21. November 2018

'Alter Falter: Eine Liebeskomödie' von Barbara Zimmermann

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Ein Roman für die Freiheit!
Eine Liebeskomödie.

Als die fünf Rentner Mathias, Emil, Henry, Robert und Wolf einen Einberufungsbefehl für einen Bundeswehreinsatz in den Pyrenäen erhalten, sind nicht nur sie vollkommen aus dem Häuschen, auch für ihre Partnerinnen und Emils Möchtegernfreundin Mia beginnt ein neuer Lebensabschnitt und der ist nicht der schlechteste. Nach dem fragwürdigen Einsatz in einem entlegenen Bergdorf an der spanischen Grenze beschließen Emil, Robert und Henry in das glamouröse Nizza zu ziehen – und hier trifft Robert auf die freizügige Französin Jacqueline, die ihn nicht nur in sinnlicher Hinsicht an den Rand des Wahnsinns treibt.

Allen, auch den hier unerwähnt gebliebenen Helden gemeinsam ist, dass sie keinen Gedanken mehr an ein Leben in Belanglosigkeiten und Leerlauf verschwenden und jeden Augenblick intensiven Daseins mit sich und genießen – in diesem Sinne: ein echter Roman für das Feiern des Lebens in jeder Altersklasse.

Am Ende wird alles gut
und wenn es nicht gut ist, ist es auch nicht das Ende. (Oscar Wilde)


Leseprobe:
Emil traut seinen Augen nicht. Er hält die Einberufung zu einem Einsatz in den Pyrenäen in den Händen, beiliegend eine Liste, auf der steht, was er an persönlichen Sachen mitnehmen darf, und den Abholtermin der Bundeswehrsachen. Emil plant immer alles sehr organisiert, angefangen vom Kompass bis zum Blasenpflaster wird es ihm an nichts fehlen.
Da er Witwer ist, lässt er niemanden zurück. Sex kennt er nur noch aus dem Fernsehen. Seine Frau Puschel, rothaarig und auch im Alter noch begehrenswert für ihn, verließ abrupt diese Welt: schneller Herztod.
Mitten im Supermarkt verdrehte sie die Augen, ging in die Knie und segnete in seinem Beisein das Zeitliche. Er ließ sie in ihrem Sarg engelhaft ausstatten und arrangierte eine Beerdigung, die ihm einiges an Geld kostete.
In tiefer Trauer um Puschel redet er oft mit ihrem Foto, als könnte sie ihn hören, und bewahrt einen Schal auf, der immer noch Puschels Geruch an sich trägt. Er kann sich eine andere Frau an seiner Seite nicht vorstellen. Nachbarin Mia, die sich andauernd selbst auf einen Kaffee bei ihm einlädt, bekommt keine Chance. Puschel ist nicht zu ersetzen. Emil ist nicht nach einer neuen Partnerin. Dem Einsatz in den Pyrenäen sieht er gelassen entgegen und freut sich über den Tapetenwechsel.
Emil hat streichholzkurzes graues Haar und ist außer seinem Bauchansatz äußerst attraktiv für sein Alter. Seine Augen sind auffällig blau und er legt Wert auf gute Kleidung. Seine Nachbarin Mia findet ihn sensationell.
Mia geht als seine Putzfrau bei ihm ein und aus. Sie ist zuverlässig, fleißig und außerdem diskret. Ein wenig mollig ist sie, so ohne Taille, und hat mit Mode wenig im Sinn. Ihr kurzes Haar sieht immer leicht gewuschelt aus, sie trägt eine unmodische Brille und riecht meist nach Lavendel, was bei Emil jedes Mal ein Halsjucken auslöst.
Es klingelt und Mia steht mit einem Teller voller Pfannkuchen vor der Tür. Emil zögert, sie eintreten zu lassen, empfindet es aber als unhöflich, sie an der Tür abzuwimmeln, und sagt eine wenig unterkühlt: »Komm rein, Mia.«
Mia marschiert in die Küche, stellt ihren mitgebrachten Teller ab und meint, sie sei auf dem Friedhof gewesen und habe auf Puschels Grab die Blumen gegossen. Obwohl Emil findet, dass es nicht Mias Aufgabe ist, sich um Puschels Grab zu kümmern, da er es selbst jeden zweiten Tag pflegt, sagt er nichts. Stattdessen fragt er, ganz der perfekte Gastgeber: »Möchtest du Cappuccino, Latte Macchiato oder einen Café Crema?«
Dabei zeigt er mit Stolz auf seinen, erst am Vortag erstandenen, ultramodernen Kaffeeautomat und die entsprechenden Kartons mit den Kapseln.
»Gerne einen Café Crema«, antwortet Mia und klettert ein wenig ungelenk auf einen Hocker an der Essbar. Emil ist hochmodern und teuer eingerichtet. Da er und seine verstorbene Frau keine Kinder hatten, waren sie in der Lage, sich einen gewissen gediegenen Wohlstand zu erschaffen. Mia schlürft an ihrem etwas zu heißen Café.
Emil sagt: »Ich habe eine witzige Partnerseite im Internet gefunden, so nach dem Motto: Ich schnapp mir einen. Es sind dort Männer im Angebot, sortiert nach Höhe ihrer Rente. Die mit dem gehobenen Einkommen haben natürlich dementsprechend mehr Klicks als die schlechter gestellten Rentner. Es gibt nur ein Angebot mit einer Rente unter eintausend Euro – Hubert. Hubert hat keinen Klick.«
Mia rutscht beleidigt und ein wenig umständlich von ihrem Hocker und verabschiedet sich, ohne wie sonst ihre Kaffeetasse in die Spülmaschine zu stellen.
Emil findet die Partnerseite wirklich amüsant. Im Übrigen gibt es die Internetseite auch mit Rentnerinnen, die auf Partnersuche sind. Nicht nur sortiert nach Rentenhöhe, auch nach Haarfarbe und Größe. Emil klickt alle Rothaarigen an. Letztendlich ist er aber noch nicht dazu bereit und unterlässt es, einen Kontakt herzustellen.
Mia findet es unter aller Kanone, dass Emil ihr unterstellt, auf Partnersuche zu sein. Überhaupt lebten sie und ihr inzwischen verstorbener Egon seit zwanzig Jahren zusammen in dem Mietshaus und Puschel, die eigentlich Rita hieß, verhielt sich immer ein wenig von oben herab Mia gegenüber. Wäre Emil ihr nicht so sympathisch, hätte sie ihren Putz Job bei ihm schon lange geschmissen.
Im Flur trifft sie auf Lisbeth Müller, die Tratsch Tante des Mietshauses. Sie ist ein Mensch, der sich am Leid anderer ergötzt und ihnen Sachen andichtet, die einfach so nicht stimmen. Mia war zu Ohren gekommen, dass Lisbeth im Haus erzählte, sie habe schon seit Langem ein Verhältnis mit Emil und benutze den Putz Job nur als Tarnung, um in seiner Nähe zu sein. Nach Puschels Tod sei sie von nun auf gleich jeden Tag bei ihm gewesen. Pfui, Teufel!
Sie scheut sich auch nicht, ihr Ohr an eine Tür zu legen, hinter der es lauter zugeht. Aus den Bruchstücken, die sie versteht, spinnt sie neue Lügengeschichten. Jedem, dem sie im Hausflur begegnet, berichtet sie zwanghaft das nach ihrer Meinung Neuste aus dem Haus. Jeder, der ihr begegnet, sieht zu, dass er schnell weiterkommt, und will gar nichts hören. Mia ist ein gutmütiger Mensch, aber auch ihr ist das Gerede einfach mal zu viel. Sie geht schnell an Lisbeth Müller mit den Worten, sie habe eine Suppe auf dem Herd, vorbei. Denn sie findet, Notlügen sind erlaubt.
Zurück in ihrer Wohnung, pflanzt sie sich in Egons abgewetzten Ohrensessel, nicht jedoch ohne sich vorher eine Schokolade aus ihrer Naschschublade geholt zu haben, und beißt von dieser ab wie von einem Laib Brot. Denn so kann sie am besten nachdenken. Sie greift zur Fernbedienung und zappt sich durchs Mittagsprogramm. Im Mittagsmagazin verkündete der Sprecher, Rentner seien als Soldatenersatz an der Grenze in den Pyrenäen vorgesehen. Die Einwanderung habe überhandgenommen und die Politiker seien fest dazu entschlossen, dies durch Grenzeinsätze einzudämmen.
Die Europäische Union besteht nur noch aus fünf Ländern. Die bedeutendsten sind vor langer Zeit bereits ausgetreten und haben jedes für sich die jeweils alte nationale Währung wieder eingeführt. Sie hatten es satt, den finanziellen Rettungsschirm über die armen Länder zu halten und dabei selbst vor die Hunde zu gehen.
Eigentlich interessiert Mia sich nicht für Politik. Sie findet, es werde viel versprochen und wenig gehalten. Wieder zappt sie weiter und landet diesmal bei ihrer Lieblings-Soap Rosen haben Dornen.
Sie findet überhaupt nicht, dass sie Emil jemals zu nahe getreten ist. Wieder muss sie an die verstorbene Rita denken. Eines Vormittags entkalkte sie jede einzelne Kachel samt umliegenden Fugen. Doch was war der Dank? Statt eines lobenden Wortes an sie meinte Emils Verblichene, die Fenster im Wohnzimmer seien auch mal wieder an der Reihe.
Mia knüllt ihr Schokoladenpapier zu einer Kugel, schaltet den Fernseher aus und schmeißt ihren uralten Computer an. Dieser stottert sich mit lautem Summen langsam ins Internet. Dort angekommen, sucht sie die von Emil genannte Partnerseite und klickt auf Rentner zweitausend Euro.
Es tut sich ein Bildchen nach dem anderen auf. Tatsächlich mailt sie zwei Herren und sendet ihnen nur wenige belanglose Zeilen. Fünf Minuten später erhält sie von Arthur eine Antwort, die eigentlich eine Frage ist: Wieviel wiegst du?
Mia reicht es. Wütend löscht sie die Mail, schnappt sich ihr altes Hollandrad und fährt so schnell sie kann an der Alster entlang.

Im Kindle-Shop: Alter Falter
Mehr über und von Barbara Zimmermann auf ihrer Website.

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