'Wild auf Weihnachten' von Sylvia Filz und Sigrid Konopatzki
Nach einer mittelschweren Beziehungskatastrophe im Vorjahr möchte Greta von Weihnachten wenig bis gar nichts wissen.
Ihre Schwester nimmt sie mit zu einem Junggesellinnen-Abschied. Der endet in einer Karaoke-Bar, wo Greta ausgerechnet zum Singen des Weihnachts-Pop-Klassikers „Last Christmas“ verdonnert wird. Dort lernt sie den forschen Henning kennen – und den schüchternen Mike, der Weihnachten sehr mag …
Eine kleine moderne Weihnachts-Romanze.
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Leseprobe:
September
„Ätzend! Das geht mir so auf den Keks, das kannst du dir gar nicht vorstellen!“
Mit Wut im Bauch schob Greta den noch leeren Einkaufswagen am Stand mit den Weihnachtsleckereien vorbei.
Ihre Schwester Carolin holte tief Luft. Nun ging das wieder los! Und kaum hatte sie diesen Gedanken, schimpfte Greta weiter.
„Die spinnen doch! Es ist Mitte September, draußen brüllt die Sonne vom Himmel und wir müssen mit dem Wagen hier Dominosteine, Spekulatius, Zimtsterne und Lebkuchenherzen umschiffen. Einfach frech!“
„Mensch Greta, das ist jedes Jahr so! Ignorieren und ab zum Kühlregal, wir haben keinen Joghurt mehr.“
Noch während Greta weiter vor sich hin schimpfte, kam ihnen ein junger Mann im Kittel entgegen. Greta blitzte ihn böse an.
„Was denken Sie sich eigentlich? Bei der Wärme sollten Sie Eiswürfel verkaufen, kein Weihnachtszeugs!“
Der Verkäufer blieb irritiert stehen. Man sah ihm an, dass er nicht wusste, ob das Ernst oder Spaß war.
„Jaha, da können Sie nix drauf sagen, wie?“ Greta hatte den Einkaufswagen losgelassen und die Hände in die Hüften gestemmt.
„Oh doch, kann ich! Ich informiere Sie gerne. Das, was Sie hier sehen, ist Herbstgebäck und wird durchaus nachgefragt. Genau deshalb steht es hier.“
„Herbstgebäck! Was ist das denn für eine dämliche Bezeichnung? Und wo sind dann die Herbstmänner?“
Nun umspielte ein Lächeln das Gesicht des Verkäufers. „Falls Sie Weihnachtsmänner meinen, die kommen erst Mitte Oktober.
“ „Und warum stellen Sie den ganzen anderen Kram schon hierher?“
„Wie gesagt, das ist Herbstgebäck und wird traditionell zum meteorologischen Herbstbeginn ab dem 1. September verkauft.“
In diesem Augenblick wurde Gretas Aufmerksamkeit von einem älteren Herrn in Anspruch genommen, der ihr auf die Schulter tippte.
„Junge Frau, Sie blockieren die Spekulatius. Darf ich da mal ran?“
Greta trat entnervt zur Seite. Er griff eine Packung Mandelspekulatius und zudem Dominosteine.
Selbst das kommentierte Greta bissig. „Schmeckt das Zeugs überhaupt schon?“
„Grundsätzlich gönne ich mir Anfang September meine geliebten Spekulatius. Jetzt sind sie superfrisch – und mit einer Tasse Kaffee … hmm! Sie glauben gar nicht, wie lecker die auf dem Balkon schmecken!“ Dann schob er seinen Wagen weiter.
„Also ich hasse es, im kurzen Rock Weihnachtsprötteln zu kaufen.“
„Das ist schade“, warf nun der Verkäufer ironisch ein, „dafür, dass Sie so grantelig drauf sind, und ich eine fette Zornesfalte zwischen Ihren Augen sehe, haben Sie nämlich hübsche Beine.“
„Was fällt Ihnen ...“, brauste Greta auf, aber Carolin griff beherzt ein.
„Los, wir haben noch einiges einzukaufen!“ Mit einem leichten Schulterzucken entschuldigte sie sich quasi bei dem Angestellten und schob Greta samt Einkaufswagen Richtung Kühltheke.
„Bekommen wir hier Hausverbot, weil du andere Kunden am Einkauf von Printen und Baumkuchen hinderst, müssen wir demnächst hungern. Das ist nämlich, wie du weißt, der einzige Supermarkt, den wir von der Wohnung aus superbequem erreichen.“
„Warum musstest du auch in dieses strukturschwache Gebiet ziehen?“
„Du, jetzt reicht’s. Wenn dich hier alles stört samt mir, geh raus und warte im Auto!“
Carolin nahm ihr den Einkaufswagen weg und schob ihn zielstrebig Richtung Joghurt. In Windeseile hatte sie ein paar Becher hineingelegt, Quark und Milch dazu gepackt und lief am Kühlregal entlang, um verschiedene Käsesorten zu greifen.
Schmollend kam Greta hinterher. Ein Seitenblick rüber zum Lebkuchenstand bestätigte ihre Befürchtung. Der Supermarkt-Fuzzi beobachtete sie. Hua, wie unangenehm!
Greta wusste genau, dass ihr Auftritt peinlich gewesen war, aber sie konnte nicht anders, zu sehr erinnerte sie alles Weihnachtliche an ihre Beziehungskatastrophe des letzten Jahres.
Im Kindle-Shop: Wild auf Weihnachten
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Labels: Humor, Liebe, Sigrid Konopatzki, Sylvia Filz, Weihnachten
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