29. Oktober 2019

'Sky und Brandon: Die erste Liebe (Teil1)' von Alina Kessler

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Sky: Alles an ihm ist nur Schein, ihm ist nichts wichtig. In seiner Welt ist nur Platz für ihn allein.
Brandon: Sie ist unsichtbar, wie ein scheues Tier und ihre Verletzlichkeit erregt ein Interesse.

Wer anderen vertraut, wird enttäuscht. Das musste Sky auf schmerzhafte Weise lernen. Doch als sie Brandon begegnet, ändert sich einfach alles. Er verändert sie, ihre Gefühle, ihre Ängste und obwohl er alles verkörpert, was sie an einem Mann hasst, lässt sie doch zu, dass er ihr unter die Haut geht.

Schlaflose Nächte und eine Achterbahnfahrt der Emotionen warten auf sie, während Brandon sich immer weiter in ihr Leben schleicht. Was sie nicht ahnt, ist, dass unter den männlichen Mitschülern ihrer Schule eine furchtbare Wette läuft, in deren Mittelpunkt sie steht.

Sky beschließt das erste Mal seit Langem wieder jemandem zu vertrauen und augenblicklich läuft alles aus dem Ruder. Gefangen zwischen Zuneigung und Zurückweisung, zwischen Mut und Angst, muss sie entscheiden, ob Brandon das alles wert ist.

Leseprobe:
Vor zwei Jahren
Im Leben eines jeden Menschen gibt es Wendepunkte, die darüber entscheiden, wie das weitere Leben verlaufen wird. Wendepunkte, die wir weder kommen sehen, noch auf die wir vorbereitet werden können.
Sky Preston war gerade einmal sechzehn Jahre alt, als ihr dieser Wendepunkt widerfuhr. Sie saß in diesem entscheidenden Augenblick in einem Gerichtssaal, der vollgestopft war mit Geschworenen, Anwälten, Ärzten, Polizisten, und eine erdrückende Hitze sorgte dafür, dass sie Schweißausbrüche bekam.
Besorgt sah sie nach rechts zu ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester, deren Hand sie hielt. Christines Finger waren eiskalt und zitterten, so aufgeregt war sie. Ihre großen blauen Augen waren starr nach vorne gerichtet, auf den Hinterkopf eines Mannes, der sich leise mit seinem Anwalt unterhielt. Ihre kleine Schwester wurde von Minute zu Minute nervöser. Dagegen konnte Sky nichts tun, außer weiterhin ihre Hand zu halten und ihr so viele Halt und Sicherheit zu geben, wie es ihr möglich war.
Aufgeregt sah Sky von ihrem Platz aus zum Richter, der ein Stück Papier studierte und die beiden Anwälte zu sich rief, um Fragen zu stellen. Eifrig sprachen die drei miteinander. Liebend gern hätte Sky die Männer aufgefordert lauter zu sprechen, damit sie mithören konnte, was besprochen und beschlossen wurde. Diese Verhandlung dauerte bereits zwei nervenaufreibende Stunden, dabei wurde ihre eigene Zeugenaussage noch nicht einmal aufgenommen. Hoffentlich würde ihre Geschichte diesen Prozess beschleunigen und den Alptraum endlich enden lassen.
Ungeduldig sah sie nach links und begegnete Grace besorgtem Blick. Natürlich war sie besorgt, denn dieser Tag würde auch ihr Leben verändern und darüber entscheiden, ob sie Sky und Christine adoptieren konnte oder nicht. Es gab guten Grund, dem Urteil entgegenzufiebern.
Endlich entließ der Richter die beiden Anwälte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Papier in seiner Hand zu. Minutenlang studierte er es, bevor er alles beiseitelegte, einmal schwer ausatmete und den Blick im Raum umherschweifen ließ.
„Mr. Becker, Sie dürfen fortfahren“, entschied er und überließ das Wort dem Staatsanwalt, der sofort aufsprang und sein Jackett glättete.
„Vielen Dank, Euer Ehren“, sagte der junge Anwalt schnell und griff in seine Akten, um einen Notizzettel herauszusuchen. „Als Nächstes ruft die Staatsanwaltschaft Miss Sky Preston in den Zeugenstand.“
Augenblicklich gefror sämtliches Blut in Skys Adern zu Eis, als sie ihren eigenen Namen so laut von den Wänden widerhallen hörte. Es war so weit. Ein Haufen unterschiedlicher Emotionen begann in ihrem Inneren miteinander zu fechten. Angst, Panik, Freude, Hoffnung, Verzweiflung und unbändiger Hass. So vieles war in ihrem Leben schon passiert und hatte sie hierher zu diesem einen, alles verändernden Moment im Gerichtssaal geführt. So viele schreckliche Dinge waren ihr widerfahren, Dinge, die einem anderen Menschen in seinem ganzen Leben nicht geschahen. Aber sie hatte es ausgehalten, sie hatte es überlebt und nun war der Moment gekommen, an dem sie sich davon befreien konnte.
Steif und angespannt erhob sie sich von der Bank und blickte nach vorne zum Richter, der ihr aufmunternd zunickte, als ob er ahnte, wie viel Kraft die nächsten Minuten sie kosten würden.
„Alles wird gut, Sky“, versuchte Grace sie zu beruhigen. Sky konnte nur nicken und schluckte hart. Als die Finger ihrer kleinen Schwester ihrer Hand entglitten, sah sie noch einmal zurück und blickte in die hoffnungsvollen Augen von Christine. Sie ist viel zu jung, um das hier miterleben zu müssen, dachte sich Sky traurig und hoffte inständig, dass in einigen Monaten die Erinnerung an diesen Tag verblasst sein würde.
Ein Raunen ging durch die Anwesenden, als sie endlich im Gang stand und langsam nach vorne ging. Ihre schwarzen Ballerinas schienen plötzlich bleischwer zu sein und ihre Füße konnten kaum den Boden verlassen. Ihre Beine steckten in einer schwarzen Jeans, die ihr unglaublich eng erschien, und oben hatte sie sich ein schwarzes Shirt und eine Strickjacke übergeworfen, die ihr zu groß war. Hilfesuchend sah sie zum Staatsanwalt, den sie in den letzten Wochen besser kennengelernt hatte und der ihr aufmerksam entgegensah. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen, dachte sich Sky und verschränkte die Arme vor der Brust, um das Zittern ihrer Finger zu verbergen.
„Meine Güte, sieh dir ihr Gesicht an“, hörte sie eine Frau zu ihrer Linken flüstern und senkte sofort den Kopf, damit ihre blonden Haare ihr Profil verdeckten. Zu spät, das Veilchen wurde schon entdeckt. Vor zwei Wochen hatte sie einen heftigen Schlag auf den Kopf abbekommen, so dass die Haut an ihrer Schläfe aufgeplatzt war und die Stelle mit mehreren Stichen genäht werden musste. Die Narbe wäre schon verheilt gewesen, hätte Sky in einem hysterischen Anfall nicht versucht, sich das Gesicht zu zerkratzen und zu entstellen, wodurch die Haut wieder aufgerissen und sich die Hälfte ihres Gesichts blau verfärbte hatte. Erneut musste ihre Wunde genäht werden und von den Ärzten gab es eine kleine Dose mit Antidepressionspillen obendrauf. Drei Stunden bei einer Therapeutin und einige Tage Krankenhausaufenthalt und schon hielt man sie für geheilt, zumindest oberflächlich.
Wenn es keine sichtbare blutende Wunde gab, war Sky gesund, so lautete zumindest die Philosophie der Ärzte damals.
Ihre Füße wurden immer schwerer, je näher sie dem Richtertisch kam, aber irgendwann hatte sie den vorderen Bereich des Saals erreicht. All diese Blicke, die auf sie gerichtet waren, machten sie nervös und am liebsten hätte sie wie eine Irre um sich geschrien, dass man endlich aufhören sollte sie anzustarren. Besonders die Blicke der Polizisten im Saal setzten ihr zu.
„Miss Preston“, wandte sich der Staatsanwalt an sie. „Sie müssen dort vorne im Zeugenstand Platz nehmen.“ Er deutete auf einen Stuhl nicht weit vom Richter. Einem Stuhl, der ihr Hoffnung und Angst zugleich schenkte. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als ein Beamter an sie herantrat und darauf wartete, dass sie Platz nahm. Ohne ihre Augen von dem Gegenstand zu lösen, den dieser in der Hand hielt, setzte sie sich hin und versuchte nicht in Panik zu verfallen.
Der Beamte brachte den Gegenstand in seiner Hand in ihre Reichweite und begann zu reden. Da Sky völlig durcheinander war, verstand sie kein einziges Wort, bis sie die entscheidende Frage vernahm.
„Schwören Sie, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit, so wahr Gott Ihnen helfe?“ Abwartend sah der Beamte sie an, so dass Sky ihre Hand auf die dargebotene Bibel legte und versuchte einen kalten Schauer zu unterdrücken.
Die Wahrheit, überlegte sie angestrengt. Sie hatte die Wahrheit schon so oft und laut geäußert, dennoch hatte ihr niemand geglaubt. Warum sollte sich daran nun etwas ändern? Und warum hatte man ihr bisher kein Gehör geschenkt? Nur weil sie diesmal ihre Hand auf eine Bibel legte, würde man ihr sofort Glauben schenken? War das deren aller Ernst?
Mit trockenem Hals bejahte sie. Der Beamte trat von ihr weg und die Anwesenden im Saal kamen wieder in ihr Blickfeld. Nur einen einzigen Punkt im Raum versuchte sie nicht anzusehen, eine einzige Person.
Mr. Becker trat vor seinen Tisch und verschränkte die Hände im Rücken, bevor er sie anlächelte. „Geht es Ihnen gut, Miss Preston?“
Wozu diese Höflichkeit, fragte sich Sky und rutschte auf dem Stuhl herum.
„Nein“, gestand sie und senkte den Blick.
Als er sie erneut ansprach, klang seine Stimme mitfühlend. „Wir versuchen, das hier schnell über die Bühne zu bringen, damit Sie gehen können.“
Dankbar nickte sie.
„Bitte sagen Sie uns, wer Sie sind“, begann der Anwalt.
Mehrmals musste Sky schlucken, bevor sie zu sprechen begann. „Mein Name ist Sky Preston. Ich bin hier in Kalifornien geboren und lebte bis vor Kurzem zusammen mit meiner Schwester in einem Teilort von Los Angeles.“
„Wie alt sind Sie?“
„Sechzehn.“

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