6. August 2020

'Das Grab der Anderen' von Mark Franley

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Denn man weiß nie, was in der Seele eines Menschen lauert.

Carl und Maja leben in ruhiger Abgeschiedenheit. Ihrer Insel, inmitten eines schwedischen Sees, können die landesweit schwelenden Waldbrände nichts anhaben. Anders als der jungen Familie, deren Wohnmobil mit einer Panne mitten im Wald stehenbleibt.

Ihnen zu helfen ist eine Selbstverständlichkeit und bringt auch schnell Abwechslung in das sonst so ruhige Familienleben. Doch die gänzlich andere Lebensweise ihrer Gäste führt bald zu Spannungen. Was für Maja ein Spiel mit dem Feuer wird, lässt bei Carl alte Wunden aufplatzen.

Nachdem sich immer mehr eigenartige Vorfälle ereignen, wird Carls Misstrauen gegen die Fremden von Tag zu Tag schlimmer. Seine Wut wird zu Wahn und bald ist nichts mehr, wie es einmal war.

Anleser:
»Ich zuerst.« Maja drängte sich an ihrem Mann vorbei, ging Niklas mit offenen Armen entgegen und drückte ihn an sich. Dieser erwiderte die Umarmung mit dem einen Arm, während er mit dem anderen seine Reisetasche hielt. Erst als ihn seine Mutter wieder freigab, stellte er sein Gepäck ab und gab seinem Vater die Hand. Carl klopfte seinem Sohn zusätzlich auf die Schulter, wobei er ihn von oben bis unten musterte. »Das Training tut dir gut, du wirst immer breiter.« Dann klopfte er ihm ein weiteres Mal auf die Schulter und stellte vergnügt fest: »Und dein Händedruck ist auch nicht zu verachten.«
»Wie war die Fahrt?«, mischte sich Maja ein, während sich die Zugtüren einige Meter weiter mit einem regelmäßigen Warnton schlossen.
Niklas warf einen Blick über die Schulter. »Bis auf das Gedränge am Anfang ganz gut. Aber je weiter man sich von Stockholm entfernt, desto mehr Platz hat man.« Danach streckte er den Rücken durch. »Aber das macht die vier Stunden Fahrt nicht viel besser.«
»Und die Brände?«
Niklas spürte, dass die anfängliche Leichtigkeit seines Vaters nur gespielt gewesen war. Es war die Art, wie er die Frage stellte, denn diesen Tonfall hatte er nur, wenn etwas wirklich ernst war. Niklas sah zum Horizont über der Kleinstadt Mora, wo sich am Himmel ebenfalls dieser leichte Grauschleier zeigte. Erst dann antwortete er: »Die Bahnlinie ist bisher noch verschont geblieben, aber einige Rauchsäulen waren schon ziemlich dicht.« Danach suchte er wieder Blickkontakt zu seinem Vater und fragte: »Und hier? Wie sieht es draußen bei uns aus?«
»Noch geht es, aber diese Waldbrände sind unberechenbar und die schwedische Verwaltung ist auf so etwas kaum vorbereitet.«
»Ich weiß, ich weiß«, bestätigte Niklas, der sich der täglichen Berichterstattung ebenso wenig entziehen konnte wie der Rest der Bevölkerung.
»Aufhören«, befahl Maja ein wenig im Spaß. »Ich habe Niklas vier Wochen lang nicht gesehen und es gibt noch andere Themen als diese blöden Feuer.«
»Du hast ja recht«, gab sich ihr Mann einsichtig, nahm seinem Sohn die schwere Tasche ab und erklärte mit einem skeptischen Blick zum Himmel: »Wir sollten sowieso langsam los. Wenn der Wind dreht, könnte es eng werden. Nördlich von hier sind zwei kleinere Feuer ausgebrochen, aber noch ist die Schnellstraße befahrbar.«

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