11. Dezember 2019

'Blinder Hass' von Alex Winter

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Alex Winter
»Ich habe den schwarzen Schatten in seinen Augen gesehen«, flüsterte der Aborigine. Seine Stimme klang angsterfüllt. »Er ist ein Kedic, ein Teufel in Menschengestalt …«

Als der Zürcher Sicherheitsexperte Vince Foster von seinem in Australien lebenden Bruder Bryan die unvollständige Kopie eines alten Tagebuches erhält, ahnt er zunächst nicht, welches düstere Geheimnis dieses birgt.

Vince ist jedoch nicht der Einzige, der sich für das Tagebuch interessiert: Die rote Doktrin, eine weltweit operierende Geheimorganisation, die einen teuflischen Plan verfolgt, der die Welt an den Rand des Abgrundes führen könnte, versucht mit allen Mitteln in den Besitz des Originaltagebuches zu gelangen. Während Vince verzweifelt nach Antworten sucht, gerät er immer tiefer in einen Strudel aus Verschwörungen, Intrigen und Mord.

Auf sich allein gestellt, gejagt von mächtigen Feinden und von der Polizei für einen skrupellosen Mörder gehalten, flieht Vince nach Australien.

Leseprobe:
Vince blickte in das diabolisch lächelnde Gesicht des Mannes. Obwohl er weder besonders groß noch kräftig war, jagte sein Anblick ihm einen kalten Schauder über den Rücken. Es war, als umhüllte ihn die Aura des Todes. Mit vorgehaltener Waffe in der einen Hand und einem großen Aktenkoffer in der anderen, stieg er wie ein böser Dämon die Treppe hinunter. Ein paar Stufen über Vince blieb er stehen.
»Wie ich sehe, sind Sie schon wieder ganz munter«, sagte er. »Das freut mich. Allerdings enttäuscht es mich, dass Sie uns schon wieder verlassen wollen. Wir hatten noch gar keine Gelegenheit, miteinander zu plaudern.«
»Von Ihrer Art, zu plaudern, habe ich schon gehört«, erwiderte Vince voller Abscheu.
Die Augen seines Gegenübers blitzten auf. »Ich sehe schon, mein Ruf eilt mir voraus.«
»Allerdings. Nur ist es ein äußerst zweifelhafter.«
Der Dämon schob scheinbar nachdenklich die Unterlippe vor, dann lächelte er wieder. »Nun, das kommt darauf an, auf welcher Seite man steht.«
Langsam begann sich Vince’ Verzweiflung in grenzenlose Wut zu verwandeln. »Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?«
»Ich denke, Sie wissen, was ich will.«
»Ich habe keinen Schimmer.«
»Mein lieber Foster, Sie amüsieren mich. Ich hoffe wirklich, ich kann mich mit Ihnen etwas länger beschäftigen als mit Ihrem Schwiegervater. Und jetzt seien Sie so gut und nehmen Sie die Hände hinter den Kopf, damit wir wieder nach unten gehen können.« Der Dämon befahl Vince, in der Mitte des Kellers stehen zu bleiben und warf einen Blick über die Schulter zu einem seiner Männer. Mit einem Kopfnicken gab er ihm zu verstehen, sich um die Verletzten zu kümmern.
»Ulrich hat einen gebrochenen Arm, aber sonst fehlt ihm wohl nichts. Er kommt schon wieder zu sich.«
»Was ist mit Beutler?«
»Den hat’s böse erwischt. Wir sollten ihn möglichst schnell zu einem Arzt bringen.«
»Nein. Bring ihn rein und leg ihn aufs Bett.«
»Aber er könnte sterben, wenn …«
»Und wenn schon!« Der Dämon trat zur Seite. »Du bist zu weich, Paul. Er hätte eben besser aufpassen müssen. Und nun mach, was ich gesagt habe.« Er wandte sich an Vince. »Und Sie legen sich auf den Metalltisch.«
»Das ist nicht Ihr Ernst.«
Der Dämon hob seine Waffe und schoss. Die Kugel jagte nur Zentimeter neben Vince’ Kopf in die Wand. »Ich scherze nicht! Also los!« Kalt lächelnd beobachtete er, wie Vince seiner Aufforderung nachkam, dann schnallte er seine Hände und Fußgelenke mit den Gummimanschetten am Tisch fest. Er warf einen Seitenblick zu Paul. »Bring Ulrich zu einem Arzt. Erzähl, er sei die Treppe runtergefallen oder sonst was in der Art. Dann kommt ihr so schnell wie möglich zurück. Ich muss heute Nachmittag nochmals weg, um einige Dinge zu erledigen. Morgen früh bin ich zurück. Bis dahin bleibt Foster angeschnallt.«
»Okay. Und was machen wir mit Beutler?«, fragte Paul.
»Ich habe euch gesagt, worum es hier geht. Verzögerungen können wir uns nicht leisten.«
»Dann wär’s wohl besser, die Sache jetzt gleich zu erledigen«, meldete sich nun der Langhaarige zu Wort, der mit den Hunden auf dem Treppenabsatz stehen geblieben war.
Der Dämon lächelte kalt. »Das hatte ich vor …«
Als seine Männer den Keller verlassen hatten, trat er neben Beutler. Einen Augenblick blieb er reglos vor ihm stehen, dann zog er das Kissen unter seinem Kopf hervor. Während er das Kopfkissen mit einer Hand auf Beutlers blutiges Gesicht drückte, fixierte er Vince mit kaltem Blick.
Vince wollte wegschauen, konnte es aber nicht. Fassungslos starrte er auf den erstickenden Mann. Seine Kehle wurde trocken wie Staub und sein Magen verkrampfte sich, bis er das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen.
Beutler wehrte sich nicht. Lediglich seine Füße zuckten zum Schluss ein wenig.
Als es vorbei war, trat der Dämon an den Metalltisch. »Sie sehen blass aus, Foster.«
»Sie skrupelloser Schweinehund!«
»Skrupellos?« Der Dämon schüttelte lächelnd den Kopf. »Dieser Mann war ein Berufsverbrecher. Er wusste, wenn es hart auf hart kommt, kann er keine Sonderbehandlung erwarten. Ihn in ein Krankenhaus zu bringen, wäre gefährlich gewesen. Sein Tod war somit eine Notwendigkeit, für die Sie durch Ihren unnötigen Fluchtversuch allein die Schuld tragen.«
»Aber sicher doch! So, wie für meine Entführung und das Blutbad in Neumanns Haus.«
Das Lächeln des Dämons gefror. »Die Sache mit Wenz und Ihrem Schwiegervater war ein bedauerlicher Fehler meinerseits, wie ich ungern zugebe. Ich habe die beiden unterschätzt. Sie werden sicher besser kooperieren.«
»Und wobei?«
»Bei der Beantwortung einiger offener Fragen. Beginnen wir doch gleich mit den Wichtigsten: Wer hat Ihnen die Kopien von Zieglers Tagebuch gegeben? Und wo befindet sich das Original?«
»Keine Ahnung, wovon Sie reden. Wer ist Ziegler?«
Der Dämon strich sich langsam über die Glatze. »Was Sie da versuchen, ist sinnlos, glauben Sie mir. Es gibt Methoden, Menschen zum Sprechen zu bringen, die würden selbst die Besitzer dieser – wie ich finde – ziemlich geschmacklosen Sexfolterkammer in Staunen versetzen. Sie haben die Wahl.«
»Ich habe es Ihnen doch eben gesagt: Ich weiß nichts!«
»Und was ist das?« Der Dämon zog den Briefumschlag mit den Tagebuchkopien aus der Manteltasche.
Nun verlor Vince die Fassung. Eine nie gekannte Verzweiflung brach über ihn herein, fraß sich in sekundenschnelle wie eine ätzende Säure durch ihn hindurch. »Wo haben Sie das her?«, stieß er mit halb erstickter Stimme hervor.
Das teuflische Lächeln kehrte auf das Gesicht des Dämons zurück. »Ihre Freundin war so nett, mir den Schlüssel zum Schließfach zu überlassen. Übrigens, ein ausnehmend hübsches Mädchen. Was mich angeht, vielleicht eine Spur zu vulgär. Aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.«
»Was haben Sie mit ihr gemacht?«, rief Vince. Er zerrte an seinen Fesseln. »Wenn Sie ihr auch nur ein Haar gekrümmt haben, bringe ich Sie um!«
Der Dämon warf den Kopf in den Nacken und lachte. Als er wieder auf Vince heruntersah, schienen seine Augen zu glühen. »In Ihrer Lage wirken Drohungen ziemlich lächerlich. Ich schlage vor, Sie beantworten jetzt meine Fragen – bevor ich die Geduld verliere und alles auf äußerst schmerzhafte Weise aus Ihnen heraushole.«
»Fahren Sie zur Hölle!«
»Wie Sie wollen, ich habe Sie gewarnt.« Er zog zwei Lederriemen hervor, die an der Seite des Tisches befestigt waren, und spannte sie quer über den Tisch. Der eine lief über Vince’ Stirn und presste seinen Kopf auf das ungepolsterte Metall, der andere über seine Kehle, sodass er sich nicht mehr bewegen und auch kaum noch atmen konnte.
Aus den Augenwinkeln sah Vince, wie der Dämon seinen Aktenkoffer aufhob und zum Bett ging. Als er zurückkehrte, hielt er eine Mini-Bohrmaschine in der Hand. »Sie müssen wissen«, sagte er, »Verhörmethoden sind mein Steckenpferd. Da gibt es Menschen, die haben eine panische Angst vor Schlangen. Hält man ihnen eine vor das Gesicht, plaudern sie wie ein altes Waschweib. Anderen jagt schon der bloße Anblick einer Waffe einen gewaltigen Schreck ein. Ich persönlich verabscheue solche Leute. Sie haben keinen Mumm in den Knochen. Harte Typen sind mir viel lieber. Man könnte sagen, sie inspirieren mich.« Er fuhr Vince mit der Spitze der Bohrmaschine langsam über die Wange. »Einmal habe ich einem Kerl mit dem Skalpell die Haut abgezogen. Erst den einen Unterarm, dann den anderen. Sie werden es nicht glauben, aber obwohl er entsetzliche Schmerzen erduldete, verriet er mir nicht, was ich wissen wollte. Erst als ich ihm ein Augenlid abschnitt, gab er auf. Es ist wirklich faszinierend, wie unterschiedlich die menschliche Spezies in Ausnahmesituationen reagiert.«
»Sie … sind … pervers«, würgte Vince hervor.
»Vielleicht. Für Sie habe ich mir jedenfalls etwas ganz Besonderes ausgedacht ...«

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