3. Juli 2019

'Zwischen Jetzt und Morgen' von Sabine Bartsch

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Maryam fällt aus allen Wolken, als der coolste Typ der Schule sie um Nachhilfe bittet. Und dann flirtet Hannes auch noch völlig unbekümmert mit ihr, obwohl Typen wie er doch auf ganz andere Mädchen stehen. Und warum lässt er einfach nicht locker, obwohl sie ihn mit Witz und frechen Sprüchen auf Abstand zu halten versucht?

Als eines Tages Maryams Schulfreund Liam spurlos verschwindet, begreift sie, dass sie Teil eines perfiden Spiels ist. Doch da schwebt sie bereits in Lebensgefahr.

Ein Roman über große Gefühle, falsche Entscheidungen und echte Freundschaft.
Turbulent! Witzig! Spannend!

Leseprobe:
Wenn du mit sechzehn über Schuld und Sühne nachdenken musst, dann spielt das Leben gerade seine Arschkarte für dich aus. Und mit Schuld und Sühne meine ich nicht den Schinken von Dostojewski. Ich rede von echter Schuld. Davon, dass Gut und Böse sich seltsam verschieben können. Und das sechzehn echt zu jung ist, um sich damit auseinandersetzen zu müssen.
Dabei war bis vor kurzem noch alles okay in meinem Leben. Vielleicht etwas langweilig, aber sonst alles okay. Keinen Stress mit den Eltern. Perfekte Noten. Nette Freundinnen. Gut, einen unerfüllbaren Traum hatte ich. Ich wollte so sein, wie alle anderen. Ein hübsches, cooles Mädchen, das den Jungs reihenweise die Köpfe verdreht. Nur war ich nicht hübsch. Und cool schon gar nicht. Plötzlich ist das komplett egal. Denn jetzt muss ich mich mit Schuld auseinandersetzen und damit, ob Rache eine Option für mich wäre.
Aber vielleicht beginne ich einfach ganz am Anfang.

Was bisher geschah in meinem ach so tollen Leben
Meine Kindheit verlief gänzlich unspektakulär. Knie aufschlagen, weinen. Durchgekitzelt werden, lachen. Das Übliche halt.
Als ich mit zwölf in die Pubertät kam, wurden die Leute um mich herum komisch. Vor allem die Mädchen aus meiner Klasse. Alle schienen irgendwie durchzudrehen, nur ich blieb als Einzige normal. Ich schwöre es!
Mit vierzehn gab ich mich eine kurze Zeit der Illusion hin, das Schlimmste überstanden zu haben, doch dann teilte sich der Mikrokosmos unserer Klasse in drei Lager und mir wurde klar, das Elend beginnt gerade erst.
Lager Eins: Das Coole-Typen-Lager. Hübsche Mädchen, die ihre Reize schamlos einsetzten und aufgeregte Jungs, die das zu schätzen, nicht aber damit umzugehen wussten.
Lager Zwei: Das Mich-gibt-es-auch-noch-Lager. Jungs und Mädchen, die nicht so recht in die Welt passten, aber trotzdem mitspielen durften.
Lager Drei: Das Spargel-auf-zwei-Beinen-Lager.
Einziges Mitglied: Maryam Landmann. Das bin ich.
Mit sechzehn hatte sich daran nichts Wesentliches geändert und ich beschloss, Zynikerin zu werden.

