'Projekt Optarmis: Gesamtausgabe' von Gerd Hoffmann
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Dies ist das Leben, das eine Anzahl Kinder und Jugendliche führen, deren Eltern den Fehler begangen hatten, sich in die Hände von Professor Bergström und seinem medizinischen Institut zu begeben. Als Jahre später ein Einsatz fehlschlägt, wird das Projekt Optarmis für gescheitert erklärt. Durch einen glücklichen Zufall gelingt es zwei Jugendlichen aus dieser Versuchsreihe, ihren Häschern zu entkommen.
Doch die Männer und Frauen, die hinter diesem Projekt stehen, sind nicht gewillt, Beweise für ihre Experimente am Leben zu lassen. Nach vielen Jahren auf der Flucht sehen die beiden jungen Erwachsenen eines Tages die Chance, ihre Verfolger endlich abzuschütteln. Doch ihre Vergangenheit lässt sie so schnell nicht los.
Diese Gesamtausgabe enthält die Einzeltitel "Ascension", "Eugenoi" und "Morituri".
Leseprobe:
Das Restaurant war, wie immer um die Mittagszeit, gut besucht. Es war bei allen Altersklassen beliebt, da die Besitzer große und qualitativ ansprechende Portionen zu günstigen Preisen anboten. Auch der junge Mann, der gerade an einem Fensterplatz saß und in einer Zeitschrift blätterte, war nicht zum ersten Mal Gast in diesem Lokal. Dennoch hätte keiner der anderen Stammgäste sagen können, dass ihnen an dem Mann etwas Besonderes aufgefallen wäre. Mittelgroße Statur, dunkelblonde Haare, sportlich leger gekleidet, vielleicht Anfang bis höchstens Mitte zwanzig. Nur die Kellnerin würde aussagen, dass ihr seine Augen vom ersten Moment an aufgefallen wären. Sie hätten nicht zu seiner jugendlichen Erscheinung gepasst, sondern irgendwie hart und alt gewirkt. Der junge Mann legte die Zeitschrift auf den Tisch, nahm die vor ihm stehende Zitronenlimonade und ließ die kleinen Eiswürfel im Glas leise klirren. Gleichgültig warf er hin und wieder einen Blick durch das Fenster auf den Häuserblock schräg gegenüber. Schließlich schloss er die Illustrierte, trank seine Limonade aus und legte ein paar Geldscheine auf den Tisch.
»Bis morgen!«, tönte der Abschiedsgruß der Kellnerin hinter ihm her.
Grüßend hob der Mann eine Hand, bevor er das Restaurant verließ. Vor der Tür wandte er sich nach rechts und folgte der Straße, ohne sich noch einmal umzudrehen. Es war wieder einmal an der Zeit.
***
»Darf es sonst noch etwas sein?«
»Nein danke, das wäre dann alles!«
Die junge Verkäuferin hinter dem Tresen packte der Kundin das verlangte Brot in eine Papiertüte, nahm das abgezählte Geld in Empfang und wünschte der Frau noch einen schönen Tag. Sie blickte der Kundin hinterher, bis diese die Ladentür hinter sich schloss, und lauschte dem Klang der Türglocke nach. Sie mochte diesen Job. Obwohl sie den zwanzigsten Geburtstag noch nicht erreicht hatte, hatte sie bereits mehr Arbeits- und Aushilfsstellen hinter sich, als so manch anderer, der mehr als doppelt so alt war. Und nur wenige waren so ruhig und friedlich gewesen. Mit ihrem Vorgesetzten Mr. Gruber, dem diese kleine Bäckerei gehörte, kam sie sehr gut aus. Er arbeitete hauptsächlich in der Backstube und überließ den Verkaufsraum komplett in ihrer Obhut, was ihr ausnehmend gut gefiel. Zufrieden sah sie sich in dem kleinen Raum um. Sie hätte nichts dagegen, wenn es noch recht lange so weitergehen würde. Sie hatte sich gerade umgedreht, um die Auslagen hinter sich ein wenig neu zu arrangieren, als sie in ihrem Rücken die Türglocke hörte. Mit einem für die Kunden reservierten freundlichen Lächeln drehte sie sich um. Doch als sie den Mann sah, der den Laden betreten hatte, gefror das Lächeln auf ihren Lippen.
»Wir müssen los!«
Mehr sagte er nicht, doch sie begriff auch so, dass ihr kleiner Wunsch von vorhin nicht in Erfüllung gehen würde. Ohne ein weiteres Wort zog sie den Arbeitskittel aus, den sie über ihrer Kleidung trug, und folgte dem Mann auf die Straße.
