23. Juli 2019

'Atelier des Todes' von Nick Stein

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Lassen Sie sich von einer Mörderin fesseln, die zehn Menschen auf ihrem davon völlig unbelasteten Gewissen hat. Viola Kroll, eine erfolgreiche, schöne und gut situierte Lektorin aus Berlin, ist eine aparte und kluge Person. Und doch ist sie aus dem gleichen psychopathischen Holz geschnitzt, aus dem auch manche Präsidenten und Topmanager gemacht sind. Was hat sie dazu gebracht?

Morden ist für Viola eine Kunst. Jeder ihrer Morde bringt sie ihrem Ziel näher, ein perfektes Kunstwerk zu erschaffen. Die Künstlerin kommt der Perfektion sehr nahe. Nur dumme Zufälle bringen die Polizei auf ihre Spur. Gegen das Glück der Dummen haben Kunst, Intelligenz und Planung kaum eine Chance, und so gerät Viola in Gefahr, dass ihre Höhenflüge bald enden …

Viola Kroll mordet spurlos. Bis sie eines Tages an einen ebenbürtigen Kollegen gerät, auch er ein verborgen lebender Mörder aus dem Literaturbetrieb, und zugleich wegen seiner Anonymität ein perfektes Opfer für Viola. Doch ihre Opfer machen Fehler. In mühsamer Kleinarbeit nähert sich ihr die Polizei. Wird sie Viola einholen?

Nick Stein präsentiert uns eine sympathische Mörderin, bei der es schade wäre, wenn die Polizei sie schnappen würde. Lernen Sie Viola kennen und lassen Sie sich von ihr einwickeln! Oder setzen Sie auf Kommissar Lukas Jansen, der sie schnappen will, komme was wolle …

Leseprobe:
Sie musste ihn sinnlich überwältigen. Das richtige Aroma anbieten, in einer Menge, die gerade unter der Ebene der bewussten Wahrnehmung lag. Ein Parfüm mit einer kleinen Pheromone-Beigabe, sündhaft teuer, aber effektiv. Vermutlich würde sich sein Wunsch auf ihr Fleisch bereits während des Besuches in der Galerie einstellen.
Sie besah sich ihr Spiegelbild. Sie würde das auch ohne künstliche Hilfen schaffen, mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Aussehen konnte sie Männer wie Frauen um den kleinen Finger wickeln. Nur hatte sie keinen gewöhnlichen Gegner vor sich. Sicher ist sicher, dachte sie.
Es klappte. Er trug ein grünes Hemd mit grauem Westover darüber. Er mochte in den Fünfzigern sein. Seine Haut wirkte faltig und trocken. Er sah sich in der Galerie um, redete erst mit einer Norwegerin, deren Kunst ihn nicht beeindruckte. Dann: Auftritt Viola Kroll, duftend, intellektuell strahlend, beeindruckend. Kunst und Literatur vereint. Sie zeigte ihm ihr Erstlingswerk, die Literatur, ein keramisches Buch, in dem die Buchstaben aus dem Papier gestanzt waren und der Text dennoch lesbar blieb. Es stand nichts drin und machte trotzdem Sinn.
Dann den Meister der Schrift. Einen Mann, aus keramischen Buchstaben zusammengesetzt, die man lesen konnte, die aus seinem Werk stammten und die den Autoren gleichzeitig abbildeten. Der war zwar schon verkauft, stand aber noch in Berlin zur Ansicht herum.
Nach einigem Raten erkannte Witzleben den Autor, einen Bestseller. Er staunte. Du hast alles aus ihm herausgeholt. Wahnsinn. Und gleichzeitig diese elegante Kunst. Du bist ein Genie, Viola. Sie waren jetzt ja per Du. Danke, Gero.
Er ahnte nicht, dass der Autor tatsächlich in diesem Werk steckte. Dass er vor einem Gesamtkunstwerk stand, in dem Autor und Werk vereint waren.
Schließlich zeigte Viola ihm ihren narzisstischen Autor, der sich den hohlen Globus von innen besah, etwa aus dem Gebiet des Pazifiks, und dessen Corpus innen komplett aus kleineren und größeren Abbildern des Autors zusammengesetzt war, wie auch die Statue des Autors selbst. Überall nur er, der bekannte, erfolgreiche Literat, der in der Welt und durch die Welt nur sich selbst liebte.
Jetzt war Witzleben überzeugt. Er hatte sich unterworfen, ohne es zu wissen. Er war beeindruckt; die Kombination aus Literatur, Kunst und Erfolg erdrückte ihn förmlich. Dass er, ausgerechnet er, der fast aufgegeben hatte, sich nun in die Hände dieser hervorragenden Künstlerin begeben hatte, das allein machte ihn schon glücklich.
Abhängigkeit machte früher oder später misstrauisch. Viola wollte ihn an einer anderen, noch sichereren Stelle haben. Als vermeintlichen Partner, als ebenbürtig Handelnden, als Literaten auf Augenhöhe. Damit Misstrauen gar nicht erst aufkam.
Zu Haus, nach ein paar weiteren literarischen Übungen, verführte sie ihn und verspeiste ihn erotisch mit Haut und Haar. Am Abend, in der Nacht und am Morgen darauf. Und wie Männer sind, fühlte er sich nun tatsächlich auf Augenhöhe. Er hatte sie gehabt und damit das Ticket zu ihrem Tempel gelöst, wie göttlich sie auch sein mochte. Er hatte den archimedischen Hebel, mit dem er ihre ganze Welt bewegen konnte. Er hatte den Finger auf Luthers Punkt gelegt, von dem aus er sie beherrschen konnte.
So ebenbürtig er sich an diesem Tag fühlen mochte, war er ihr doch nur hörig geworden, für die paar Stunden, die Viola benötigte.