Der Beginn meiner Karriere als große Zynikerin
Den Metamorphosenversuch vom Spargel-auf-zwei-Beinen zur großen, gnadenlosen Zynikerin startete ich in der Schule.
Mein erstes Opfer: Tamara (Lager eins). Als Arsch und Titten verteilt wurden, war sie es, die am lautesten hier geschrien hat. Ihr habt es alle gehört, oder?
Sie stand auf dem Schulhof, blickte einem der coolen Jungs -Hannes, ebenfalls Lager eins, Tamara bewegte sich nur im Kreis der Lager-eins-Typen - tief in die Augen und sonderte einen unglaublich dämlichen Satz ab. „Ich darf das, Hannes, ich bin klein und niedlich - und ich hab Brüste.“ Dabei streckte sie ihre Titten noch etwas mehr in Richtung des Jungen.
Mein Auftritt: Ich stellte mich direkt neben sie und sah dem Typen auch tief in die Augen. „Sie darf das, Hannes, sie hat nämlich noch ein unschlagbares Attribut, das ihr Jungs zu schätzen wisst - kein Gehirn.“ Dann drehte ich mich um und ging weg.
Ich fand mich cool! Jedenfalls für einen kurzen Moment, denn nun stellte sich mir jemand in den Weg. Daniel. Crazy Daniel Ich kannte ihn kaum, aber es rankte sich so manches Gerücht um ihn. Wobei der Typ hat sich komplett den Verstand weggekifft noch das Harmloseste war. Manche hielten ihn für gefährlich, was ich übertrieben fand, schließlich war er gerade mal sechzehn oder siebzehn und ziemlich klein. Pickel hatte er auch.
„Was ist?“, fragte ich herausfordernd.
Crazy Daniel kam ganz dich zu mir und versuchte sich an einem finster wirkenden Gesicht. Ich nahm seinen leicht ranzigen Geruch wahr.
„Halt dich gefälligst von meinen Freunden fern“, zischte er.
„Und wenn ich das nicht tue, wirst du ganz, ganz böse?“ Ich grinste.
„Darauf kannst du Gift nehmen.“ Sein Mundgeruch ließ mich leicht zurückweichen. Aber dieser Zwerg würde mir ganz sicher keine Angst machen.
„Leck mich!“ Ich wollte weggehen, aber er hielt mich am Arm fest. „Lass mich los, du … “
Sein Gesichtsausdruck ließ mich verstummen.
„Ich soll dich lecken?“ Er schaute mich so kalt an, dass mein Herzschlag für eine Sekunde aussetzte. „Das kannst du haben“, er zögerte einen Moment, bevor sein Griff härter wurde, er sich dicht an mich drückte und ein „Baby!“ ausspuckte. Dann ließ er mich los und verschwand. Ich musste ein paar Mal tief Luft holen, um meinen Puls wieder auf Normalmaß zu bekommen.
Herr Friedrich, unser Mathelehrer (keinem Lager zugehörig, weil Lehrer, also Neutrum), kam den Flur entlang. Er trug wie immer ausgebeulte Cordhosen und hatte eine Perücke auf, mit der er aussah, als hätte jemand ihm einen toten Nerz auf den Schädel getackert. Im Hintergrund sah ich Daniel, der etwas zu Hannes sagte und dabei in meine Richtung deutete. Ich würde mich von diesem Typen fernhalten, wie man sich von einer Pockenepidemie fernhielt.
Jessica (Lager eins bis zwei), die nicht ganz so blöd war wie der Rest der Truppe, lief die Treppe hoch. Friedrich starrte ihr hinterher, direkt auf den Arsch, der in ziemlich engen Jeans steckte. Das machte er oft, vermutlich glaubte er, es merke keiner. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was dabei in dem Gehirn unseres Mathelehrers an schmutzigen Fantasien abging. Ich schaute ihm dabei zu, wie er auf den Hintern starrte. Mehr war gar nicht nötig. Ertappt blickte er zu Boden, dann ging er schnell ins Lehrerzimmer.
„Musst du dich eigentlich unbedingt bei allen unbeliebt machen, Maryam Landmann?“ Wie aus dem Nichts stand der Typ neben mir, dem Tamara eben noch ihre Titten ins Gesicht gehalten hatte. Hannes. Der coole Hannes. Der supercoole Hannes.
„Wie kommst du darauf, dass ich mich unbeliebt mache?“, fragte ich herausfordern.
„Ich beobachte dich schon eine ganze Weile, Maryam Landmann.“
„Du machst was?“ Ich war dezent irritiert. Eigentlich war ich sogar sehr irritiert. Bislang war ich nämlich davon ausgegangen, dass eine unsichtbare Wand zwischen Lager eins und dem Rest der Welt verlief, die verhinderte, dass die coolen Typen sich überhaupt mit Lager zwei beschäftigen mussten. Von Lager drei ganz zu schweigen.
Hannes grinste mich frech an. Ich versuchte ihm nicht in die Augen zu sehen, weil die einfach viel zu grün waren, um von dieser Welt zu sein. (Nein, das habe ich jetzt nicht wirklich gedacht!)
„Ich beobachte dich“, wiederholte er seinen Satz wenig originell.
„Aha, und darf ich wissen, was genau dein Interesse an mir geweckt hat?“
Hey, der Satz war gar nicht schlecht für einen Spargel-auf-zwei-Beinen. Fast schon Zynikerinnenmäßig.
„Du bist anders als die meisten anderen.“
„Was du nicht sagst.“ Dass ich anders bin als die meisten anderen, weiß ich selbst. Ich bin Maryam Landmann, der Spargel-auf-zwei-Beinen.
Friedrich kam wieder auf den Flur, er schaute demonstrativ an mir vorbei.
Ich schaute demonstrativ zu ihm hin. „Pelz trägt man doch eigentlich um die Schultern, oder?“, fragte ich mehr mich selbst als sonst jemanden.
„Was?“
„Na, der Typ“, ich nickte Friedrich hinterher, „hat ihn sich auf den Kopf getackert. Ist das ein Modetrend, der mir entgangen ist?“
Hannes lachte kurz auf, aber ich war mir nicht sicher, ob er meinen Scherz verstanden hatte.
„Ich mag deinen Witz, Maryam.“
„Das war kein Witz, das war Zynismus - und das ist definitiv etwas völlig anderes.“
„Maryam ist ein echt schöner Name.“
„Wenn du das sagst.“ Ich blickte knapp an ihm vorbei. Was will der Typ von mir?
Er lächelte immer noch in meine Richtung und ich bemerkte das kleine Grübchen in seiner linken Wange. Dann zwinkerte er mir zu. Lager eins zwinkert Lager drei zu!
Hallo?! Was geht hier eigentlich ab?
Nun sah ich diesem Typen doch in die Augen, ich würde mich nämlich ganz sicher nicht von einem Lager-eins-Deppen verarschen lassen. „Hast du irgendeine Wette laufen, oder so?“ Ich versuchte, ein möglichst gelangweiltes Gesicht zu machen.
„Wette?“ Er wirkte echt überrascht. Oder er war ein guter Schauspieler, woher sollte ich das wissen. Ich kannte mich mit Lager-eins-Ärschen nicht aus.
„Ach, vergiss es einfach“, sagte ich so cool wie möglich und ließ ihn stehen.
Lager drei lässt Lager eins stehen! Ha!

Im Kindle-Shop: Zwischen Jetzt und Morgen.
Mehr über und von Sabine Bartsch auf ihrer Website.

Labels: , ,

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite