28. August 2020

'Im Namen der Rose' von Sabine Buxbaum

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Kathrine hat nichts mehr zu verlieren. Ihr Mann und Sohn wurden getötet und König Heinrich VII trägt die Schuld daran. Sie schwört Rache und möchte den König bekämpfen, doch ihre Pläne kann sie allein nicht umsetzen.

Sie lernt den Earl of Lincoln kennen, der glaubt, der rechtmäßige Anwärter auf den Thron zu sein. Er sieht in Kathrine eine Verbündete und verspricht Unterstützung. Er bleibt vorerst der Einzige, der Kathrines Vorhaben billigt. Von allen anderen Seiten versucht man sie zu bremsen. Sie lässt sich nicht aufhalten und macht weiter. Dann taucht plötzlich ein Fremder auf, der Kathrine Hilfe anbietet. Sie weiß nicht, ob er ein Freund oder Feind ist, aber sie braucht Verbündete und kann ihn nicht einfach abweisen. Außerdem fühlt sie sich zu ihm hingezogen.

Als Kathrine ihrem Ziel näher kommt, gibt der Fremde seine wahre Identität preis ...

Anleser:
1485 – Bosworth Field
Die Wolken am Himmel verdichteten sich zunehmend. Bald würde der Regen einsetzen und das Schlachtfeld in Schlamm verwandeln. Edgar Laughlin versuchte verzweifelt, die feindlichen Linien zu durchbrechen.
Das Getrampel der Pferde hatte so viel Staub aufgewirbelt, dass er den Sichtkontakt zu seinem König Richard III verlor.
Sein Blick wurde noch mehr getrübt, als ein feindlicher Schwertschlag seine Stirn traf und Blutströme seine übermüdeten Augen verklebten.
Edgar gab die Mühe nicht auf, seinen König zu finden, und schlug sich mit seinem Schwert durch die Menge, obgleich es ihm kaum noch möglich war, Freund und Feind zu unterscheiden.
Dann plötzlich, im selben Moment, als ein Schwert sich zwischen seine Schulterblätter bohrte, sah er ihn, den König.
Nackt und ohne einen Hauch von Leben wurde er auf einem schwarzen Pferd liegend davongetragen.
So wie des Königs Leben ein Ende nahm, verblasste auch zunehmend das glänzende Licht in Edgars Augen. Er versuchte, den Namen seiner Frau zu rufen, doch aus seinem Mund quoll nur Blut. Nach und nach erlosch sein Leben.
Der Himmel hatte sich nun endgültig verdunkelt und es begann zu regnen. Zum Schlamm mischte sich eine rote Blutlache. Überall lagen Tote oder Verwundete, die vor Schmerzen brüllten. Der Kampf war zu Ende, die Verlierer standen fest.
Die weiße Rose der Yorks begann zu welken und eine neue Blume entwuchs dem Boden. Heinrich Tudor hatte es geschafft. Er war der neue König von England. Sein Feind war besiegt.

Im Angesicht des Todes
Es ertönte ein Klopfen an einer knorrigen, alten Holztür, die in Eisen eingefasst war. Zunehmend wurde es lauter. Kathrine fuhr zusammen, als sie den Lärm hörte. Sie war eingeschlafen und das Kaminfeuer loderte nur noch flau vor sich hin.
Noch einmal ertönte das laute Hämmern. Kathrine sträubte sich aufzustehen.
Es waren zwei Monate vergangen, seit man ihr zur selben Tageszeit die Nachricht über den Tod ihres Mannes überbrachte.
Kathrine war jung, doch nach dem Tod ihres Mannes fühlte sie sich um Jahre gealtert. Ihr Körper fühlte sich schwer und träge an und jeder Schritt war mühsam. Sie dachte an ihren Vater, der vor vierzehn Jahren im Kampf fiel. Ihre Mutter starb ein paar Jahre später an einer Erkrankung, die von den Ärzten nicht behandelt werden konnte. Sie wollte Kathrine am Sterbebett noch etwas Wichtiges sagen, doch sie schaffte es nicht mehr und nahm ihr Geheimnis mit in den Tod.
Kathrine blickte zum Bett, das sie vor dem Ofen aufgestellt hatte. Langsam erhob sie sich und ging darauf zu. Ihr Sohn David schlief friedlich vor sich hin. Er war erst zwei Jahre alt und schon hatte er seinen Vater verloren. Er suchte und fragte nach ihm. Kathrine erzählte ihm nichts von seinem Tod. Er war zu jung, um es zu verstehen.
David gab Kathrine Kraft, sich auf den Füßen zu halten. Als sie von Edgars Tod erfuhr, erschien ihr das Leben im ersten Moment sinnlos. Wäre ihr Sohn nicht gewesen, hätte sie womöglich aus Verzweiflung ihrem Leben ein Ende gesetzt.
Kathrine war gerade dabei, Davids Decke zu richten, als sie mitbekam, dass ihre Haustür gewaltsam aufgebrochen wurde.
Sie wollte David aus dem Bett reißen, aber als sie die Garde des Königs erblickte, erstarrte sie vor Furcht und konnte sich nicht rühren.
Einer der Männer kam auf sie zu und zog sein Schwert. Doch es war nicht ihr Herz, das er durchbohrte, sondern es war Davids Herz.
Kathrine schrie auf und flehte: „Hört auf! Bitte, hört auf!“
Sie riss David aus dem Bett, der blutüberströmt und leblos in ihren Armen lag. Kathrine war fassungslos. Sie ging in die Knie, denn sie hatte keine Kraft mehr, sich aufrecht zu halten.
„Warum?“, schrie sie tränenüberströmt. „Warum habt Ihr meinen Sohn getötet? Er ist doch noch ein Kind.“
Langsam richtete sie sich auf und blickte dem Feind in die Augen. Einen Moment lang kam es ihr so vor, als ob sie darin Mitleid erkennen konnte.
„Wir handeln auf Befehl des Königs“, antwortete ein Gardist knapp.
Kathrine sah ihn mit einem verständnislosen Ausdruck an. „Was hat der König mit meinem Sohn zu tun? Dieser Dieb! Genügt es ihm nicht, dass er sich dieses Land gewaltsam genommen hat?“
„Ihr solltet Vorsicht walten lassen bei der Wahl Eurer Worte, Weib!“, mahnte der Gardist. „König Heinrich hat das Recht, den Thron Englands für sich zu beanspruchen.“
„Ihr habt meine Frage nicht beantwortet!“, schrie Kathrine erbost. „Was hat mein Sohn damit zu tun?“
„Euer Ehemann war ein Cousin von König Richard. Der König möchte keine Verwandten dieses Mannes mehr am Leben lassen. Sie sind seine Feinde. Das schließt Euren Sohn mit ein.“
Nun mischte sich ein anderer Gardist ein: „Was erzählt Ihr diesem Weib diese Geschichte? Tötet sie und lasst uns endlich hier verschwinden!“
„Es gibt keinen Befehl, die Frau zu töten. Wir haben hier schon genug Blutvergießen angerichtet. Lasst uns gehen!“
Die Männer zogen ab und ließen Kathrine verstört mit ihrem toten Sohn zurück.

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