7. April 2014

'Zwischen Blut und Schatten' von Jennifer J. Grimm

Niamh ist die Assassine der Vampirkönigin- und eine Schattentänzerin. Bisher hat sie jeden Auftrag sauber erledigt und kein Problem damit zu töten. Nun soll sie den verbotenen Vampir Henry töten, der nicht einmal existieren dürfte – und versagt.

Sie bringt es nicht übers Herz den Barbesitzer zu töten und bringt damit die mächtigste Frau der Welt gegen sich auf. Sie muss sich mit dem Vampir verbünden, denn die Schattentänzerin hat nur eine Chance, um lebend aus der Sache heraus zu kommen: Die Königin muss sterben!

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Leseprobe:
»Du musst jemanden finden«, die kleine Frau erhob sich aus dem hölzernen Ungetüm, ihrem Thron. Niamh nickte. Soweit war das nichts Neues. Ständig erledigte sie die Drecksarbeit und tötete Verräter. Bei ihrem Lebenslauf hätte sie auch bei der Mafia anheuern können. Innerlich erhellte ein amüsiertes Grinsen ihr Gemüt.
»Es ist ein Mann. Ein Vampir«, fügte Cassandra hinzu und ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Die Assassine erstarrte. Ein männlicher Vampir? Diese hatte Cassandra ausmerzen lassen, bevor Niamh überhaupt das Licht der Welt erblickt hatte.
»Wie bitte?«, brachte sie hervor. Es war verboten, männliche Vampire zu erzeugen. Die Gründe dafür lagen weit in der Vergangenheit von Cassandra und deren Mutter.
Unheilvoll nickte die Königin und strich über ihr bodenlanges Kleid. Der dunkle Samt schimmerte grün im einfallenden Licht der bunten Glasfenster.
»Ich weiß nicht wer so töricht und dumm genug sein konnte, einen Mann zu verwandeln. Doch diejenige muss bestraft werden. Ich werde an diesem hirnlosen Waschweib ein Exempel statuieren, das seinesgleichen suchen wird.« Wut verzerrte das engelsgleiche Gesicht zu einer Fratze, als sie sich in Rage redete.
Es hätte Niamh nicht überrascht, wenn die Königin angefangen hätte, Schaum zu spucken. Diese wandte sich ihr zu.
»Du wirst diesen Bastard finden!«, befahl sie, ihre Stimme bebte noch immer vor Zorn. »Doch vorher musst du herausfinden, ob es noch mehr von Ihnen gibt!« Nur langsam gewann sie ihre Fassung zurück. »Sie müssen alle vernichtet werden! Es darf keine männlichen Vampire geben!«
Niamh verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Längst hatten sich die feinen Härchen auf ihrer Haut aufgestellt, die Gänsehaut überzog ihren gesamten Körper. Eine Abwehrreaktion, welche durch die unkontrollierbare Stärke der Königin ausgelöst wurde. »Habt ihr einen Anhaltspunkt?«
Cassandra deutete mit der Hand nach links. Dort, hinter einer steinernen Säule wartete Bernhard, ihr Assistent.
»Bernhard hat die Informationen erhalten. Sprich mit ihm.« Wieder gefasst schritt sie auf ihren Thron zu und ordnete ihr Kleid, bevor sie sich setzte.
»Ich hoffe, du verstehst meinen Standpunkt, Assassine.« Cassandra gab die Adelige beinahe perfekt. Allerdings nur, wenn man von ihren legendären Wutausbrüchen absah, vor denen ihre Belegschaft erzitterte.
Niamh neigte als Antwort den Kopf zur Seite. Die braunen Locken der Perücke strichen über ihre Wange. »Ich bin nicht dumm, meine Königin«, ruhig legte sie ihre Hand auf dem Griff ihrer Waffe ab. Doch Cassandra ignorierte ihre Untergebene erneut. Das Gehabe der jungen Frau ging schon seit Jahrhunderten so.
»Beiße nie die Hand, die dich füttert, Niamh.«
Cassandra lehnte sich auf ihrem Thron zurück. Die kurzen Haare umspielten ihr Gesicht. Es kostete sie nur einen Handwink und ein riesiger Mann erschien aus einer dunklen Ecke. Für seinen muskelbepackten Körper fiel Niamh nur ein Wort ein.
Grotesk.

Doch Cassandra ignorierte den Menschen. Sie interessierte sich lediglich für das Tier, das er auf einem seiner mächtigen Unterarme sitzen hatte. Im krassen Gegensatz zu seiner Körpermasse stand ein winziger Vogel. Die Eule war etwas größer als Cassandras Hand, bemerkte Niamh, als diese den Sperlingskauz zu sich nahm.
Sanft strich sie dem zahmen Tier über die weißen Brustfedern. Im Kontrast dazu standen die dunkelbraunen Schwingen der Eule. Ungeduldig klapperte das Tier mit dem kleinen Schnabel.
Niamh nahm die Hand von ihrer halbautomatischen Pistole und verließ den Raum, ohne ein weiteres Wort.
Erst jetzt verneigte sich der Mann vor Cassandra. »Ich könnte dem Mädchen etwas Benehmen beibringen, mi querida ...«, unterwürfig hallte seine Stimme durch den Saal. »Ach Manuél«, sie winkte ihn näher heran. Doch sobald er vor ihr stand, packte sie ihn am Kragen seines maßgeschneiderten Hemdes.
»Finger weg von der Assassine«, ihre Augen verengten sich. Fester krallten sich ihre Finger in seine Haut. Sie erhob sich von ihrem Thron.
»Du gehörst mir.«
Ruckartig ließ sie ihn los. Die Eule breitete ihre Schwingen aus und flog durch den riesigen Saal.
Das samtene Kleid raschelte leise, als es zu Boden sank. Ihr wohl gerundeter Körper leuchtete in einem milchigen Weiß. Diesen Körper reinster Weiblichkeit hatte sie ihrer Mutter zu verdanken. Lilith, die erste Frau Adams.
Gierig weiteten sich die Augen des Mannes, der eben noch kurz davor gestanden hatte zu ersticken. Dennoch erfüllte der schwere Geruch seiner Lust den Raum.
Verlockende Brüste, runde Hüften und eine schmale Taille.
Cassandra lächelte. Es war wirklich leicht, einen Mann in Versuchung zu bringen ...

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