3. September 2019

'Der Weg nach Hause' von R.E. McDermott

Kindle (unlimited)
Verzweifelter Kampf ums Überleben in einer dem Wahnsinn verfallenen Welt

Eine massive Sonneneruption - ausgelöst durch einen elektromagnetischen Impuls - hat beinahe weltweit die Stromversorgung zerstört und stellt nur den Beginn von Kapitän Jordan Hughes’ außergewöhnlichen Problemen dar. Gestrandet, fernab von zu Hause, mit einer wertlosen Ladung Treibstoff und einer nervösen Besatzung an Bord, überdenkt Hughes seine Alternativen, während die gewaltsamen Übergriffe an Land zunehmen und die Welt um den sicheren Zufluchtsort seines Tankschiffes Pecos Trader herum zusammenbricht.

‚Abwarten und Tee trinken‘ steht außer Frage. Hughes muss sein Tankschiff und die Mannschaft nach Hause bringen, aber … FEMA verfolgt andere Ziele.

Im Widerstand gegen eine zunehmend korrupte und eigennützige Regierungsbürokratie läuft Hughes mit einer hastig zusammengestellten und buntgemischten kleinen Gruppe von Seeleuten, Preppern und regimekritischem Militärpersonal zu einer gefährlichen Reise aus, um sie in ihrer Heimat sicher mit ihren Familien zu vereinen – nur um festzustellen, dass ihre eigentlichen Anstrengungen tatsächlich erst danach beginnen.

