23. Oktober 2020

'Das Spiel der Wächter' von Sabine Buxbaum

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2020. Die Menschen haben mit den Vampiren nach dem verheerenden Krieg einen Friedensvertrag geschlossen. Doch der Frieden droht zu zerbrechen, als mehrere Vampire von Menschen in einen Hinterhalt gelockt und brutal ermordet werden.

Schnell ist klar, dass ausgerechnet Wächter, diejenigen Menschen, die für den Frieden einstehen und ihn verteidigen sollen, an dem Attentat beteiligt waren. Fortan stehen die Wächter, allen voran Amy und ihre Brüder Daniel und Michael, unter Verdacht. Dabei ist bekannt, dass die Vampire und vor allem ihr neuer Anführer Jakob gnadenlos sind, wenn es darum geht, Morde an ihresgleichen zu rächen. Es beginnt ein gefährliches Spiel um Macht zwischen Menschen und Vampiren, bei dem sich Amy mehr als einmal entscheiden muss, auf welcher Seite sie steht. Denn Jakob kommt ihr nicht nur im Verlies gefährlich nahe, sondern auch in ihrem Schlafzimmer …

Anleser:
Prolog
Seit es Menschen gibt, leben auch die Vampire unter ihnen. Obwohl nicht bekannt ist, wann und wie der erste Vampir geschaffen wurde. Alles, was man wusste, war, dass die Vampire ihren Ursprung in Europa haben und mit der Kolonisation nach Amerika auswanderten. Lange Zeit hielten sie sich im Verborgenen auf, aber als ihre Zahl zunahm, krochen sie aus dem Untergrund hervor. Sie erlebten die Entwicklungen der modernen Zeit mit und wollten ebenso daraus aus den Vollen schöpfen wie die Menschen.
Als die Vampire Länder und Eigentum für sich beanspruchten, kam es im Jahr 2000 zu einem Aufstand. Auch wenn es im weitläufigen Amerika genug Platz für die Vampire gegeben hätte, so wollten ihnen die Menschen keinen Raum gönnen. Es begann mit Unruhen und Streitigkeiten, aus denen sich schließlich der erste Krieg zwischen Menschen und Vampiren entwickelte – mit mehr Opfern auf der menschlichen Seite.
Im Anschluss verleibten sich die Vampire Gründe und Ländereien ein, denn sie fühlten sich in ihrer Überlegenheit den Menschen gegenüber sicher.
Die Menschen versuchten, den Vampiren auszuweichen. Aber der Hass gegen die Vampire wurde durch den ersten Krieg geschürt, und er wurde genährt durch verheerende Umweltkatastrophen und Anschläge in den folgenden Jahren. Die Gefahr einer dunklen Bedrohung machte sich unter den Menschen breit.
Als es im August 2005 zu massiven Überschwemmungen in Louisiana kam, ausgelöst durch einen der stärksten Hurrikane der damaligen Zeit, brach die Angst der Menschen völlig los.
Viele wurden in den Fluten vermisst und nie mehr gefunden. Die Menschen aber machten nicht die Katastrophe dafür verantwortlich. Sie verdächtigten die Vampire, mit dem Verschwinden der Vermissten in Verbindung zu stehen.
Die Ereignisse hatten die Menschen aufgestachelt. Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit mündeten in Schuldzuweisungen und Verdächtigungen. Am Anfang waren es nur kleine Kämpfe, doch diese breiteten sich wie ein Buschfeuer aus, und so kam es zum zweiten Krieg zwischen Menschen und Vampiren, der weit grausamer war als der erste.
Die Menschen hatten in der Zwischenzeit gelernt, sich zu verteidigen, indem sie sogenannte Wächter ausbildeten, geschult im Kampf gegen die Vampire. In fast allen Städten gab es sie und sie hatten nur eine Aufgabe: die Menschen vor den Vampiren zu schützen. Die Kombination aus alten Waffen und moderner Technik ermöglichte ihnen eine bestmögliche Verteidigung.
Während im ersten Krieg hauptsächlich die Menschen Verluste zu verzeichnen hatten, so fielen im zweiten Krieg auch massenweise Vampire im Kampf.
Doch als das Blutvergießen Ausmaße annahm, die von beiden Seiten nicht mehr zu ertragen waren, entschlossen sich Menschen und Vampire dazu, einen Friedensvertrag zu schließen. Die Verhandlungen waren zäh und dauerten lange, aber am Ende konnten die Vertreter beider Völker ein Ergebnis erzielen, das beide akzeptierten.
Es gab immer wieder Abtrünnige unter Menschen und Vampiren, die den Friedensvertrag gefährdeten. So übernahmen die Wächter die Aufgabe, die Erfüllung auf Seiten der Menschen sicherzustellen. Auch bei den Vampiren erkor man Anführer, die für Ordnung sorgten.
Doch in einigen Köpfen verhafteten die Grausamkeiten der Kriege und der Hass blieb. So stand der Friedensvertrag von Beginn an auf schwachen Säulen.

Kapitel 1 – Wächterzentrale Louisiana 2020
Amy saß im großen Foyer der Eingangshalle der Wächterzentrale und schärfte die eiserne Klinge ihres zweischneidigen Schwertes. Sie liebte diese alte Waffe. Schon früh wurde sie ausgebildet, mit ihr zu kämpfen, denn die Vampire konnten nicht mit Pistolen und Gewehren getötet werden. Ein Pfeil oder Dolch vermochte sie lediglich kurzfristig zu lähmen, was manchmal ganz nützlich war. Doch töten konnte man sie nur, wenn man sie enthauptete oder verbrannte. Beides war nicht leicht zu bewerkstelligen. Für das Feuer waren die Vampire oft zu schnell und für Schwerter und Hellebarden musste man sich ihnen im Zweikampf stellen. Hinzu kam, dass sie wesentlich stärker als die Menschen waren. Überhaupt waren sie nur besiegbar, wenn sich die Menschen zusammentaten und die Vampire einzeln in den Hinterhalt lockten. Mit einem gezielten und überlegten Angriff konnte man sie überwältigen.
Amy wurde schon in jungen Jahren für die Wächter rekrutiert. So wie ihre Brüder war sie Teil einer Armee, immer bereit, bei Gefahr auszurücken. Das geschah zum Glück nicht oft, denn meistens hielten sich alle an den Friedensvertrag. Der letzte Krieg hatte zu viele Opfer auf beiden Seiten gefordert. Gedanklich schweifte Amy zu ihrem Vater ab. Er war einst Oberhaupt der Wächter, stets um den Frieden bemüht, doch am Ende starb er im Kampf.
Amy hatte von Geburt an gelernt, neben den Vampiren zu existieren. Sie sah sie und kannte manche von ihnen. Ihr Vater hatte mit einigen eine gute Beziehung und ließ sie zu Verhandlungen auch sein Haus betreten. Er hatte Amy beigebracht, dass es bei allen Geschöpfen die Guten und die Bösen gab und so der Friede immer auf einem schwachen Gerüst stehen würde.
Das war auch jetzt in Dethmut Valley zu bemerken. Seit ein paar Monaten war die scheinbar friedliche Idylle getrübt, denn die ansässigen Vampire hatten ein neues Oberhaupt.
Keiner hatte je zuvor von ihm gehört. Den Wächtern war bewusst, dass er sehr mächtig sein würde, denn die alteingesessenen Vampire würden niemanden zu ihrem Oberhaupt küren, wenn er nicht außergewöhnlich wäre.
„Sie sagen, er sei böse“, unterbrach Marie Amy bei ihrer Arbeit. Marie war nur wenig jünger als Amy. Sie wurde ebenso in ihrer Jugend zur Wächterausbildung rekrutiert, nachdem sie wie Amy zur Waise wurde. Beide dienten nun schon fast fünfzehn Jahre den Wächtern.
„Wer sagt das?“ Amy unterbrach kurz ihre Arbeit. Vorsichtig fuhr sie zuvor noch mit ihrem Finger über die Klinge und beschloss, sie noch einmal nachzuschärfen.
„Alle! Warum sollten die anderen Vampire ihm sonst folgen? Ich mache mir Sorgen. Ich glaube, er führt nichts Gutes im Schilde“, fuhr Marie fort.
Amy zuckte mit den Schultern. Neue Vampire waren immer schwer einzuschätzen. Allerdings war ihr die Furcht der anderen schon aufgefallen.
„Man sagt, seine Verwandlung liegt noch nicht lange zurück“, wusste Marie.
Amy legte ihr Schwert zur Seite.
„Woher weißt du das alles?“, fragte sie und wunderte sich, dass sie weit weniger Information besaß.
„Ich habe die Männer belauscht. Sie wissen etwas, das sie uns vorenthalten. Warum haben sie uns sonst alle einberufen, hier ins Wächterhaus zu kommen? Sicher nicht zum Trainieren. Da liegt etwas in der Luft, ich schwöre es dir.“
Amy fand es auch merkwürdig, dass alle Wächter aufwarten mussten. „Möglicherweise hast du recht. Geh jetzt wieder auf deinen Posten. Ich sehe, was ich herausfinden kann.“ Amy stand auf und begab sich zum Büro des Anführers. Sie durchschritt die große Halle. Ihr fiel auf, dass mehr Wächter als sonst auf der umgebenden Balustrade Stellung bezogen hatten. Am Ende der Halle folgte sie einem der fünf Gänge, in die sich die Halle aufteilte. Sie alle führten zu Nebengebäuden. Von oben aus betrachtet, hatte die Wächterzentrale dadurch die Form eines Sterns.
George saß nicht hinter seinem Schreibtischpult, sondern stand am Fenster und blickte hinaus. Die Tür zu seinem Büro stand offen. Als Amy an den Türrahmen klopfte, drehte George sich um und lächelte ihr freundlich zu. Aber Amy entging nicht, dass sich eine Sorgenfalte auf seiner Stirn gebildet hatte. Er hatte sie und ihre Brüder in seine Obhut genommen, als ihr Vater starb.

Blick ins Buch (Leseprobe)

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