5. März 2021

'Das Todesboot: Ostseekrimi' von Ulrike Busch

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Ein Fall für Molly Bleck (3)

Nela Dodesen, Erbin einer Hotelkette in der Lübecker Bucht, treibt frühmorgens tot in einem alten Fischerboot vor Travemünde. Ermordet, wie die Obduktion ergibt. Seltsame Parallele: In demselben Boot war vor Jahren die Tochter eines Staatsanwalts ebenfalls tot vorgefunden worden. Angeblich hatte sie Selbstmord begangen.

Das Boot gibt dem Team um Molly Bleck Rätsel auf: Was hat dieser ungewöhnliche Weg der Beseitigung der Leiche zu bedeuten? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Todesfällen?

Als Molly das Ermittlungsergebnis von damals infrage stellt, stößt sie damit auf Widerstand. Und plötzlich holen die Schicksalsjahre ihres Mannes sie wieder ein.

Anleser:
Je näher Molly Eugen Lüder kam, desto deutlicher verspürte sie ein Ziehen in der Magengegend. Bald wurde ihr klar, dass es seine Berechtigung hatte.
Lüders Augen hatten etwas Eisiges.
Der Ex-Polizist streckte Malte die fleischige Pranke entgegen. »Moin, Kollege. Sie sind also tatsächlich Chef der Soko Mysterious geworden.«
Malte, dessen Rechte in Lüders Hand feststeckte wie in einem Schraubstock, zeigte mit der Linken auf Molly. »Nein, Chefin ist Molly Bleck. Ich spiele im Team bloß die zweite Geige.«
Irgendwann, Molly hatte einige tiefe Atemzüge getan, gab der hünenhafte Lüder mit dem Mondgesicht und dem schütteren Haar Maltes Hand frei und ließ sich herab, die Kommissarin mit verkniffener Miene anzusehen.
»Moin.« Er nickte kurz.
Sie erwiderte den Gruß.
Er hob das Kinn und betrachtete Malte von oben herab. »Ja, natürlich«, kommentierte er träge. »Statt ein gestandenes Mannsbild an die Spitze zu stellen, hat man der Dame den Vorzug gegeben. Tja, die Quotenfrauen. Ich weiß noch, Kollege Graf, wie Sie und ich uns in der Planungsphase darüber unterhalten haben, aus wie vielen Personen das Team anfänglich bestehen sollte und wie die Quoten, männlich zu weiblich, verteilt sein sollten. Meine Meinung stand fest. Aber lassen wir das.«
Er drehte Molly die Schulter zu und fasste Malte am Arm, sodass er eine Achse mit ihm bildete und sie selbst sich zwangsläufig ausgeschlossen fühlte.
»Dahinten«, Lüder zeigte auf die See hinaus, »ungefähr beim Leuchtfeuer am Ende der Mole ist das Boot zum ersten Mal aufgefallen. Ein Fotograf war ganz früh am Morgen unterwegs, um die See bei Sonnenaufgang festzuhalten. Dabei ist ihm aufgefallen, dass ein altes Fischerboot auf den Wellen trieb, das offensichtlich führungslos war.«
»Um wie viel Uhr war das?«, fragte Molly.
Lüder antwortete nicht. Er hatte ihre Frage anscheinend nicht gehört. »Er dachte, es hätte sich in der Nacht in irgendeinem Hafen in der Umgebung losgerissen.«
»Um wie viel Uhr hat der Fotograf das Boot entdeckt?«, fragte Molly noch einmal, diesmal etwas lauter.
»Dass eine Tote drin liegt, damit hatte er natürlich nicht gerechnet«, fuhr Lüder mit Blick auf Malte fort.
War der Mann taub? Unsicher suchte Molly Augenkontakt mit Malte.
Er wiederholte ihre Frage.
»So gegen sechs«, antwortete Lüder sofort.
Molly stellte sich neben Malte. »Hat der Fotograf ein anderes Schiff in der Nähe des Bootes gesehen?«
»Das Boot an sich passte hervorragend zur fotografischen Kulisse«, sagte Lüder. »Besser als mit diesem Motiv hätte der Mann es gar nicht treffen können.«
»War noch ein anderes Schiff in der Nähe des Bootes?«, wiederholte Malte die Frage seiner Kollegin. »Nein, da war nichts zu sehen. Nur von Weitem eine Fähre. Aber die hatte mit dem Fischerboot und mit der Leiche natürlich nichts zu tun.«
Noch immer sah Lüder beim Sprechen nur Malte an, während er Molly völlig ignorierte. Dabei befand sie sich in Lüders Sichtachse.
»Begleitet von der Wasserschutzpolizei«, sagte Lüder, »haben die Kriminaltechniker die Barke mitsamt der ungewöhnlichen Fracht gesichert und an Land gebracht.«
Malte stellte die nächste Frage, deren Antwort auch Molly interessierte. »Vor zehn Jahren gab es einen ähnlichen Fall. Dasselbe Boot, es ist bei Grömitz gelandet.«
Lüder drückte die Brust heraus und nickte. »Das war mein Fall, mein letzter, bevor ich nach Fehmarn ging. Deshalb hat mich einer der Kollegen sofort angerufen, obwohl ich jetzt in Rente bin. […] Einen Täter zu fassen reizt mich natürlich immer noch.«
»Versteh ich voll und ganz«, sagte Malte.
»Kollege Graf«, jovial schlug Lüder Malte auf den Rücken, »wenn Sie Fragen haben oder tatkräftige Unterstützung brauchen, Ihnen persönlich steh ich jederzeit zur Verfügung. Tag und Nacht, wenn’s sein muss. Eins ist doch klar, Graf: Wenn wir Männer nicht zusammenhalten, wer dann?«

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