30. Oktober 2020

'Riptide Park: High-School-Krimi' von Lynn J. Moran

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
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Ein Jahr nach der High School
Eine Verbrechensserie erschüttert die Stadt
Nur vier Teenager kennen die Wahrheit


Nach dem Abschluss der High School und betäubt vom ersten großen Liebeskummer verbringt der Freerunner Marc seine Zeit ohne Sinn und Ziel über den Dächern der trostlosen Küstenstadt Jezebel Point. Das ändert sich schlagartig, als drei ehemalige Schulkameraden ihn mitten in der Nacht bei der Suche nach einem entführten Mädchen um Hilfe bitten. Ohne es zu ahnen, stolpern die Jugendlichen in ein tödliches Fangnetz, dessen blutige Spur direkt zu ihrer alten Schule führt ...

Nach PINE WHITE LAKE und AMBASSADOR CROWN CLUB kehrt Thriller-Autorin Lynn J. Moran zu ihren literarischen Wurzeln zurück und legt mit RIPTIDE PARK endlich wieder einen spannenden, amerikanischen Coming-of-Age-Roman vor.

Buchtrailer:


Anleser:
Im Sommer trafen wir uns im Riptide Park. Es war der einzige Ort in der Stadt, an dem wir wirklich unter uns waren. Der Park lag auf einem betonierten Landvorsprung mitten im großen Rochester-Kanal direkt unter einer rauschenden Autobahnbrücke und war Anziehungspunkt für viele junge Leute aus der Stadt.
Im Kanal herrschten aufgrund der Gezeiten in der Flussmündung damals starke Strömungen, was angeblich dem Park seinen Namen eingebracht hatte. Aus irgendeinem Grund verirrte sich die Polizei kaum in die schäbigen Grünanlagen. Nachdem irgendwann einmal ein Lokalpolitiker auf einer Pressekonferenz gesagt hatte, dass die Skater und Kiffer im Riptide wilde Tiere wären und man deswegen die Anlage einebnen sollte, hatten wir für das verwahrloste Gelände noch einen anderen Namen: Anstelle von Riptide sagten wir Reptile Park, weil es so ähnlich klang und weil es zu dem idiotischen Politikerspruch passte.
Wenn man eine Geschichte wie diese erlebt hat, weiß man nie genau, wo man anfangen soll. Jezebel Point, die Stadt, in der wir lebten, war genau genommen keine Stadt. Es war eher das Anti-Märchen eines Küstenorts. Alles in allem brachten wir es auf knapp dreihunderttausend Einwohner. Wir hatten eine hässliche Ringautobahn mit ein paar riesenhaften Supermärkten und den Rochester-Kanal, einen gewaltigen Fluss, der die Stadt wie ein schnurgerader Rinnstein teilte. Es gab keine touristischen Attraktionen. Wir hatten nicht einmal eine Skyline. Jezebel Point war kein Ort, an den man fuhr, um auf Partys zu gehen. Es regnete viel, der Wind war schneidend und die Brandung rau. Oft war der Himmel verhangen und hatte eine zinngraue Färbung, was ziemlich auf die Stimmung drückte.
Als sich das Ganze abgespielt hat, war ich gerade 19. Es waren die späten Nullerjahre. Ich hatte die Schule beendet und arbeitete seitdem tagsüber in den Hallen des Steinmetz-Betriebs meines Onkels, einer Marmorfabrik, in der es von morgens bis abends staubte wie in einer Geröllwüste. Die Fabrik trug den Namen Barber, Brothers & Sons, obwohl mein Onkel Raymond weder einen Bruder noch irgendwelche Söhne hatte. Einmal nahm er mich während eines Ferienjobs beiseite und sagte in bierernstem Ton: »Marquis, du bist der erste, den ich in deinem Alter hier habe, der keine verdammten zwei linken Hände hat. Geh und frag deine Mom, ob du hier für ’ne Weile anfangen darfst.«
Seit ich denken konnte, nannte mich alle Welt anstelle meines Vornamens Marc immer nur Marquis. Es ist das französische Wort für Graf, was daher kam, dass sich die Nachbarsfamilien im französischen Viertel, wo ich aufwuchs, immer über die übertrieben aufrechte Körperhaltung lustig machten, die mir wohl als Kind eigen war. Irgendwann begannen sogar meine Eltern, mich Marquis zu nennen. Die meisten meiner Freunde und auch Onkel Raymond verschliffen den Namen allerdings zu etwas, das sich wie Maki anhörte, was dazu führte, dass meinem Namen etwas Lächerliches von einer Sushi-Rolle anhaftete. Es machte mir nichts aus. Ich gewöhnte mich daran, so wie man sich an ein Muttermal unter der Achsel gewöhnt, das man eines Tages im Spiegel entdeckt.
Ich lebte damals in der obersten Etage eines heruntergekommen Bürokomplexes am Stadtrand. Der dreistöckige Bau hatte der Firma meines Vaters, der Duchamp Seafood Company gehört, bevor er mit Mitte fünfzig an einem Herzinfarkt gestorben war.
Zusammen mit ein paar Freunden und einer Handvoll Arbeitern aus dem Betrieb von Onkel Raymond hatten wir kurz nach Dads Tod ein komplettes Stockwerk zu einem Appartement umfunktioniert. Es war nicht hübsch, aber es war bewohnbar. Bei Lichte besehen war es sogar der Traum eines jeden Teenagers: Ein eigenes Loft mit verkommenem Industrie-Charme inmitten eines wild umwucherten Grundstücks, auf dem man tun und lassen konnte, was man wollte.
Während das Loft mein Dach über dem Kopf war, war Riptide Park meine zweite Heimat. Es gab einen Skateplatz, Streetballfelder, einen Kiosk und einige verfallene Pavillons. Überall standen uralte Bäume herum, die im Küstenwind rauschten, und jeden Tag in der Abenddämmerung gab es einen magischen Moment, wenn die Sonne sich zwischen der grauen Wolkenkuppel und dem Horizont zeigte und alles für etwa zwanzig Minuten in goldenes Licht tauchte wie in einer Cornflakes- Werbung.

Blick ins Buch (Leseprobe)

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