8. Mai 2019

'(m)achtlos' von Nadine Teuber

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
EIN TOTER.
EIN LABOR.
FÜNFUNDVIERZIG POTENTIELLE MÖRDER.

Kommissar Lohen traut seinen Augen nicht: Der respektabelste Mitarbeiter eines Berliner Labors wird verbrüht aufgefunden und schnell ist klar, dass der Mörder unter der Belegschaft zu finden ist.

Statt mit der Polizei zusammenzuarbeiten, schweigen die Angestellten und brauen ihre eigenen Gerüchte … ein tödlicher Fehler!

Leseprobe:
Prolog
Genervt dreht Manuel die Schraube im Schein der Smartphonekamera fest. Ist er der Hampelmann, den man rufen kann, wenn irgendwelche Geräte nicht funktionieren? Hätte er nur zehn Minuten früher Feierabend gemacht. Stattdessen repariert er jetzt den Autoklav. Verächtlich schnaubend schüttelt er den Kopf.
Ist er der Techniker? Das werden sie büßen! Arzt ist er. Besser, als jeder andere in der Firma – angefangen von den kleinen Laboranten bis hin zu dem überheblichen Vorstand. Besser! Aber das kapieren sie noch. Schließlich lässt er keine Möglichkeit aus, es ihnen zu zeigen. Er lässt sie tanzen wie Marionetten. Weil er es kann!
Ein Zischen lässt ihn zusammenfahren. Warum ist es plötzlich so warm?
Er reißt den Kopf herum. Mit einem metallischen »Klonk« schließt sich der letzte Spalt der Öffnung. Das Smartphone fällt zu Boden.
»Hey!«, brüllt er und schlägt mit der flachen Hand gegen die Tür. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. »Was soll das? Öffne die Tür!« Wieder und wieder schlägt er dagegen. Das wird doch nicht …
Sein Smartphone vibriert leuchtend am Boden. Mit zitternden Fingern bückt er sich danach. Die eingegangene Nachricht springt ihn regelrecht an. »Du bist ein Arsch! Und das ist die Wahrheit! Schmor in der Hölle!«
Zischend strömt kochend heißer Dampf in die Zelle.

Kapitel 1
Wimmernd sitzt die Laborangestellte in dem Pausenraum des Berliner Chemikalien- und Arzneimittelherstellers PetersPharma. Vor ihr ein Becher Kaffee. Unangerührt.
Kriminalkommissar Lohen bezweifelt, dass sie ihn überhaupt bemerkt. Wie alles andere um sie herum. Die nicht minder schockierten Kollegen führten die apathische Frau nach ihrem grausigen Fund aus dem Labortrakt. Noch in die plastikähnliche blau-weiße Reinraumkleidung gehüllt, starrt sie vor sich hin. Sogar die weiße Haube, durch die sie kränklich blass erscheint, sitzt akkurat über dem sorgfältig zusammengebundenen, blonden Haar.
Dabei versteht der fünfundvierzigjährige, leicht untersetzte Kommissar sie nur zu gut, wenn er an die besondere Grausamkeit, die dem Toten widerfuhr, denkt.
Obwohl die Mitarbeiter unterschiedlich groß oder klein, dick oder dünn, männlich oder weiblich sind, rätselt Marcel Lohen, wie sie sich gegenseitig auseinanderhalten. Durch die einheitliche Laborkleidung, die alles außer dem Gesicht verdeckt, sehen sie aus wie eine ungleichmäßig geratene, geklonte Masse.
Er schielt auf seinen Block. Toter im Autoklav, vermutlich Doktor Manuel Quittek, gefunden durch Frau Salamon, Frühschicht. »Frau Salamon. Sie haben den Toten entdeckt. Können Sie mir den genauen Hergang berichten?«
Die wohlgenährte Angestellte mit der markanten Hornbrille starrt weiter Löcher in die Luft. Von ihr wird er kaum eine Antwort erhalten.
Seufzend gibt er es auf und wendet sich der Schichtleiterin zu, die mit hängenden Schultern neben der traumatisierten Frau sitzt und auf die Tischplatte starrt. Seinen Notizen zufolge gehört sie dem Unternehmen seit achtzehn Jahren an und wird ihm aller Voraussicht nach helfen können, den Täter zügig zu fassen – sofern sie nicht selbst in den Mord involviert ist. Doch selbst dann … Sie zieht auffällig oft die Bluse glatt, der Rücken ist rund, als mache sie sich absichtlich klein, um ihre Größe, die Lohen auf mindestens einen Meter und achtzig schätzt, zu vertuschen. Das Gesicht ist ungeschminkt, das Haar mit einer schlichten Spange zurückgehalten. Alles an ihr wirkt unsicher, als ob sie sich um Kopf und Kragen redet, wenn ihre gewohnte Alltagsroutine unterbrochen wird. Zum Beispiel durch die Befragung durch ihn und die junge Kollegin Nicole Falke, die zu seiner Linken sitzt.
»Frau Fläming, wenn ich richtig informiert bin, waren Sie dabei, als Frau Salamon den Toten fand?« Er schreibt ihren Namen ebenfalls auf und schaut sie erwartungsvoll an. Der Mensch konnte doch nicht unbemerkt in den schrankähnlichen Kasten geraten sein. Der nahezu vollumfängliche Rund-um-die-Uhr-Betrieb musste doch dazu geführt haben, dass irgendjemand irgendetwas gesehen hatte.
Doch die Schichtleiterin weicht ihm aus. Ihr Blick hetzt zwischen ihm und Nicole Falke hin und her, sie zuckt mit den Schultern und nestelt an den Ärmeln ihres Shirts, als könne sie die Antwort so umgehen. »Ja, aber ich … ich kann Ihnen da gar nichts zu sagen. Ich war ja bloß im Raum und wir haben auch gar nichts mitbekommen …«
Mit einem Handzeichen stoppt der Kommissar das hektische Gestammel der Frau und wirft Nicole einen raschen Blick zu. Sie ist neu bei der Mordkommission, ihr erster Mordfall und er nimmt sie sichtlich mit. Deshalb verwundert es Lohen auch nicht, dass sie ihm das Reden überlässt. »Beschreiben Sie mir doch zunächst den üblichen Arbeitsalltag. Ich kenne mich in der Arzneimittelherstellung leider nicht aus.« Er lehnt sich auf dem Schwingstuhl zurück, wodurch dieser bedrohlich zu schwanken beginnt.
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.« Hilfesuchend blickt sie zu der Kollegin, die noch immer wie weggetreten neben ihr sitzt, doch aus dieser Richtung kommt keine Hilfe. Stattdessen klopft es leise an der Tür und eine weitere Angestellte der Firma tritt zaghaft ein.
»Der Notarzt ist da«, berichtet sie leise und nähert sich der apathischen Kollegin. »Ich würde Frau Salamon gerne zu ihm bringen, wenn Sie hier fertig sind?« Sie wartet keine Antwort ab und greift die Benannte bereits unter dem Arm, um ihr aufzuhelfen.

Im Kindle-Shop: (m)achtlos.
Mehr über und von Nadine Teuber auf ihrer Website.



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