21. Juli 2016

'Herzensangelegenheiten' von Karin Büchel

Geschichten aus dem Leben.
Geschichten über Frauen und Männer und die kleinen Widrigkeiten des Alltags.

Liebe, Verbrechen und die komischen Seiten des täglichen Daseins werden kurz und heiter, spannend und amüsant, präzise und humorvoll erzählt. Manchmal bis zum tödlichen Ende.

Nichts ist unmöglich auf einer Reise in die außergewöhnliche Welt der Phantasie.
Oder ist es Wirklichkeit?

Gleich lesen:
Für Kindle: Herzensangelegenheiten

Leseprobe aus "Das perfekte Titelbild":
Meine Güte!
Bella drehte sich vor dem schummrig beleuchteten Schlafzimmerspiegel hin und her.
Betrachtete kritisch ihre rasierten Beine, die ab den Knien gut zu sehen waren, denn ihr kleines Schwarzes endete genau da, wo das Kniegelenk anfing. Für ihr Alter war es gewagt kurz, fand sie, aber die Verkäuferin hatte sie ermuntert, so ein edles Kleid könne man auch mit sechzig Jahren noch tragen.
Ein mehr als fragwürdiges Kompliment, denn Bella war gerade mal einundvierzig. Untrainiert und kurz vor dem Klimakterium, da machte sie sich nichts vor. Sie kaufte es trotzdem, es gefiel ihr, der zarte Stoff und die Passe mit Längsbiesen, „die ihre Figur strecke“, so der O-Ton der Verkaufstussi. Bella stellte sich auf ihre Zehenspitzen. So würde es aussehen, wenn sie erst einmal die knallroten High Heels anhatte, die mit dem glitzernden Stern an der Spitze, die sie nur zu ganz besonderen Anlässen zu tragen pflegte. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lächelte ihr Spiegelbild an.
Eigentlich ... ja eigentlich konnte sie durchaus zufrieden sein. Sie war nicht dick. Nein, um Gottes Willen! Die paar Fettnester an den Hüften und den Oberschenkeln, geschenkt, aber sie liebte das gute Essen nun einmal. Es fiel ihr schwer sich in so einem teuren Fummel selbstsicher zu bewegen, geschweige denn wohlzufühlen. Sie tat es Ingo zuliebe, dem die Kleider nicht kurz und hauteng genug sein konnten, der Stoff musste den Körper wie ein Futteral umhüllen. Warum er gerade sie zu lieben schien, war ihr ein Rätsel, denn selbst ihr tänzerisches Talent ging über einen langsamen Walzer nicht hinaus.
Ingo war einige Jahre jünger als sie und Tänzer bei den Blue-Boys, einer Gruppe junger Männer , die aus einem Bestellkatalog für Frauengelüste hätten entsprungen sein können. Mit Muskeln an Stellen, die die Fantasie befeuerten. Mit Zähnen, bei denen man unwillkürlich zur Sonnenbrille griff, und Oberschenkeln, die die Nähte jeder Hose einem Test auf Dehnungsfähigkeit unterzogen und Frauen ihre Erziehung vergessen ließ.
Ingo tanzte in der ersten Reihe und niemand brauchte eine Lupe, um den Schweiß über seinen nackten eingeölten Körper in Richtung Hosenbund perlen zu sehen. Sein Bizeps kam dem von Arnold Schwarzenegger gleich und sein makelloser Waschbrettbauch tat mit seinem Schweissglanz das Seinige. Die hilflos diesem Anblick ausgesetzten Betrachterinnen wünschten sich einer dieser Tropfen zu sein, wenn er dann in Ingos bis zum Bersten gespannter Lederhose langsam versickerte. Saugte sich der Blick erst einmal dort fest, wünschte man sich die Zeit würde stille stehen, unweigerlich schmeckte man das Salz auf der Zunge, der Atem beschleunigte sich bis zum Hyperventilieren. Hätten die Zuschauerinnen nicht so dicht gepackt gestanden, wären sie reihenweise umgekippt. In wie vielen Kopfkinos der Zug am Reißverschluss Bestandteil der Tagträume war, konnte Bella hochrechnen. Sie bewunderte ihn ja selbst, seine geschmeidigen, raubkatzenartigen Verrenkungen und vielversprechenden Beckenschwünge, die unterdrücktes Kichern in geiles Kreischen verwandelten und den Frauen nicht nur die Sinne vernebelten sondern sie außer Rand und Band setzten ...

Im Kindle-Shop: Herzensangelegenheiten

Mehr über und von Karin Büchel auf ihrer Website.

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