5. April 2019

'Chasing Sunrise - Morgendämmerung' von Emily Mah

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Liana Linacre hatte sich immer für ein langweiliges, braves Mädchen gehalten, denn so war sie, bevor ein unwiderstehlicher Vampir namens Evan vor ihrem Fenster auftauchte. Was als eine aufregende Romanze beginnt, endet als ein Fluch, der ihr Leben und das all ihrer Lieben bedroht. Durch dramatische Schicksalsschläge wird sie von einer verwöhnten Internatsschülerin zur Vollwaise und muss vor den dunklen Mächten fliehen, die ihre Seele wollen.

Das bringt sie nach Taos, New Mexico, in eine schräge Künstlerkolonie, zu ihrer noch schrägeren Tante Cassie. Dort lernt sie nach kurzer Zeit den mysteriösen Corban Alexander kennen, der ihr direkt deutlich zu verstehen gibt, dass er sie nicht in seiner Stadt haben will.

Doch Corban scheint mehr als ein normaler Highschool Schüler zu sein und Liana braucht dringend sein Vertrauen und seine Hilfe, denn nur gemeinsam haben sie eine Chance, einen Jahrtausende alten Kampf zu überleben, den das Böse bisher immer gewonnen hat.

Leseprobe:
Ich glitt an der Wand auf den kalten, harten Boden herab, hob mein Handy auf und umklammerte es. Meine Muskeln waren zu angespannt, um irgendetwas anderes zu tun. Wahrscheinlich wäre ich gerade nicht einmal dazu in der Lage, die Polizei anzurufen, selbst wenn ich es müsste. So sehr ich auch eine starke Frau sein wollte, ich war weitaus besser darin, mir großartige Lösungen auszudenken, als sie umzusetzen. Wenn ich ein Problem durch Lesen oder Lernen bewältigen konnte, war ich unaufhaltsam.
Das würde hier nicht funktionieren.
Corban stand wieder auf und ich bekam das Gefühl, als würde er durch die Tür auf mich herabstarren. „Du hast schreckliche Angst, nicht wahr?“ Er klang dabei nicht höhnisch oder so, im Gegenteil – er schien verwirrt.
Dachte er etwa, mich zu bedrohen und aufs Klo zu verfolgen würde mir keine Angst einjagen?
„Und deine Trauer“, fügte er hinzu. „Die ist auch echt, oder?“
„Kannst du bitte einfach weggehen?“
„Kann ich nicht, nein. Ich bin mir sicher, du verstehst, wieso.“
Ich verstand gerade absolut gar nichts.
„Liana?“
„Nein“, hauchte ich. „Verstehe ich nicht.“
Eine ganze Weile lang sagte er nichts und bis auf das Tropfen eines Wasserhahns im Hintergrund war es absolut still im Raum.
Dann lachte er leise. „Ehm…“, begann er.
„Geh weg!“, schaffte ich, in einem hohen, erstickten Ton zu kreischen.
„Ah, also hast du doch eine Stimme.“
Ich hatte seine Entschlossenheit nicht einmal angeknackst und nichts wies darauf hin, dass mich jemand außerhalb des Mädchenklos gehört hatte und zu meiner Rettung kommen würde. Ich zog die Knie an meine Brust und schloss die Augen, wie ein kleines Mädchen, das Verstecken spielte – in dem Glauben, dass wenn sie nichts sah, sie auch niemand sehen konnte. Erneut begann ich zu hyperventilieren und der panische Klang meines Keuchens hallte von den Metallwänden der Toilettenkabine zurück.
Ich konzentrierte mich darauf, die kalte, übelriechende Luft einzusaugen. Jetzt, wo ich auf dem Boden saß, nahm ich den Gestank des Klos zwar noch stärker wahr, trotzdem zwang ich mich dazu, weiter zu atmen. Die Situation war auch ohne dass ich ohnmächtig wurde schon schlimm genug.
Draußen vor der Kabine seufzte Corban erneut, dann hörte ich, wie er sich ebenfalls hinsetzte. Wir lehnten jetzt beide an der Fliesenwand, nur durch die Metalltür getrennt.
Und aus einem unerklärlichen Grund begann ich, mich besser zu fühlen.
„Ja, das ist tatsächlich echter Schmerz“, sagte er.
Der Schmerz verließ mich, als würde Corban ihn aus meinem Körper ziehen.
Japp, jetzt war ich wirklich komplett durchgedreht. Ich stellte mir vor, wie jemand erklären musste, dass er mich an meinem ersten Schultag im Mädchenklo vorgefunden hatte, wo ich mit den Fäusten auf einen Typen eindrosch und ihn anschrie, mir meinen Schmerz zurückzugeben. Als ich noch dachte, dass er mir vielleicht weh tun würde, war ich zu verängstigt gewesen, um etwas zu unternehmen, aber allein die Vorstellung, dass sich irgendwer oder irgendwas in die Trauer über den Tod meines Vaters einmischte, war genug, um ihn richtig heftig vermöbeln zu wollen.
Und wie aus dem Nichts war der Schmerz zurück – das scharfe Stechen, das ich mit jedem Atemzug in meiner Brust spürte, der Druck der Tränen in meinen Augen. Es war qualvoll, aber ich klammerte mich daran fest. Ich schwelgte darin. Es war alles, was mir noch von meinem Vater blieb und egal wie weh es auch tat, ich brauchte es. Die tiefe Leere, die er hinterlassen hatte, war eine Erinnerung daran, wie sehr er mich geliebt hatte. Trotz all meiner Schwächen hatte mich jemand einmal wirklich geliebt.
„Hmm“, sagte Corban. „Irgendwas stimmt hier wirklich nicht.“
„Geh bitte“, flehte ich.
„Okay, ich merke schon, dass dich eine Menge belastet. Und ich will das ja nicht noch schlimmer machen, aber… du weißt, dass du ein Vampir bist, oder?“

Im Kindle-Shop: Chasing Sunrise - Morgendämmerung (Chasing Sunrise 1).
Mehr über und von Emily Mah auf ihrer Website.



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