11. August 2020

'RONDO: Sechs Kugeln für den Bastard' von Stefan Barth

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Texas, 1880.
Man weiß nicht viel über den Mann namens Rondo.
Nur, dass die Luft in seiner Nähe bleihaltig ist und Bestatter Arbeit kriegen.
Eigentlich sollte das Städtchen Brinkwater im Panhandle nur ein Zwischenstopp sein. Stattdessen mischt Rondo sich in Dinge ein, die ihn nichts angehen, und wirbelt eine Menge Staub auf. Wenn der sich wieder senkt, wird er viele Leichen bedecken.

Fragt sich nur, wessen ...

Anleser:
Der dunkle Raum ist vom Pulverdampf vernebelt.
Rondos Ohren klingeln. Tottenham liegt zwei Armlängen entfernt flach auf dem Boden. Ihre Blicke treffen sich.
Rondo richtet sich grunzend auf, eine Hand auf seine blutende Seite gepresst – als er Duval durch die Pulverschwaden auf sich zutaumeln sieht.
Das Donnern des Walker Colts ist ohrenbetäubend.
Rondo spürt das Geschoss an seinem Kopf vorbeirasen, während er selbst abdrückt. Ein Loch erscheint in Duvals Stirn, sein Hut fliegt nach oben und sein Hinterkopf explodiert in einem Regen aus Blut, Gehirnmasse und Knochenstücken.
Rondo schwenkt den Colt nach links, aber der Mexikaner ist nicht zu sehen. Er bewegt sich vorsichtig um den Tresen herum.
Die angsterfüllten Augen des Mexikaners starren ihn an. Er hält Rondo mit ausgestreckten Armen die offenen Handflächen entgegen. „Nicht schießen, Señor ... Bitte nicht ...“
„Steh auf.“
Der Mexikaner gehorcht.
Rondo deutet mit dem Colt auf einen der schiefen Stühle. „Setz dich hin, wo ich dich sehen kann.“
Der Mexikaner beeilt sich, der Aufforderung nachzukommen.
Tottenham ist inzwischen ebenfalls wieder auf den Beinen. Er bückt sich nach seiner Pfeife und dem Derbyhut. Er sieht blass aus.
„Sind Sie okay?“, fragt Rondo.
Tottenham nickt. Lehnt sich gegen den Tresen und setzt mit zitternden Fingern den Hut auf. Klopft die Pfeife auf dem Tresen aus und schiebt sie zurück in die Jackentasche.
Den Colt mit der letzten Kugel schussbereit in der Hand, überprüft Rondo die Körper der am Boden liegenden Männer. Nur der junge Cowboy ist noch am Leben. Er starrt Rondo aus weitaufgerissenen Augen an, während das Blut aus seiner durchschossenen Kehle läuft und sich in einer Lache unter ihm ausbreitet. Dann legt sich ein Schleier über seine Pupillen und der Blutfluss versiegt.
Rondo lädt den Colt mit Patronen aus seinem Gürtel nach und schiebt ihn zurück ins Holster. Seine linke Seite brennt wie Feuer. Das von mindestens einem Dutzend Schrotkugeln zerrupfte Denimhemd hat sich mit Blut vollgesaugt.
„Sie haben mir das Leben gerettet. Die wollten mich umbringen.“
Rondo sieht zu Tottenham. „Warum?“
Der Brite setzt zu einer Antwort an, dann hält er inne. Irgendetwas an seinem Blick wirkt, als würde er Rondo in diesem Moment zum ersten Mal wirklich sehen. Dann geht ein Ruck durch seinen Körper. „Das erzähle ich Ihnen bei dem Drink, den ich Ihnen ausgeben wollte.“ Er streckt seinen rechten Arm aus. „Danke Mister ...“
„Rondo.“
Tottenham runzelt die Stirn. „Den Namen habe ich schon einmal gehört ...“
Das haben viele, weiß Rondo. Und das ist nicht immer von Vorteil. Er will Tottenhams Hand schütteln, doch der zieht sie wieder zurück. Es ist etwas in seinem Blick, das Rondo nicht gefällt. Sein Instinkt sendet ein Alarmsignal.
Zu spät.
Tottenhams Arm schnellt wieder nach vorn und einen halben Meter vor Rondos Gesicht springt etwas aus dem Ärmel der Tweedjacke in seine Handfläche.
Ein Deringer. Remington 95.
Das Modell, mit dem Präsident Lincoln von John Wilkes Booth erschossen wurde.
Rondo blickt in die Mündung.
Und Tottenham drückt ab.

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