Leseprobe:
"Hallo zusammen. Ich bin Maria Velasquez. Einige von Ihnen kennen mich vielleicht durch meine Arbeit mit lokalen und nationalen Nachrichtenteams. Heute bin ich jedoch im Auftrag der FEMA hier. Sie wissen sicher, dass ein Großteil der Medieninfrastruktur durch die jüngste Katastrophe stark beeinträchtigt wurde. Als FEMA diverse Vertreter der Medien ansprach und uns die Möglichkeit bot, unseren Zuschauern zu dienen – vielleicht sollte ich eher sagen, unseren ehemaligen Zuschauern - akzeptierten die meisten von uns freudig die Gelegenheit, unseren Teil zu leisten.
Und hier nun der Lagebericht. Vor acht Tagen verursachte ein massiver Sonnensturm eine Reihe sogenannter ‚koronaler Massenauswürfe‘ auf der Erde. Ohne mich zu sehr im Technischen zu verlieren … Diese Auswürfe verursachten Blackouts, nicht nur in den Vereinigten Staaten und Kanada, sondern weltweit. Was natürlich zu Chaos und Verwirrung führte. Die gute Nachricht ist, dass die Behörden - zumindest in den USA - die Lage unter Kontrolle haben. Nahrungsmittel und Wasser erreichen die Menschen, die sie brauchen. Es besteht daher kein Grund, sich Gedanken um Ihre Lieben zu machen."
Washington sah zu Luke hinüber, der dessen erstaunten Blick erwiderte und mit den Schultern zuckte.
"Die schlechte Nachricht ist …", fuhr Velasquez fort, "… dass die Stromversorgung weiter unterbrochen ist. Mit der vollen Unterstützung der Bundesregierung arbeiten sämtliche Versorgungsunternehmen an diesem Problem. Sie sind zuversichtlich, dass der Strom an einigen Orten innerhalb einer Woche wieder zur Verfügung stehen wird. Für den Großteil der Bevölkerung könnte es allerdings zwei bis drei Wochen dauern." Das Publikum stieß einen Seufzer aus. Offenbar lag das Kommunikationszentrum nahe genug, so dass Velasquez sie hören konnte. Sie reagierte mit einem verständnisvollen Lächeln und erlaubte dem Stöhnen, abzuebben.
"Nun zu Ihrer Situation", setzte sie erneut an. "Wieder eine Mischung aus guter und schlechter Nachricht, fürchte ich. Die schlechte Nachricht ist, dass der Flugverkehr unterbrochen ist, und dass Benzin und andere Treibstoffe gegenwärtig äußerst knapp sind. Und auch hier arbeitet die Bundesregierung fieberhaft daran, dies zu korrigieren. Ihnen nützt das kurzfristig allerdings wenig. Die gute Nachricht ist, dass wir Charterflüge buchen werden, um Sie an Ihren Bestimmungsort zu bringen. Die schlechte Nachricht ist, dass es einige Tage dauern wird. Die gute Nachricht daran ist, dass Sie Ihren Urlaub auf Regierungskosten um einige Tage verlängern werden. Für die Dauer der Wartezeit bringen wir Sie in einigen von Miamis besten Hotels unter. Die schlechte Nachricht ist, dass sie dieser Tage nicht ganz so umwerfend sind, da die meisten mit Notfallgeneratoren arbeiten."
Die Gruppe ließ ein Grummeln hören, stellenweise erklang aber auch verhaltenes Lachen. Die vorgetragene Information machte Sinn und Velasquez’ ernste und dennoch irgendwie aufgeräumte Präsentation ließ das Ganze insgesamt erträglicher erscheinen. Obwohl Luke die Wahrhaftigkeit einiger ihrer Behauptungen anzweifelte, unterstellte er dennoch, dass sie zumindest teilweise zutrafen. Außerdem war es weit besser, wenn die Menge freiwillig vom Schiff ging, als die mögliche Alternative in Betracht ziehen zu müssen.
"Eine weitere gute Nachricht!", fuhr Velasquez in ihrem Monolog fort. "Ihre Versorgung mit Nahrungsmitteln und Getränken ist sichergestellt. Das weniger Gute daran ist, dass Sie sie in Form der FEMA-Notfallrationen erhalten werden. Andererseits könnte man selbst das als eine Art gute Nachricht begrüßen. Die Veteranen unter Ihnen werden Ihre sicher grenzenlose Neugier befriedigen können, ob die neuen Einmannpackungen tatsächlich den alten Rationen überlegen sind, an die Sie sich aus Ihrer eigenen Dienstzeit erinnern." Sie legte eine Kunstpause ein. "Die schlechte Nachricht ist, dass die heutigen Soldaten diese Verpflegung ebenfalls als ungenießbar verspotten."
Dieses Mal kam das Lachen spontan und war weitverbreitet, vermischt mit einem nicht unfreundlichen Stöhnen. Luke musste zugeben, dass Velasquez ein Pro darin war, eine Menge für sich zu gewinnen. Die Anspannung der Gruppe hatte seit Beginn der Übertragung um einiges nachgelassen. Velasquez wartete, bis sich das Gelächter gelegt hatte und sprach weiter.
"Und so geht es nun weiter, meine Damen und Herren. Draußen warten Busse auf Sie, die Sie zu Ihren Hotels bringen werden. Um Ihr Gepäck müssen Sie sich keine Sorgen machen. Die Mannschaft wird es umladen und ihnen ins Hotel liefern. Unsere Mannschaftsmitglieder stehen bereit, denjenigen von Ihnen, die Hilfe beim Ausschiffen benötigen, beizu…"
"Warum können wir nicht einfach hierbleiben, bis die Flüge arrangiert sind? Das Essen ist weitaus besser und wir haben Strom", rief eine Stimme aus der Menge. Eine andere Person stimmte zu, unmittelbar gefolgt von einem Chorus lautstarker Billigung, der die weiteren Worte Velasquez' auf dem Bildschirm untergehen ließ. Sie redete noch einen Moment weiter und hielt dann inne. Sie sah ein wenig verwirrt aus, so als ob sie die Stimme vernehmen, die Frage aber nicht identifizieren konnte. Sie wandte sich von der Kamera ab und es war klar, dass ihr jemand im Hintergrund etwas erläuterte. Danach wandte sie sich wieder der Kamera zu und machte eine beruhigende Handbewegung. Schließlich legte sich der Lärm.
"Einige von Ihnen wundern sich zu Recht, warum Sie nicht an Bord bleiben können", begann sie erneut. "Eine vernünftige Frage. Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich dies nicht als Erstes angesprochen habe. Nach den Informationen, die mir Ihr Kapitän zukommen ließ, hat das Schiff weniger als einen Tag Verpflegung für alle an Bord. Egal wo Sie untergebracht sind, müssen wir damit auf Notfallrationen zurückgreifen. Hinsichtlich Ihres Verbleibens an Bord – die Treibstoffreserven des Schiffes sind ebenfalls so gut wie aufgebraucht. Und es wird eine lange Weile dauern, bevor Nachschub eintreffen wird. Ohne Strom wird Ihr Aufenthalt auf dem Schiff noch unangenehmer als der in den Hotels an Land sein. Deshalb ist es besser, jetzt zu gehen, solange uns die Ressourcen zur Verfügung stehen, Ihren Transport zu bewerkstelligen." Sie schwieg. "An dieser Stelle muss ich betonen, meine Damen und Herren, dass viele Menschen Hilfe benötigen. Nicht nur die auf Kreuzfahrtschiffen wie dem Ihren, sondern andere in den Gemeinden um Sie herum. Wir sind hier und heute vor Ort, um Ihnen unsere Hilfe anzubieten. Falls Sie unser Angebot jedoch ablehnen, werden Sie hinsichtlich der Rückkehr an Ihren Heimatort vollkommen auf sich selbst gestellt sein."
Luke bezweifelte diese letzten Angaben. Die Regierung ‚charterte‘ kein Schiff, um es leer und ohne Treibstoff am Dock liegen zu lassen. Dennoch konnte er ein Gefühl der Erleichterung nicht unterdrücken, als er in der Menge hier und da zustimmendes Nicken ausmachte. Seine Entrüstung über diese offensichtliche Manipulation wurde von der steigenden Hoffnung übertrumpft, nicht an der Zwangsevakuierung einer Gruppe von Rentnern teilnehmen zu müssen. Velasquez gab der Menge Zeit, ihre Aussage zu verinnerlichen und fuhr dann fort.
"Wie bereits erwähnt, stehen Mannschaftsmitglieder bereit, denjenigen unter ihnen, die Hilfe beim Ausschiffen benötigen, Unterstützung zu gewähren. Da uns leider nur eine Gangway zur Verfügung steht, bitten wir die an den Rollstuhl gebundenen Passagiere auf der rechten Seite der Gangway von Bord zu gehen, damit die übrigen Passagiere zu Ihrer Linken passieren können. Ich danke Ihnen für Ihre Kooperation, meine Damen und Herren, und wünsche Ihnen allen eine sichere Rückkehr an Ihren Heimatort."
Velasquez' Gesicht verschwand von den Bildschirmen. Luke sah, wie die Schiffsoffiziere philippinische Mannschaftsmitglieder in die Menge kommandierten, um Passagieren in Rollstühlen zu helfen. Wie aus dem Nichts erschienen weitere Crewmitglieder mit faltbaren Rollstühlen und ermunterten Passagiere an Stöcken oder Rollatoren, eine Fahrt im Rollstuhl zu den Bussen hinüber zu akzeptieren. Einige schienen Widerstand bieten zu wollen, letztendlich akzeptierten dann doch alle die angebotene Hilfe.
Luke, der sich seiner Rolle nicht ganz sicher war, postierte sich mit Long auf einer Seite der Gangway und nickte Washington und Grogan zu, die andere Seite zu übernehmen. Währenddessen kam die Menge auf sie zu. Nicht unbedingt in gerader Linie, dennoch in geordneten Bahnen. Höflich warteten die Menschen am Anfang der Schlange mit dem Betreten der Gangway, bis die von den Filipinos geschobenen Rollstühle auf der Gangway waren und sich in langsamer Folge in Bewegung setzten. Danach gingen die schnelleren Fußgänger links an ihnen vorbei.
Mit zunehmendem Betrieb auf der Gangway rollten zwei Rollstühle Seite an Seite vor - offensichtlich ein älteres Ehepaar. Die Frau klammerte sich an der Hand Ihres Mannes fest. Als der Matrose versuchte, den Rollstuhl der Frau nach vorn zu schieben, um eine einzige Linie zu bilden, zeigte seine Schutzbefohlene Anzeichen sichtbarer Erregung und weigerte sich, die Hand ihres Mannes loszulassen. Der philippinische Seemann gab nach. Es wurde deutlich, dass das Paar beabsichtigte, die Gangway nebeneinander hinunterzufahren.
"Verdammt!", fluchte Grogan, während er den kleinen Filipino zur Seite drückte und den Rollstuhl der Frau hart nach vorne schob. Diese unerwartete Bewegung zwang sie dazu, die Hand ihres Mannes loszulassen, während Grogan ihren Stuhl nach rechts lenkte.
"Frank! Frank!", schrie die alte Frau in höchster Angst auf.
Grogan hatte den Ehemann hinter sich außer Acht gelassen. Der griff sich den Stock, den er aufrecht zwischen seinen Knien hielt und schob ihn - mit dem gebogenen Ende nach oben - zwischen Grogans Beine, um dann mit aller Kraft an ihm zu ziehen. Das Ende des Stocks verhakte sich in Grogans Schritt und zwang ihn, auf der Stelle stehenzubleiben, bevor der alte Mann schließlich seinen Halt an dem Stock verlor.

Im Kindle-Shop: Der Weg nach Hause: Buch 1 der Trilogie ,Apokalypse USA'.
Mehr über und von R.E. McDermott auf der Website seiner Übersetzerin.

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