16. April 2020

'GATE 2-2: Aufbruch ins Leben' von Andreas M. Dittrich

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Lebendig begraben! In diesem Moment bist du dem Tod nicht nur näher als je zuvor, sondern du lernst auch eine Menge über dich selbst. Deine vergangenen Erfahrungen erhalten auf einmal eine neue Bedeutung und du denkst an all die zukünftigen Chancen, die du haben könntest.

Als Ben, ein Mann mittleren Alters, der alles in seinem Leben zu haben scheint, an dem Scheideweg seines Lebens steht, beschließt er sein altes Leben hinter sich zu lassen, um mehr über sich selbst und die wichtigste Aufgabe in seinem Leben herauszufinden. Auf seiner Reise begegnet er Carla. Einer gestressten, taffen Businessfrau, deren Terminkalender die Kontrolle über ihr Leben übernommen hat. Beide suchen Antworten, die sich nicht in Suchmaschinen oder Büchern finden lassen. Während ihrer gemeinsamen Suche begegnen sie außergewöhnlichen Menschen. Durch die Symbiose von Leben und Tod begreifen sie erst an einem Punkt, an dem sie ihrer eigenen Sterblichkeit gegenüberstehen, den eigentlichen Sinn des Lebens.

Anleser:
Auf dem Weg zum Flughafen begann es zu regnen. Ich saß im Taxi und dachte darüber nach, was ich eigentlich hier machte. Ohne es zu diesem Zeitpunkt zu wissen, würde ich mir diese Frage in den kommenden Tagen noch häufiger stellen. Während der Regen gegen die Scheiben prasselte und im Autoradio Weichspülmusik lief, ließ ich meine Gedanken schweifen. Immer wieder schwirrte die Frage durch meinen Kopf, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Als ich einige Wochen zuvor diese E-Mail erhielt, hätte ich niemals gedacht mich auf so etwas einzulassen.
„Du entscheidest über dein Glück“ lautete der Betreff der E-Mail. Typische Spam-Mail, die ihren Weg in mein Postfach gefunden hat, dachte ich zum damaligen Zeitpunkt. Aus irgendeinem Grund, höhere Gewalt oder einfach nur pure Neugier, las ich die Mail. Dabei ist mir ein Satz ganz besonders in Erinnerung geblieben:
„Alles läuft nach deinen Bedingungen und zu deiner Zeit!“
Obwohl ich im ersten Moment nicht viel darauf gab, beschäftigte mich der Inhalt der E-Mail. War ich auf dem falschen Weg? War ich sogar auf der Suche?
Je öfter ich den Text las, umso klarer wurde mir, dass ich wirklich etwas suchte. Die beruflichen Erfolge hatten ihre erfüllende Wirkung verloren. War dies überhaupt jemals der Fall oder habe ich mir diesbezüglich all die Jahre nur etwas vorgemacht? Privat lief alles so, wie es sein sollte – dachte ich. Aber auch diese Ebene in meinem Leben konnte mich irgendwie nicht zufriedenstellend erfüllen.
Ich erhoffte mir, auf dieser Reise Antworten zu finden. Antworten auf die Fragen, die ich hatte und die mir niemand beantworten konnte.
„Wir sind da.“
Ich war so in meine Gedanken versunken, dass ich die Worte des Taxifahrers erst gar nicht wahrnahm.
„Wir sind am Flughafen“, sagte er und tippte mir an die Schulter. Aus meinen Gedanken gerissen, entgegnete ich: „Entschuldigung“ und bezahlte.
Die Regentropfen fielen mir ins Gesicht und ich war froh, als ich die trockene Eingangshalle des Flughafens betrat. Das Geräusch des Regens wich der Geräuschkulisse des Terminals. Menschen, die sich unterhielten, während andere versuchten eilig von A nach B zu gelangen. Stress und Hektik lagen in der Luft.
Zielgerichtet bahnte ich mir meinen Weg durch den üblichen Wahnsinn: Schuhe ausziehen, Taschen leeren, Screening, Abtasten und nochmals durch den Scanner und dann endlich – auf zum Gate 22. Ein paar Minuten hatte ich noch. Also setzte ich mich. Meine Sitznachbarin schien weitaus mehr im Stress zu sein als ich. Sie jonglierte zeitgleich mit Laptop, Smartphone und iPad.
Bei der Gestikulation, die die Dame an den Tag legt, ist es nur eine Frage der Zeit bis sie den abgestellten Kaffeebecher umstößt.
Kaum war mir dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, passierte das Unvermeidbare.
Shit, dachte ich und versuchte noch nach dem Kaffeebecher zu greifen.
Zu spät!
Der Inhalt meiner Tasche hatte nun ein leichtes Koffein-Aroma und einen richtig großen Fleck.
Das Multitasking auf Champions-League-Niveau hat wohl nicht so geklappt, dachte ich und konnte mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Sie versuchte mit einem Taschentuch den Schaden so gut wie möglich zu beheben.
Während sie also probierte alles wieder einigermaßen trocken zu tupfen, fluchte sie leise vor sich hin – wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich es nicht hören würde.
Begleitend von der Frage: „Warum habe ich die Teile überhaupt mitgenommen?“ begann sie die Technik in ihren Rucksack zu packen. Zwischendurch sah sie mich an, holte tief Luft und sagte dann: „Sorry, nicht mein Tag heute. Ich bin Carla.“
Sie streckte mir ihre Hand entgegen und ich erwiderte: „Freut mich, Carla. Und keine Sorge, wir haben alle mal einen bad day. Ich bin Ben.“
Während Carla noch damit beschäftigt war Laptop und Co. im Rucksack zu verstauen, holte sie ein Buch heraus und legte es neben sich hin. „Die wichtigste Aufgabe in deinem Leben ist, herauszufinden, was deine wichtigste Aufgabe ist“ stand auf dem Buch.
„Toller Titel“, sagte ich und schaute Carla an. Sie hantierte allerdings immer noch an ihrem Rucksack herum.
„Bitte, was?“
„Das Buch. Ein toller Titel, finde ich.“
Carla nahm das Buch in die Hand und meinte: „Ja. Schließlich brauchen wir doch alle eine sinnvolle Aufgabe in unserem Leben. Oder etwa nicht?“
Ich nickte nur etwas zurückhaltend, denn schließlich war ich mir nicht sicher, was meine Lebensaufgabe ist oder sein sollte. Carla erzählte mir, dass sie beruflich viel unterwegs und oftmals sehr eingespannt sei. Jetzt hatte sie sich aber eine Auszeit genommen, um sich über einige Dinge klarzuwerden. Gerade als unser Gespräch eine interessante Wendung nehmen sollte, kam die Ansage zum Flug.
„Ich muss los!“
Noch bevor ich etwas erwidern konnte, war sie auch schon weg. Ich schaute noch einmal hinterher und sah wie Carla als Erste durch die Schranken lief. Immer unter Strom, dafür aber Business-Class, dachte ich und war einen kurzen Moment neidisch. Nicht auf den Stress und die Hektik, die Carlas Leben zu begleiten schienen, sondern auf die Business-Class. Beine ausstrecken während des langen Fluges. Das wäre sicherlich viel entspannter gewesen.
Während ich durch den Flieger zu meinem Sitzplatz ging, sah ich Carla noch einmal im Vorbeigehen – sie nickte mir nur kurz zu.
Endlich – mein Sitzplatz. Das Handgepäck war verstaut, also setzte ich mich und versuchte zu entspannen. Dabei schoss mir die Frage durch den Kopf, ob Carla und ich das gleiche Ziel hatten.

Blick ins Buch (Leseprobe)

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