19. Februar 2019

'Zombiecalypse 3' von Andreas Kohn

Kindle (unlimited)
Fast fünf Jahre nach dem Ausbruch des Virus keimt bei den Überlebenden in Berlin ein Fünkchen Hoffnung auf, dass es den Wissenschaftlern bald gelingen könnte, der immer größer werdenden Armee von Untoten Herr zu werden. Doch die Monate vergehen und viele sterben, weil sich Erfolge nicht planen lassen und Ressourcen immer knapper werden.

In den noch sicheren New American States of The South sowie im nördlicher gelegenen Portland hingegen stehen die Führer beider Seiten den Hinweisen über schnelle Zombies skeptisch gegenüber. Sie intrigieren lieber für den eigenen Machtzuwachs, statt sich auf ein Millionenheer springender und rennender Zombies vorzubereiten, das zwischen ihnen unaufhörlich anwächst. Sollte das Virus auch in Amerika mutieren, steht das Überleben der Menschheit auf Messers Schneide.

Leseprobe:
»Hier, Kevin. Du bist dran.« Stuart reichte seinem Partner den überdimensionalen Schraubenschlüssel nach oben, damit er die obere Verbindungsstange der Containerverschraubung lösen konnte.
Die beiden Haken am Ende zweier fast drei Zentimeter dicken und einen Meter langen Gewindestangen, die mit einer ebenso langen Hülse dazwischen verbunden waren, ließen sich nur durch rohe Gewalt lösen. Kevin balancierte dabei vorsichtig auf der Verschraubung des benachbarten Containers der vierten Containerlage, während Stuart eineinhalb Meter tiefer einigermaßen sicher auf einer fest montierten schmalen Arbeitsbühne auf Höhe der dritten Lage stand. Er richtete den Akkuscheinwerfer zu seinen Füßen aus, sodass der grelle Schein Kevin nicht blenden konnte. Der handtaschengroße Koffer tauchte die Umgebung im Umkreis von zwanzig Meter in gleißendes kaltblaues Licht.
Über vierzehntausend Container, hatten sie ausgerechnet, gab es auf dem Schiff. Jeder von ihnen war fünfundzwanzig Meter lang, zweieinhalb Meter breit und etwa genauso hoch. Und von keinem wussten sie, was darin enthalten war. Die etwa vierhundertfünfzig Container, die ganz unten auf Deck A standen, waren leicht zu untersuchen gewesen, aber schon für die Lage darüber waren zum Teil akrobatische Aktionen, wie sie sie gerade veranstalteten, notwendig. Die Anordnung der Container war nicht dazu gedacht, sie während der Überfahrt zu inspizieren.
Das Containerschiff Mulan Maersk war die ersten beiden Jahre nach dem Zusammenbruch herrenlos über den Atlantik getrieben. Wo die Besatzung abgeblieben war, hatten sie nicht herausfinden können, da sie weder in der Lage waren, die Computer an Bord zu starten, um einen Blick in das Logbuch zu werfen, noch waren sonstige Anzeichen über deren Verbleib zu finden.
Ohne Besatzung, die sich um eine Instandhaltung gekümmert hätte, und dem rauen Wetter des Atlantiks ausgesetzt, erstrahlte das gesamte Schiff nun nicht mehr im dunklen Blau der Reederei Maersk, sondern in einem rostigen Rot. Wenn die Farbe das Einzige gewesen wäre, das es an ihrem Domizil zu bemängeln gäbe, würde sich niemand Sorgen machen, aber da an Bord außer einem Hilfsdiesel, der Strom produzierte, praktisch nichts funktionierte, und sie nicht wussten, ob und wann sie wieder vom Schiff kommen konnten, sahen die meisten an Bord der Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegen.
Für die Bewohner der Atlantikstadt Ocean City war das Schiff Fluch und Segen zugleich. Segen, weil sein Auftauchen vor der Küste den von Hunderttausenden von Zombies bedrohten Bewohnern des Urlaubsparadieses die letzte Rettung versprach. Fluch, weil sie weder in der Lage waren, das Schiff zu steuern, noch wieder von ihm herunterkamen.
»Hoffentlich nicht noch ein Container voll mit mexikanischem Bohneneintopf. Ich kann das Zeug nicht mehr sehen.« Er hatte sich vorgenommen, sich gewissenhaft einen festen Stand zu suchen, bevor er den gut anderthalb Meter langen Schraubenschlüssel an die Hülse ansetzte. Zweimal war er schon bei solch einem Balanceakt aus einigen Metern Höhe abgerutscht und hatte sich die Rippen geprellt und einen Fuß verstaucht. Ein drittes Mal – und diesmal arbeitete er noch viel höher als sonst – wollte er sich ersparen. Zunächst versuchte er, sie mit sanfter Kraft zum Nachgeben zu bewegen. Als das nichts half, erhöhte er den Druck immer weiter, bis er schließlich, den Vorsatz, vorsichtiger zu sein, nun doch verwerfend, sein ganzes Körpergewicht in die Waagschale drückte.
Vor Anstrengung spannten Kevin Stoltz’ Muskeln die Nähte seines engen Shirts bis kurz vor dem Zerreißen. Dabei war er drei Jahre zuvor nur ein dürrer Hänfling gewesen. Keine zwei Wochen nachdem er in Potsdam bei der Bundeswehr den Dienst angetreten hatte, war das Virus über die Menschheit hergefallen. Eine richtige Grundausbildung hatte er also nie bekommen. Alles, was er wusste und konnte, hatte er sich bei seinen Kameraden abschauen müssen. Zeit, ihn das zu lehren, was den Berufsstand eines Soldaten betraf, abgesehen vom Schießen vielleicht, hatte keiner mehr gehabt. Es hatte immer nur geheißen, geh dorthin, tu dies und mach jenes. Kevin hatte schnell gelernt, alles zu tun und es genau so zu machen, wie es ihm die erfahrenen Soldaten aufgetragen hatten. Es hatte ihm und anderen mehrfach das Leben gerettet.
Die wichtigste Lektion, die er in der Zeit gelernt hatte, war aber, dass Aufgeben keine Option war. Wer aufgab, war so gut wie tot.
Vielleicht war es der Gedanke an die Kameraden, die entweder tot, verschollen oder im heimischen Deutschland vermutlich eine ruhige Kugel schoben, die ihm ein paar ungeahnte Kraftreserven entlockten. Mit einem lauten Quietschen gab wenigstens eines der Gewinde der Hülse etwas nach.
»Na also. Geht doch.« Kevin richtete sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Vielleicht haben wir Glück und da drin sind fünfzig große Schlauchboote samt Außenbordmotoren.«
»Wovon träumst du denn nachts?«
»Ich würde ja sagen, davon, dass wir die siebenhundert Seelen heil von Bord bekommen. Aber tatsächlich eher von einem Five Guys Burger.«
»Wunschträume.« Kevin hatte keine Ahnung, was so Besonderes an einem Five Guys Burger war, aber zumindest klang es lecker. »Wir hätten es schlimmer treffen können, oder?«, meinte er kopfschüttelnd. Vor allem, um die gierigen Gedanken zu vertreiben. Ein vernünftiger Burger wäre wirklich nicht zu verachten gewesen, aber zunächst galt es erst einmal zu überleben und dann vom Schiff herunterzukommen.
Nicht, weil ihn das Leben an Bord des vierhundert Meter langen Schiffes ankotzte, sondern weil er sich auf die Suche nach dem Verbleib seiner Kameraden Klein und Wasmuth machen wollte. Der Hauptfeldwebel und der Obergefreite waren von amerikanischen Soldaten mit einem Hubschrauber entführt worden, kurz bevor die gigantische Zombiemeute über Ocean City hergefallen war. Er wusste nicht, warum und weshalb und ob sie überhaupt noch am Leben waren.
Er selbst war bei dem Versuch, Gegenwehr zu leisten, von einem Schuss in die Brust getroffen worden. Er lebte nur noch, weil Lisa Tanner, Hauptfeldwebel Kleins Freundin und Anführerin der Bewohner Ocean Citys, eine hervorragende Ärztin war.

Im Kindle-Shop: Zombiecalypse 3.
Mehr über und von Andreas Kohn auf seiner Website.

Labels: , ,

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite