrichtendienste geht eindeutig hervor, dass die Kertekk den Angriff auf Nativia verantworten. Aus diesem Grund sind Sie hier, ehrenwerte Soldaten und Offiziere: Wir werden uns Nativia zurückholen.“

Major Felix Ilomavis beendete seinen Vortrag. Im nur schwach beleuchteten Saal hatten alle Anwesenden seinen Ausführungen aufmerksam zugehört. Nun schwoll in der versammelten Menge das obligatorische Gemurmel an, das nach einer solch geballten Fülle an Informationen zu erwarten gewesen war. Der Major ließ sie geduldig gewähren. Nachdenklich betrachtete er sein Bataillon. Es bestand aus rund fünfhundert Mann. Hone-Krieger bildeten das Gros der einfachen Soldaten. Der Rang eines Sergeant war das Höchste, was man einem Hone zu gewähren bereit war. Sie ähnelten nur entfernt einem Menschen: Im Durchschnitt zwei Meter groß, bullig und mit ausgeprägter Muskulatur versehen. Die gänzlich haarlose Haut war schneeweiß und verstärkte die Andersartigkeit dieser künstlich erschaffenen Supersoldaten. Die blassblauen Augäpfel, stets ausdruckslos und unergründlich, schimmerten schwach im Zwielicht des dämmrigen Raums. Hones wurden zu einem einzigen Zweck gezüchtet: Um im Dienste der Menschen in den Krieg zu ziehen und selbstlos bis zum Tode zu kämpfen.

Wegen der Vorfälle auf Nativia war die Truppe des Majors von Lock 1701 abgezogen worden und an Bord des Troop Carriers Eco unterwegs zur überrannten Sternenbasis. Dieser Schiffstyp war wie geschaffen dafür. Wie der Begriff es schon andeutete, bestand der Hauptzweck der Troop Carrier im Transport großer Astrotroop–Verbände durch den Weltraum. Ihr Aufbau war daher vorrangig darauf ausgerichtet, möglichst viele Soldaten befördern zu können. Aus diesem Grund waren die Quartiere an Bord möglichst klein gehalten, das Interieur und sonstiger Komfort waren recht spartanisch. Scherzhaft bezeichneten Soldaten das Innenleben eines Carriers als „Bienenstock“. All die möglichen Vorzüge und Anlagen, die den Passagieren beispielsweise auf Kriegsschiffen zur Verfügung standen, ordneten sich auf einem Troop Carrier dem Ziel des Massentransports unter.

Im Kindle-Shop: Hovokk.
Mehr über und von Giuseppe Alfé auf seiner Website.



Labels: ,

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite