30. Juli 2016

'Stich mit Ass' von Franz Wittmann

Ein wiener Kriminalpolizist mit einem Macho-Tick jagt einen Serienmörder in den Bezirken Ottakring und Hernals. Er wird dabei von einem jungen, frechen, aber sehr fleißigen Kollegen unterstützt, hat selbst zwei Kriminalromane gelesen und kocht gerne Pilzgerichte.

Ein gemütlicher und unterhaltsamer Krimi zur Entspannung.

Gleich lesen: Stich mit Ass









Leseprobe:
Es ist früh am Morgen, als Jabureck mit einer großen Einkaufstasche die Wohnung verlässt. Er will zum Brunnenmarkt, um dort Obst und Gemüse zu kaufen.
Seine Lebensgefährtin hat ihm alles aufgeschrieben, was er dort besorgen soll. Normalerweise gehört es nicht zu seinen Aufgaben, Vitaminreiches auf dem Markt einzukaufen, aber heute kommt er nicht umhin, es doch zu tun. Er muss sich wieder Sympathien erwerben, denn es ist wirklich eine lange Nacht mit seinen Freunden gewesen, wofür seine Lebensgefährtin wenig Verständnis aufgebracht hat.
Kreuz und quer durch Ottakring und Hernals sind sie in der Nacht unterwegs gewesen, ein Wirtshaus nach dem anderen haben sie aufgesucht. Auch serbische Grillhütten und türkische Kebab-Buden ließen sie nicht aus, sofern dort auch Alkohol an Ungläubige ausgeschenkt wurde. Den Wein genossen sie in Strömen, neue Freundschaften wurden geschlossen, alte im Streit gebrochen. Zu früher Stunde landeten sie dann mit unsicherem Schritt in der Susi-Bar in der Ottakringer Straße.
Ihr Trara war wieder einmal bestens verlaufen, so, wie in einem amüsanten Heimatfilm über Ottakring. Gegen ein lustiges Sektgelage als Abschluss der Lokalrunde mit „zuckersüßen Wiener Mädchen“ war nichts einzuwenden, auch wenn diese eher aus Kroatien, Polen oder Linz an der Donau als aus Wien stammten. Wien ist halt auch internationaler geworden. Egal, wo sie herkommen, für Jabureck und seine Freunde war der Abend wirklich gelungen. Die Stimmung war super gewesen, die Welt noch in Ordnung – auch Rentner wie Jabureck brauchen hin und wieder eine kleine Freude.
Vorsichtig und noch müde schlurft Jabureck Stufe um Stufe hinunter, welche er erst vor ein paar Stunden mühselig hinaufgestolpert war. Als er endlich am Haustor angekommen ist und es öffnen will, überkommt ihn auf einmal das untrügliche Gefühl, als ob jemand hinter ihm stehe. Er dreht sich um, und da steht tatsächlich jemand, der aber im schummrigen Licht des Stiegenhauses nicht richtig zu erkennen ist.
Als Jabureck genauer hinschaut, glaubt er, diese Gestalt, diesen Mann zu kennen. Er will noch etwas sagen, doch da hebt dieser bereits die Hand, in der zu Jaburecks großem Erstaunen ein im schwachen Licht leicht glänzender Dolch erscheint, der sogleich mit voller Wucht in seine Brust gestoßen wird. Jabureck öffnet noch den Mund, kann aber nichts mehr sagen, bringt nur mehr ein Röcheln hervor. Er lässt die Tasche und den Einkaufszettel fallen, knickt in den Knien ein und fällt nach rückwärts die Kellerstiegen hinunter.
Danach ist es wieder ganz still im Stiegenhaus, niemand ist zu sehen, nur ein leises Geräusch hört man kurz, als das Haustor von außen geschlossen wird.

Im Kindle-Shop: Stich mit Ass

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