6. Februar 2019

'Sehnsucht nach Sommer' von J. Vellguth

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Als ihre beste Freundin Hilfe braucht, zögert Lucie nicht lange. Und das, obwohl sie sich geschworen hatte, nie wieder nach Newfane zurückzukehren.

Im Handumdrehen geht es nicht mehr nur darum, ein Hotel und eine Ahornfarm zu retten, sondern auch darum, ein Familiengeheimnis zu lüften, das nicht ihr eigenes ist, aber das ihr Leben grundlegend verändern kann.

Eine Geschichte über gute Absichten, halbe Wahrheiten und die Sehnsucht nach Sommer im Herzen.

Leseprobe:
Hey Soul Sisters – Train
Herbstwind griff in ihr langes Haar, malte mit kupferfarbenen Strähnen rankenartige Muster vor den wolkenlosen Himmel und wirbelte hinter ihrem Motorrad Staub über die gewundene Straße.
Lucie war frei.
Endlich wieder vernünftige Straßen unter den Rädern. Schwungvoll legte sie sich in die Kurve, drehte am Gas, spürte, wie die Beschleunigung in ihrem Magen kribbelte und sie in den Sitz hineindrückte.
Bäume huschten an ihrem Visier vorbei in Braun und Rot und Grün und Gold. Und obwohl die Luft bereits nach Winter roch, hielt sie sich daran fest, dass Kanada, mit seiner ewigen Kälte, weit hinter ihr lag.
Newfane in zwanzig Meilen, kündigte das nächste Straßenschild an.
Sie versuchte, nicht daran zu denken, weshalb sie sich geschworen hatte, nie wieder hierher zurückzukehren. Ihre beste Freundin brauchte Hilfe. Das war alles, was zählte.
Deshalb hatte Lucie sich nach der ersten Textnachricht sofort auf die Maschine geschwungen und war losgefahren.
Nun war sie hier, sog die würzige Luft ein und konzentrierte sich auf die wundervolle Landschaft von Vermont, spürte, wie ihr Herz jubilierte, während sie mit viel Gefühl durch die spitzen Kurven jagte und ihre Maschine Loki unter ihr vibrierte.
Außerdem musste sie ja nicht für ewig bleiben.
Sobald das Hotel wieder in Schuss war, konnte sie den Winter und sämtliche Erinnerungen an ein früheres Leben hinter sich lassen. Dann ging es weiter, in eine bessere Zukunft.
Ein Song von Voice of Music tanzte aus dem Lautsprecher ihres Helms, hüpfte über die Baumwipfel und brachte die Luft zum Schwingen.
Lokis Reifen surrten über den Asphalt und Lucie sang aus voller Kehle mit.
Das Leben war gut.
Solange es nur aus Straße und dem Duft nach spätem Sommer bestand.
Sie drehte am Gas, beschleunigte aus der Biegung heraus und entdeckte das verschnörkelte Ortsschild von Newfane.
Drei Jahre hatte sie hier gelebt, nach ihrem ersten Aufenthalt in New York City.
Sofort hinter dem Straßenschild erschienen kleine, weiße Häuschen am Straßenrand. Zarte Wölkchen, die ein begabter Künstler geschickt in die grüngoldene Landschaft getupft hatte.
Schaukelstühle auf den Veranden, Kürbisse auf Fensterbänken, Blumengestecke, Apfelkränze; das kleine Dörfchen sah aus wie aus einem Bilderbuch herausgezeichnet.
Sie ließ ihre Maschine langsamer werden und betrachtete gedankenverloren die vereinzelten Geschäfte. Jedes von ihnen erzählte eine Geschichte.
Als erstes kam McLawrences Pub, in dem sie so viele Abende zu fünft gesessen und von all den Abenteuern geträumt hatten, die sie noch erleben wollten.
Dann folgte Miss Abercrombys Apple Pie Café. Seltsamerweise schien es geschlossen zu haben. Hier hatte Lucie in den Semesterferien immer ausgeholfen und mindestens zweihundert Kilo zugenommen, weil sie sich in den Apfelkuchen der lieben alten Dame einfach hineinsetzen konnte.
Als Nächstes kam Mister Nelsons Newspapers, bei dem sie ihre wöchentliche Dosis Zeitschriften und Zitronenbonbons geholt hatte.
Danach einige größere Villen und die allgegenwärtigen Einfamilienhäuschen, mit weißen Holzfassaden, dunkelgrünen Fensterläden und gepflegten Vorgärten, die von einem idyllischen Familienleben und freundlicher Nachbarschaft erzählten.
Erinnerungen kribbelten in ihrer Magengrube und sie musste sich eingestehen, dass sie diesen kleinen Ort tatsächlich ein bisschen vermisst hatte.
Vielleicht würde sie ja eine schöne Zeit hier verbringen, solange sie ihm nicht allzu oft über den Weg lief.
Das war ein sehr guter Plan.
Dann tauchte Barker’s Bed and Breakfast an der nächsten Weggabelung auf, das im Dorf auch liebevoll das Hotel genannt wurde.
Lucie wurde noch langsamer, fuhr über die kurze Einfahrt und hielt auf dem kleinen Parkplatz an. Sie zog den Helm ab, hängte ihn an den Lenker und versuchte, mit ihren Fingern Ordnung in das kupferbraune Chaos auf ihrem Kopf zu bekommen.
Dann stieg sie ab.
Eigentlich seltsam, dass sie in ihrer Zeit in Newfane höchstens zweimal hiergewesen war.
Sie ging den schmalen, gewundenen Pfad entlang, der aus dicken, runden Steinen bestand und einen sachten, grünen Hang hinaufführte. Das verschachtelte Häuschen war himmelblau gestrichen, hatte zur Straße hin eine schneeweiße Veranda, auf beiden Seiten einen kleinen Anbau, im ersten Stock einen Balkon und irgendwo hörte Lucie Wasser plätschern. Es war richtig lauschig.
Fehlte nur ein Gärtner, der pfeifend die Beete jätete.

Im Kindle-Shop: Sehnsucht nach Sommer: Liebesroman.
Mehr über und von J. Vellguth auf ihrer Website.



Labels: ,

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite