19. Juni 2020

'Mordssand: Nordseekrimi' von Ulrike Busch

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Friso Wiborg, Star-Architekt in St. Peter-Ording, will sich am Ende seiner Karriere ein Denkmal setzen. In idyllischer Lage direkt am Strand soll der Friso-Tower entstehen, ein siebenstöckiges Luxus-Hotel.

Die Sache mit dem Denkmal gelingt ihm – allerdings auf gänzlich andere Weise, als er sich das vorgestellt hatte: Nach einem Kreativ-Workshop in der Sandskulpturenwerkstatt in Westerhever wird seine skurril verpackte Leiche entdeckt. Wurde er Opfer der ‚Grünen Windmühlen‘? Die Aktivistengruppe um Lina Kraus kämpft entschlossen gegen den Bau des Hotels.

Als hätten Tammo Anders und Fenna Stern mit dem Fall allein nicht schon genug zu tun, grätscht auch noch Fennas Tochter Fee dazwischen ...

Band 5 der Reihe "Anders und Stern ermitteln".

Anleser:
Fenna sprang aus dem Wagen und stapfte über das knietiefe Gras auf den Schuppen zu.
In wenigen Metern Abstand zu dem windschiefen und halb verfallenen Holzbau blieb sie stehen. Die Hände in den Taschen ihrer Jeansjacke, drehte sie sich einmal um die eigene Achse. Überall flaches, grünes Land, soweit das Auge reichte. Nur zur Seeseite hin wurde der Blick vom Deich gebremst. Bauschige Wolkenbänder zogen vom Meer her übers Land, als würden sie von einer unermüdlichen Windmaschine angetrieben.
Hier fehlten nur noch ein paar Kühe mit lila und weiß geschecktem Fell, und die Idylle für ein Werbefilmchen wäre perfekt. Einzig die farbenfrohen Autos mit den rostigen Stellen, die an der Rückseite des Schuppens standen, passten nicht in dieses Bild.
Tammo und Merle waren am Dienstwagen stehen geblieben. Fenna kam es vor, als hätten die zwei sie als Kanonenfutter vorgehen lassen und warteten darauf, was in den nächsten Minuten passieren würde. »Nun kommt doch her.« Sie winkte die zwei zu sich heran.
Eine Tür knarzte. Das Geräusch erinnerte Fenna an das Hexenhäuschen, das sie sich als Kind immer vorgestellt hatte, wenn ihre Oma ihr abends aus dem Märchenbuch vorlas. Im selben Moment warfen dicke Wattewolken Schatten auf den Rasen. Augenblicklich wurde es kühl. Eine Schar Möwen kam vom Deich auf die Kommissarin zugeflogen und zog dicht über ihren Kopf hinweg. Die Vögel schrien erbärmlich, und als Fenna zu ihnen aufsah, wirkten ihre Silhouetten wie die von schwarzen Raben.
Sie zog den Kopf zwischen die Schultern. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken, und sie drehte sich in die Richtung, aus der das knarzende Geräusch gekommen war.
»Die Herrschaften wünschen?«
Die Stimme gehörte zu einer Frau, die eine Mischung aus Hexe und Pippi Langstrumpf war. Ihre Füße steckten in schwarzen, geschnürten Stiefeletten mit klobigem Absatz. Strümpfe trug sie tatsächlich von unterschiedlicher Farbe: grün an dem einen und orange an dem anderen Bein. Ein weiter schwarzer Wollrock flatterte um ihre Knie. Über dem violetten Pulli trug sie eine schwarze Wetterjacke. Das dicke, rötlichblonde Haar fiel ihr strähnig über die Schulter, und die kobaltblauen Augen waren von tiefschwarzem Kajal umrahmt.
Es dauerte, bis Fenna alle Eindrücke verarbeitet hatte und auf die Frage antworten konnte, die diese seltsame Erscheinung ihr gestellt hatte. Auch Tammo und Merle hatte deren Auftritt die Sprache verschlagen.
Fenna ging auf die Frau zu.
Bevor sie ihren Namen und ihren Dienstgrad nennen konnte, sprach die Aktivistin sie an. »Sie sind die Kommissarin, auf deren Schreibtisch Friso Wiborg liegt.«
Fenna sah ihrerseits keinen Grund zu langer Vorrede. »Ihr Name lautet wie?«
»Lina Kraus.«
Tammo baute sich neben Fenna auf. »Sie sind der Kopf der ›Grünen Windmühlen‹.«
»Und Sie sind ausgesprochen gut informiert.«
Lina Kraus lächelte selbstsicher.
Von Nahem wirkte das Kobaltblau ihrer Augen wie Kristallwasser. Es glitzerte in der Sonne. Dass der Himmelskörper seine Strahlen in diesem Moment direkt in ihre Pupillen sandte, schien Lina Kraus nicht zu behelligen. Fenna dachte an einen Avatar. Existierte die Frau, die vor ihr stand, wirklich, oder war sie eine Kunstfigur?
»Dürfen wir eintreten?«, fragte Tammo und deutete mit dem Kopf auf den Holzschuppen.
Lina blieb breitbeinig und mit verschränkten Armen vor ihm stehen. »Wir sind auf Gäste nicht vorbereitet.« Der Kommissar begegnete ihrem provokanten Blick mit einem charmanten Lächeln. »Wir sind auch nicht zu Kaffee und Kuchen gekommen, nur zu einem kleinen Plausch. Wir können aber auch mal eben einen Durchsuchungsbeschluss beantragen. Heute Morgen kam es am Strand zu einer kleinen Schießerei mit einer Person, die nicht zu Ihren besten Freunden zählt, und es heißt, in Ihrer Hütte seien Waffen versteckt.«
Linas Lippen wurden schmal. »Kommen Sie.« Sie wandte sich zur Tür und ließ die Beamten eintreten.

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