6. Mai 2021

'Fatale Lügen: Soko Innen 1' von Axel Hollmann

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Website Axel Hollmann
Verrat. Gier. Berlin.

Fast wäre Hauptkommissar Carl Rau an seinem Job zerbrochen. Er fühlt sich reif für eine Auszeit, dennoch muss er die Leitung der Soko Innen übernehmen. Zusammen mit seinem neuen Team soll er einen politisch brisanten Fall untersuchen.

Hat ein Ermittler des LKAs einen Verdächtigen misshandelt? Die Schuld des Kollegen scheint erwiesen, doch dann wird der Ermittler niedergeschossen, seine Frau ermordet und sein neunjähriger Sohn verschwindet spurlos.

Die Soko Innen irrt durch ein Labyrinth aus Lügen. Und im Verborgenen verfolgt jemand ganz eigene Pläne.

»Fatale Lügen« ist der erste Band einer vierteiligen Krimi-Serie, die das Autorenduo Axel Hollmann und Marcus Johanus im Laufe der nächsten Monate veröffentlicht.

Anleser:
»Die erledigen mich«, flüsterte Staatssekretär Joost Amann. Er versteckte die Hände hinter dem Rücken. Seine Besucherin sollte nicht sehen, wie er sich nervös die Finger rieb.
Sie saß auf der Kante seines Schreibtischs und spielte mit einer Büroklammer. Ein Mädchen. Sie nannte sich Nyela Hoteq, und dem Gesicht mit den nordafrikanischen Zügen nach zu urteilen, musste sie zwölf, höchstens dreizehn Jahre alt sein.
Nicht mehr als ein Kind.
Nyela Hoteq trug einen schwarzen Rollkragenpullover, Jeans und Sneakers, die über dem Dielenboden baumelten. Kajal betonte ihre onyxfarbenen Augen. Augen, die ihn aufmerksam musterten.
Seine Kehle schnürte sich zusammen. Raubtieraugen, dachte der Staatssekretär unvermittelt.
Sein Büro befand sich im ersten Stock der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Es war dreiundzwanzig Uhr. Freitag. Durch die Fenster fiel Licht von der Württembergischen Straße, sonst lag das Zimmer im Dunkeln. Er trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter sich.
Klick! Ein Geräusch, wie das Spannen einer Pistole. Er zwang sich, die Lippen zu der Andeutung eines Lächelns zu verziehen. »Helfen Sie mir. Bitte.«
Er wartete, doch seine Besucherin hatte nur Augen für die Büroklammer.
»Haben Sie mitbekommen, was die Zeitungen schreiben? Nichts als Lügen und wilde Behauptungen, die diese Schmierfinken verbreiten. Beweise?« Er wandte sich zu der Anrichte, die unter einem Gemälde stand, das das Brandenburger Tor zeigte. »Denen ist doch egal, dass es keine gibt. Hauptsache, die Auflage stimmt.«
Sein Herz pochte wild, so sehr hatte er sich in Rage geredet. Erst wollte er nach der Karaffe mit dem Wasser greifen, doch dann entschied er sich für die Flasche mit dem Scotch. Der Staatssekretär schraubte den Verschluss ab und füllte eines der Gläser. Seine Hand zitterte so stark, dass er zweimal absetzen musste, um die bernsteinfarbene Flüssigkeit nicht zu verschütten.
Hoffentlich hatte es seine Besucherin nicht bemerkt.
Er stellte die Flasche wieder beiseite und trank so hastig, dass er sich husten musste. Der Scotch in dem halbvollen Glas schwappte, als er es zurück auf die Anrichte stellte.
Joost Amann wandte sich wieder seiner Besucherin zu. Sie verdrehte den dünnen Draht zu einem Ring. Stumm. Unmöglich, in ihrer Miene zu lesen.
»Dieser Kommissar vom Dezernat 34 ist an allem schuld. Er hat sich da in etwas verrannt.« Wieder griff der Staatssekretär nach dem Glas. Er leerte es in einem Schluck. »Er hat mit meinen Mitarbeitern gesprochen. Sie ausgefragt und gegen mich aufgehetzt. Und Mio auch.«
Joost Amann trat einen Schritt auf den Schreibtisch zu. Es brodelte in ihm.
»Man will mich vernichten. Mich zerstören. Meine Beziehung, mein Leben. Meine Karriere. Haben Sie eine Ahnung, wie mich alle ansehen? Die Kollegen in der Senatskanzlei. Meine Freunde. Nein, natürlich nicht. Wie sollten Sie auch?«
Der Staatssekretär sah dem Mädchen direkt in die Augen. Er spürte noch immer die wohltuende Wärme des Scotchs in seiner Kehle.
»Hören Sie, ich habe immer getan, was für den Kreis am besten war.« Er hob den Zeigefinger, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Ohne Widerspruch. Ohne Fragen zu stellen. Ich habe meinen Teil des Deals eingehalten. Dafür ist mir der Circulus Clausa etwas schuldig. Das ist nur fair. Ich möchte …« Er unterbrach sich. »… nein, ich fordere, dass Sie mir helfen. Bringen Sie die Presse zum Verstummen. Und sorgen Sie dafür, dass dieser Kommissar aus meinem Leben verschwindet. Ein für alle Mal. Es ist mir gleich, wie Sie das anstellen, aber denken Sie daran, ich bin nicht der Einzige, der etwas zu verlieren hat. Verstehen Sie, was ich …«
Er verstummte.
Das Mädchen schob den gebogenen Draht auf ihren Finger, als wäre er ein Ring. Dann rutschte sie von der Schreibtischkante und sah zu ihm auf. Nyela Hoteq war einen Kopf kleiner als er, doch Joost Amann hielt die Luft an. Du bist zu weit gegangen, du Narr! Das war seine Schwäche. Manchmal verlor er einfach die Beherrschung.
Er wollte schon den Mund öffnen, um sich zu entschuldigen, doch da nickte sie.
Bedächtig, beinahe unmerklich.
Ehe er etwas sagen konnte, hatte sich Nyela Hoteq schon abgewandt. Mit ein paar Schritten durchquerte sie das Büro. Die Sneakers geräuschlos auf den Dielen. Sie griff nach der Klinke und einen Augenblick später fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Zurück blieb nur der Geruch ihres Parfüms. Zimt und Patchouli.
Erleichtert atmete der Staatssekretär aus.
Gut, dass du so bestimmt aufgetreten bist. Der Staatssekretär nickte sich selbst zu. Jetzt musste er sich nicht mehr sorgen. Der Kreis würde sich um alles kümmern. Daran zweifelte Joost Amann nicht.

Blick ins Buch (Leseprobe)

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