'Der Duft von Büchern und Kaffee' von J. Vellguth
Amys Traum: Ein eigener Buchladen in New York. Und das Beste? Er scheint sogar erreichbar. Zumindest, bis der attraktive Teilzeit-Rocker Ryan auftaucht und ihre Pläne gründlich durcheinanderbringt.
Denn er ist der Enkel ihrer Chefin und die hat sich gerade einen ziemlich verrückten Wettbewerb für ihre Erbschaft ausgedacht. Amy bleibt nichts anderes übrig, als sich darauf einzulassen und ihr Bestes zu geben, um ihren Traum doch noch zu verwirklichen.
Eine Liebeserklärung an einzigartige Bücher, den Duft von frisch gebrühtem Kaffee und die Macht der Veränderung.
Gleich lesen: Der Duft von Büchern und Kaffee: Liebesroman
Leseprobe:
Wie fast jeden Morgen in den vergangenen sechs Jahren schob Amy den Schlüssel in das Schloss der feuerroten Türe. Sie legte die Finger auf das kühle Metall der Klinke und öffnete den Laden.
Ein schwacher Luftzug trug ihr den Geruch von Büchern entgegen. Das staubige Rauchgrau von alten Seiten, die schon von vielen hundert Händen umgeblättert worden waren. Das frische Schneeweiß von gerade ausgepackten Neuerscheinungen. Das würzige Erdschwarz der Tinte von aus dem Druck gegangenen Exemplaren. All diese Aromen mischten sich zu dem heimelig, samtigen Duft eines gerade aufgeschlossenen Buchladens und wurden begleitet von dem sanften Bimmeln der kleinen Türglocke.
Wie jedes Mal durchlief sie ein leiser Schauer, der auf ihrer Kopfhaut begann, ihre Arme hinunterkitzelte und erst in ihren Zehenspitzen endete.
Otis Stummelschwanz wedelte in der Höhe ihrer Wade, er wollte schnell hinein. Sie hockte sich neben der kleinen Dogge hin und kraulte ihm den Nacken.
Auch nach all der Zeit konnte sie noch nicht fassen, dass sie tatsächlich so viel Glück hatte, hier arbeiten zu dürfen. »Guten Morgen!«, rief sie, aber es kam keine Antwort.
Vielleicht war Beatrice zum Markt gegangen oder noch auf ihrer morgendlichen Runde. Trotz ihrer 72 Jahre war sie gut zu Fuß und täglich in Greenwich unterwegs.
Amy löste Otis’ Leine. Mit einem fröhlichen Wuff sprang die schwarze, französische Dogge in den Raum, an dem Tresen mit der uralten Registrierkasse vorbei und zu ihrem Wassernapf direkt neben dem alten Klavier an der Seitenwand. Nach der morgendlichen Bahnfahrt vom anderen Flussufer und dem langen Spaziergang am Hudson entlang hatte ihr bester Freund immer riesigen Durst.
Amy drehte lächelnd das Schild an der Eingangstür auf geöffnet und wartete, bis Otis es sich in seinem rot gepolsterten Körbchen gemütlich gemacht hatte. Dann hockte sie sich neben ihn, um ihn ausgiebig hinter den Ohren zu kraulen. Er drückte seinen Kopf in die Liebkosung hinein. »Sieht so aus, als wären wir heute allein. Wenn wir Glück haben, bringt Beatrice dir ein Würstchen mit, was meinst du?«
Sie hatte ihrer Chefin viel zu verdanken. Und zwar nicht nur, dass sie Amy damals überhaupt einen Job gegeben hatte. Welcher rational denkende Mensch hätte sie schon ohne vernünftige Ausbildung eingestellt? Sondern vor allem, weil Otis das Ladenmaskottchen spielen durfte. Der arme Kerl würde vor Kummer eingehen, wenn er den ganzen Tag alleine zu Hause sitzen müsste.
Ja, in vielerlei Hinsicht war Beatrice eher Amys gutmeinende Tante als ihre Chefin und mit ein bisschen Glück würde Amy sogar irgendwann den Laden übernehmen dürfen. Das war ihr Traum: Ein eigener Buchladen.
Aber bis dahin begnügte sie sich gerne mit ihrem momentanen Job, denn Beatrice’ Ruhestand lag hoffentlich noch in sehr, sehr weiter Ferne.
Für den Moment war Amy einfach nur glücklich wie es war und hoffte, dass sich einfach niemals etwas ändern würde.
Sie ließ einen prüfenden Blick durch den Laden schweifen. Das Klavier müsste dringend abgestaubt werden, der Leseclub für den Nachmittag wollte vorbereitet sein und hinter dem Tresen wartete noch eine Bücherkiste von gestern darauf, dass Amy sie auspackte. Im Lagerraum war dafür wohl kein Platz mehr, aber darum würde sie sich gleich Gedanken machen.
Jetzt brauchte sie erst einmal einen Kaffee, um sich für den Tag zu stärken und natürlich Frühstück für Otis. Sie zog die Dose mit dem Futter aus dem Rucksack, füllte den Napf und nahm seine Wasserschüssel mit ins Badezimmer.
Dafür ging sie zwischen den hohen Regalen hindurch, auf denen sich die Buchrücken in bunten Streifenmustern aneinanderreihten, und trat durch die unscheinbare Tür in der Rückwand in den kurzen, dunklen Flur. Gleich rechts war das Bad, gerade groß genug für eine Toilette mit kleinem Waschbecken, das so klein war, dass sie eine Tasse benutzen musste, um den Wasserkocher zu befüllen.
Sie stellte ihren Rucksack hinter den Tresen und brachte Otis seinen Napf, während das Wasser kochte.
Ein Instant‐Kaffeetütchen, ein Tütchen Stevia und zwei Tütchen Kaffeeweißer später war ihr Kaffee fertig. Keine Ambrosia, aber wenigstens machte er munter. Während Amy an ihrer roten Lieblingstasse nippte und zurück zum Tresen ging, checkte sie ihr Handy. Beatrice hatte eine Nachricht hinterlassen.
Ich bin bei meiner Schwester in Pennsylvania. Sie ist gestürzt.Melde mich, sobald ich Näheres weiß.
Amy blieb stehen und sah Otis überrascht an. »Seit wann hat sie denn eine Schwester?« Die kleine Dogge legte den Kopf zur Seite und drehte ihre Ohren aufmerksam in ihre Richtung. Da klingelte die Glocke über der Tür.
Ein junger Mann trat in den Laden und er entsprach so gar nicht dem Klientel, das für gewöhnlich hier vorbeikam.
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Labels: Bücherbord, Humor, J. Vellguth, Liebe
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