1. Juni 2021

'Von Rosen und Krähen' von Annika L. Schüttler

Kindle (unlimited)
Website Annika L. Schüttler
»Sie hatten beobachtet, was geschehen war. Hatten die Schreie vernommen, das Blut und das Feuer gerochen.
Und dann hatten sie die Stille weinen gehört.«


Als der König von Lhargos stirbt, erfährt seine Tochter Salais ein furchtbares Geheimnis: Seit Jahrhunderten ist es nicht ihre Familie, die diese Welt regiert, sondern die Talisk, die den Thron vor langer Zeit geraubt haben. Auch Salais muss sich ihrem Willen beugen, wenn sie weiterleben will. Gemeinsam mit ihrem Gefährten Dallas haben sie nur eine einzige Hoffnung: den Widerstand, der sich gegen die Talisk formiert hat. Schnell wird klar, dass diese Hoffnung nicht ausreicht, denn die Gefahr greift um sich und jedes Zögern kostet Leben.

Weit von Lhargos entfernt ahnt Maira nicht, dass auch die Welt, die sie kennt, kurz vor dem Untergang steht. Erst als ein blutroter Mond aufgeht und ein geheimnisvoller Fremder ihr Briefe schreibt, wird die Gefahr offensichtlich. Vertrauen und Verrat liegen dicht beieinander und es ist längst nicht mehr nur ihr eigenes Schicksal, das Maira in den Händen hält …

Anleser:
Das Wirtshaus roch nach schalem Ahornbier und durchzechten Nächten. Iven polierte den Tresen sorgfältig, während er zugleich alle Sinne auf die letzten Gäste gerichtet hielt.
Die Monde neigten sich schon fast wieder dem Horizont zu, so fortgeschritten war die Nacht mittlerweile. Und wer zu dieser Stunde noch in einem Wirtshaus saß, der übernachtete entweder hier oder aber hatte so viel getrunken, dass er es nicht mehr nach draußen schaffte.
Iven war die erste Sorte normalerweise deutlich lieber, doch wenn er nun vom polierten Holz aufblickte, sah er nur eine Handvoll Männer verstreut über den Tischen liegen. Keiner von ihnen hatte am Abend ein Zimmer verlangt.

Und keiner würde jetzt mehr für die Nacht bezahlen.
Ein raues Lachen lenkte Iven ab und er warf einen Blick über die Schulter, wo die kleine Küche an den Schankraum anschloss. Raver wischte mit einem fleckigen Tuch über ein Bierglas. Schaumreste tropften dabei auf den Boden, doch niemand störte sich daran. Schließlich mussten die Gäste schon froh darüber sein, dass der Wirt hin und wieder überhaupt Seife zum Reinigen des Geschirrs verwendete und es nicht nur mit abgestandenem Bier und fragwürdigem Regenwasser aus dem Eimer hinter dem Haus abspülte.
Raver bemerkte seinen Blick. »Alkohol desinfiziert«, sagte er schmunzelnd.
»Auch innerlich?« Iven zog die Augenbrauen zweifelnd nach oben, aber Raver zuckte nur die Schultern und trat zurück in die Küche.
»Die bezahlen ja sowieso nicht«, hörte Iven ihn noch murmeln.
Ein durchdringendes Wiehern fegte durch die Nacht und Iven riss den Kopf hoch.
Bei den Monden!
Ohne einen Blick zu Raver hastete er durch das Wirtshaus und öffnete die Tür. Kalte Luft drang durch sein Hemd, aber Iven zitterte nicht. Sein Herz raste. Das Adrenalin brannte in seinem Blut und er wusste auch, warum.
Ein Pferd wieherte nur in panischer Angst auf diese Weise und keine Erklärung, die ihm einfiel, versprach Glück und Seligkeit. Entsetzt riss Iven die Augen auf, als er das Pferd entdeckte, das einige Schritte von der Tür entfernt zum Stehen gekommen war. Das weiße Fell blutbefleckt und auf seinem Rücken eine vermummte Gestalt, die sich mit letzter Kraft festhielt.
Iven drehte sich zum Innenraum und stieß einen kurzen Pfiff aus. Raver war sofort bei ihm und stürzte zum verängstigten Tier, während Iven gerade rechtzeitig beim Reiter war, bevor dieser ohnmächtig vom Rücken des Pferdes glitt.
Iven zog ihn ein Stück mit sich, ehe er ihn behutsam auf dem Boden ablegte. Der Mantel des Mannes war blutdunkel.
Raver hielt das Pferd an den Zügeln und bemerkte die Blutflecken auf dem hellen Fell. Er sagte nichts, aber als sich ihre Blicke kreuzten, sah Iven die Bestürzung in Ravers Gesicht.
Irgendetwas war diesem Mann zugestoßen.
Irgendetwas Schreckliches.

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