10. Oktober 2019

'Fritzi Flitzeflink: Als der Weihnachtsmann eine Elfe verlor' von Marit Bernson

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Marit Bernson | Autorenseite im Blog
Es ist kurz vor Weihnachten. Fritzi steckt voller Tatendrang, während ihre Waldtierfreunde müde sind und nicht so oft und lange spielen wollen.

Da fällt Fritzi die Weihnachtselfe Susi direkt vor die Füße. Die sieht ihr erstaunlich ähnlich und kann auch zaubern, allerdings besser als Fritzi. Zusammen reisen sie in einem Ballon zum Nordpol, um Susi nach Hause zu bringen und etwas über Fritzis Herkunft zu erfahren.

Doch im Laufe ihrer Reise muss Fritzi sich fragen, was Heimat und Familie ihr wirklich bedeuten.

Leseprobe:
Am nächsten Morgen führte Susi Fritzi in die Bibliothek, ein riesiges Haus, größer noch als das vom Weihnachtsmann. Drinnen waren hunderte Bücher, vielleicht auch unendlich viele. Da Fritzi niemals weiter als bis neunhundertneunundneunzig gezählt hatte, konnte sie es nicht genau sagen. Eigentlich hatte Fritzi sogar schon bis unendlich gezählt. Das kam nämlich nach neunhundertneunundneunzig. Das hatte sie jedenfalls behauptet, als sie ihren Freunden im Zweiflüssewald vorgezählt hatte. Die hatten gelacht und gefragt, welche Zahl danach käme. Und Fritzi hatte weiter gezählt: einunendlich, zweiunendlich, dreiunendlich. Da hatten die anderen ganz schön gestaunt.
Jedenfalls waren viele Bücher in dieser Bibliothek. Vier große Tische mit je zehn Stühlen in Elfengröße standen im Eingangsbereich. Fritzi und Susi blieben stehen und blickten hoch. Bis zum Dach türmten sich Bücherregale.
„Wo fangen wir an?“, fragte Fritzi.
„Wir müssen nachfragen.“ Susi zeigte auf eine ältere Weihnachtselfe mit einer Brille auf der Nase, ähnlich der vom Weihnachtsmann. Die Elfe saß hinter einem Tresen und schaute sich ein Buch an. „Vielleicht gibt es ja Bücher über die Herkunft der Elfen.“Susi ging zum Tresen. „Entschuldigung! Gibt es hier Bücher über die Geschichte der Elfen?“
Die Elfe zog die Augenbrauen hoch. „Ist die Frage ernst gemeint?“
Susi sah Fritzi ratlos an, dann wieder die Elfe hinter dem Tresen. „Das heißt wohl, ja?“
Die Elfe nickte und lächelte.
„Und wo sind sie?“
Die Elfe sah Susi erstaunt an. „Junge Elfe“, sagte sie und breitete die Arme aus. „In dieser Bibliothek gibt es nichts anderes als Geschichtsaufzeichnungen.“
„Was?“, riefen Susi und Fritzi gleichzeitig.
„Das alles sind Geschichtsbücher?“ Susi sah sich um. „Ich war erst ein paar Mal hier, um etwas nachzuschlagen.“ Sie zuckte ratlos mit den Schultern. „Wie sollen wir da wissen, wonach wir suchen sollen?“
„Chroniken nennt man das“, erklärte die Elfe. „In diesen Büchern ist alles aufgezeichnet, was passiert ist, seit es das Weihnachtsdorf gibt. Jedenfalls alles Wichtige.“
„Also brauchen wir Band 1?“, fragte Susi.
„Na, so einfach ist es nicht.“ Die Elfe nahm einen Zettel von dem Block vor ihr. „Die Chroniken sind thematisch sortiert.“
„Und welche Themen gibt es?“
„Oh, alles, was ihr euch nur vorstellen könnt. Spielzeugbau, Plastik und Holz, Elfenhausbau, Schlittenbau, Rentierernährung, Zauberei. Sogar eine eigene Abteilung für Keks- und Kakaorezepte gibt es.“
Ein kalter Hauch strich über Fritzis Nase und sie drehte sich zur Tür. Sigor kam in die Bibliothek.
„Gut, ihr seid schon da“, sagte er. Als er ihre Gesichter sah, setzte er hinzu: „Rena hat euch wohl schon das Ablagesystem der Bibliothek erklärt?“
Susi nickte.
Sigor lächelte. „Keine Panik! Wir finden, was wir suchen.“
„Die alte Griseldis hat Fritzi erzählt, dass die ersten Weihnachtselfen auch mehr Fell hatten. Wir brauchen also die ersten Aufzeichnungen der Chroniken. Da steht vielleicht auch drin, wo sie herkamen.“
„Das hast du falsch verstanden“, sagte Rena, „Die Aufzeichnungen wurden chronologisch erstellt und erst danach einem Themengebiet zugeordnet.“
„Es gibt also einen ersten Band?“
Rena nickte. „Ja, er ist da, wo er dem Thema nach hingehört.“
Fritzi war sich nicht sicher, ob sie alles verstanden hatte. Susi sah Sigor ratlos an.
Sigor kratzte sich im Nacken. „Na schön, thematisch werden wir es kaum finden. Ich schätze, dass damals so ziemlich jedes Thema von Häuserbau bis Kakaokochen wichtig war.“ Er sah Rena an. „Bis vor ein paar Jahren hatten wir doch ein anderes Ablagesystem. Sind die Listen dazu noch da?“
Rena nickte. „Unten im Keller.“
Sigor seufzte. „Bin gleich zurück. Wartet hier!“
Fritzi und Susi setzten sich auf zwei Sessel vor dem Tresen.
Fritzi sah sich um. „Wieso ist hier kein Kamin?“
Susi zwinkerte. „Die Bibliothek wird von unten beheizt. Bücher und Feuer passen nicht so gut zusammen.“
Okay, das verstand Fritzi.
Sigor kam mit einem dicken Buch zurück.
Susi sprang auf. „Ist es das Buch, das wir suchen?“
Sigor schnaubte. „Das ist das Buch, in dem steht, wo wir das Buch, das wir suchen, vielleicht finden. Wenn wir Glück haben.“ Er setzte sich an einen der großen Tische und schlug das Buch auf. „Oje, das war aber kompliziert.“
Er blätterte im Buch mal vor, mal zurück. Dann stand er auf und ging zu Rena hinüber, schrieb etwas auf einen Zettel und gab ihn ihr. Rena verließ ihren Platz, stieg einige Treppen hoch und verschwand in einem Gang zwischen zwei hohen Regalen. Sie kam mit einem Buch zurück, das sehr alt aussah, und legte es vor Sigor auf den Tisch.
„Das müsste es sein“, sagte sie und verschwand wieder hinter ihrem Tresen.
Sigor holte tief Luft. „Jetzt wird es interessant.“

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