'Hüterin der Steine: Die graue Stadt' von Tassina Daniels
Kindle (unlimited) | Taschenbuch |
Die achtjährige Kiara macht sich, mithilfe eines magischen Steins, auf die Suche nach ihrer Mutter. Sie begegnet einen alten Händler, der sie zur nächsten Stadt bringt. Dort hofft sie, ihre Mutter zu finden. Doch auf der Stadt Myrandil liegt ein Fluch, der ihr alle Farben geraubt hat und niemanden mehr frei gibt. Die graue Stadt!
Eine märchenhafte Geschichte über die Suche eines Mädchens nach der eigenen Mutter und ihrem Mut, sich allen Gefahren zu stellen.
Leseprobe:
Die ersten Sonnenstrahlen stiegen über die Bäume, als Kiara sich wie eine Diebin aus dem Haus ihrer Großmutter stahl. Sie wollte sich unter den wartenden Schatten der großen Bäume verbergen, um unter ihrem Mantel die Heimat zu verlassen und ihre Mutter zu finden.
Großmutter Anre war still eingeschlafen und hatte nicht gemerkt, wie die weißen Frauen ihren Atem stahlen und ihre Seele aus dem Körper zogen. Sie hatte einfach aufgehört zu atmen. Doch Kiara hatte es gespürt, als die weißen Frauen kamen. Kalt war ihr geworden. Als sie nach ihrer Großmutter sah, lag diese friedlich und tot da. Kiara war nun ganz allein.
Die Haustür schloss sich ein letztes Mal hinter Kiara, die ihr bestes Leinenkleid angezogen hatte. Den Überwurfmantel von Großmutter hatte sie sich genommen, weil sie wusste, dass ihre Großmutter es so gewollt hätte. Der Findestein lag in dem kleinen Beutel, in dem sie ihre Habseligkeiten gesteckt hatte. Sie hatte sich schon lange vorbereiten können, denn das Leben ihrer einzigen Verwandten war immer schwächer geworden.
Sie straffte die Schultern und ging mit festen Schritten voran. Sie musste weit weg sein, bevor man bemerkte, dass die alte Enra tot war. Man wird die kleine Hütte durchwühlen und der Dorfmann wird vor Wut brüllen. Denn der Findestein war nicht mehr da. Das Einzige, was von Wert war, hatte Kiara mitgenommen. Der Stein gehörte ihr, wie er ihrer Großmutter gehört hatte.
Doch Kiara beschloss, sich nicht damit aufzuhalten, was gewesen war oder was andere dachten. Sollten sie sie doch eine Diebin nennen. Der Stein war seit Generationen in der Familie. Außerdem war er der einzige Weg, um ihre Mutter zu finden. Sie versuchte, sich das lächelnde Gesicht vorzustellen, doch ihre Erinnerung war wie ein dünner Vorhang, der nur ein blasses und durchscheinendes Bild lieferte. Trotzdem hielt sie sich daran fest, als sie in den Wald trat, dessen nächtliche Kühle sie umschloss und seine Schatten ihre Gestalt verschluckten.
»Kiara?« Eine dünne Stimme erreichte sie, kaum dass sie sich in den Schatten sicher fühlte. Sie blieb stehen, doch sie wandte sich nicht um. Es war schon so schwer genug. Da konnte sie keinen großen Abschied gebrauchen. Auch wenn Timmo ihr nicht glauben wollte, konnte sie nicht bleiben.
»Du gehst?« Er kam näher und Kiara hoffte, das er allein war und seine Stimme niemanden weckte. »Ohne dich zu verabschieden?«
Jetzt wandte sie sich doch um, dumm wie sie war und sah dem Jungen in die Augen, die in dem wenigen Licht leuchteten. Als wäre er ein Schatten mit Augen, dachte sie. Doch sie musste auf ihn genauso wirken.
»Es geht nicht anders, Timmo. Der Dorfmann wird mich sonst verkaufen, damit wenigstens ein paar Schulden beglichen wären.« Außerdem würde der große Mann, der ihr schon immer Angst eingeflößt hatte, den Findestein an sich nehmen. Ohne diesen konnte sie ihre Mutter niemals finden.
»Mein Vater würde das nicht erlauben. Ich rede mit ihm. Du weißt doch, wie gern ihn die Leute haben.« Er grinste. »Vielleicht kannst du bei uns leben. Wir könnten immer zusammen spielen.«
Timmos Vater war der Holzmacher, der die wundersamsten Dinge herstellen konnte. Einmal hatte Kiara gesehen, wie er ein Gestell aus dünnen Holzstäben gebaut hatte und es mit Stoff bespannte. Das hatten sie an einen langen Faden gebunden und es ist geflogen. Stundenlang hatte Kiara dieses merkwürdige Ding im Himmel über dem Dorf bewundert. Es war Zauberei gewesen.
Im Kindle-Shop: Hüterin der Steine: Die graue Stadt. Mehr über und von Tassina Daniels auf ihrer Website.
Labels: Fantasy, Tassina Daniels
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