***

Viola wollte mehr wissen. Und sie musste die Kontrolle behalten. Den Jungs nicht erlauben, das zu tun, was sie wollten. Sie, Viola, musste das Heft in der Hand halten, nicht die Jungs. Sagen, wo es langging. Sie nicht triumphieren lassen.
Sie wählte einen neuen Weg. An einem warmen Herbstabend, am Wochenende; sie hatte langen Ausgang. Sie hatte sich am Schloss Bellevue mit einem Hervé verabredet, den sie am Tag zuvor in einem Café am Ku’damm kennengelernt hatte. Sie plauderte ein wenig, spazierte mit ihm den Spreeweg hinunter, bis sie am Großen Stern angelangt waren, von dessen Mitte die Goldelse leuchtete. Es war bereits dunkel geworden.
Wie immer rollte der Verkehr um die Siegesgöttin herum, in vielen Spuren, fast wie am Champs Élysée, also fast wie in Paris, der Stadt der Liebe. Sie zog den jungen, unschlüssigen, aber gut gebauten und hübschen Mann durch den Verkehr auf die Insel hin, wo sie ihn umwarf, ihm die Hose öffnete und sich über ihn beugte. »Nicht!«, flüsterte er voller Angst und Scham. »Die können uns doch alle sehen!«
Viola ließ sich Zeit. Sie fühlte sich wie im Buch Wie funktioniert das?, als sie Hervé trotz seiner großen Angst vor dem Entdecktwerden in Form brachte und untersuchte. Details wollen wir Ihnen hier gern ersparen, Sie wissen selbst, wie es geht.
Sie hatte ihn mit fast allen Sinnen gekostet, als sie im Licht der vorbei huschenden Autos die Verkehrsinsel, deren Namen nur bedingt passte, wieder verließen, die junge Siegesgöttin und der gebrauchte junge Mann.
Der Verkehr war weiter an ihnen vorbeigeflossen, niemand hatte sich an den beiden Gestalten gestört. Nicht einer hatte hingesehen. Genau wie Viola es geplant und vorhergesehen hatte. Im Licht der Öffentlichkeit, und doch ungesehen und unbehelligt.
Viola hatte herrschen gelernt. Die Wahl des Ortes und die Wahl der Waffen. Würde es auch so weitergehen?

Im Kindle-Shop: Atelier des Todes: Thriller.
Mehr über und von Nick Stein auf seiner Facebook-Seite.



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