»Können wir noch in unsere Wohnung, Cid?«, fragte sie ihren Begleiter, der aber den Kopf schüttelte.
»Nein, Jessica, sie beobachten den Eingang. Wir müssen sofort verschwinden. Ich habe drei Teams gezählt und wer weiß, wie viele noch in der Nähe der Stadt stationiert sind oder in Bereitschaft gehalten werden.«
Sie gingen zügig, aber nicht so schnell, dass es auffällig gewesen wäre, durch kleinere Straßen und Nebengassen in Richtung Bahnhof.
»Meinst du nicht, dass sie auch den Bahnhof überwachen?«, fragte die Frau besorgt. »Du erinnerst dich doch noch bestimmt an Salt Lake City, oder? Wir sind nur ganz knapp entkommen und auch nur, weil wir ausnahmsweise einmal das Glück auf unserer Seite hatten.«
»Natürlich erinnere ich mich noch daran!«, erwiderte Cid halb entrüstet. »Aber damals haben sie auch acht oder noch mehr Teams eingesetzt. Diesmal sind es anscheinend bedeutend weniger Agenten, die mit der Observierung beschäftigt sind. Sie wissen wohl nicht genau, ob wir tatsächlich in dieser Stadt sind.«
»Vielleicht hat Ascension auch nicht mehr genug Geld übrig und muss deshalb sparen«, versuchte die Frau, einen kleinen Witz zu machen.
Der junge Mann ging auf diese Bemerkung nicht ein, sondern spähte um eine Häuserecke. Dort am Ende der Straße lag der Bahnhof. »Die Luft ist rein«, sagte er nach einer kleinen Weile. »Ich kann keine Agenten ausmachen.«
Zügig, aber trotzdem unauffällig nach allen Seiten spähend, gingen sie die Straße hinunter und betraten das Bahnhofsgebäude.
»Kannst du irgendetwas Verdächtiges hören?«, erkundigte sich Cid in der Bahnhofshalle, während er den Fahrplan studierte.
Die Eugena schloss die Augen, als ob sie sich besonders konzentrieren wollte. Nach einer Weile entspannte sie sich und öffnete wieder ihre Augen. »Nein, Cid, keine verdächtigen Gespräche oder Signale. Auch kein Hubschrauber in der näheren Umgebung.« Der Mann stieß einen kleinen, erleichterten Seufzer aus. »Wahrscheinlich haben wir gerade noch einmal Glück gehabt.« »Klar, wir haben wirklich unheimliches Glück gehabt!«, erwiderte Jessica mit nicht zu überhörender Verbitterung in der Stimme. »In unserer Wohnung liegen all die Kleinigkeiten, die wir in den letzten vier Monaten gekauft haben, und die wir nicht mitnehmen können. Wir müssen schon wieder vor diesen Schweinehunden davonlaufen und erneut versuchen, für ein paar Wochen oder Monate irgendwo unterzutauchen. Das würde ich auch auf jeden Fall als Glück bezeichnen. Cid, ich habe es einfach so satt!«
Der Mann legte ihr tröstend einen Arm um die Schultern. »Ich weiß, mein kleines Schwesterchen, ich weiß. Mir fällt es auch nicht leicht, diese Stadt zu verlassen. Ich hatte gerade angefangen, mich hier irgendwie heimisch zu fühlen. Aber was gibt es denn für Alternativen? Wenn sie uns schnappen, landen wir wieder bei Ascension - falls sie uns nicht sofort liquidieren. Und wenn sie uns lebend gefangen nehmen ... du weißt, was diese Schweine mit uns anstellen würden!«
»Ich weiß es«, seufzte die Frau leise. »Wie könnte ich jemals vergessen, was sie mit unseren Freunden ... es ist ja nur so ... Ich dachte, nach all den Jahren würden sie endlich einmal mit der Suche aufhören und uns in Ruhe lassen! Jedes Mal, wenn ich für ein paar Wochen keinen von diesen Agenten zu Gesicht bekomme, dann hoffe ich, dass sie es endlich aufgegeben haben.«
»Sie werden nie aufgeben, Jessica!«, erwiderte der Mann bitter. »Wir sind viel zu gefährlich für Ascension! Wenn herauskommt, was diese Verbrecher alles mit uns ...«
Er brach ab und deutete stattdessen auf die Anzeigetafel, auf der der nächste Zug angekündigt wurde. »Den können wir nehmen. In fünfzehn Minuten sind wir hier weg und auf dem Weg nach Charlotte. Dort steigen wir aus und suchen uns eine Unterkunft für die Nacht.«
Während die Frau noch Cid hinterherblickte, der zum Schalter ging, um zwei Fahrkarten zu kaufen, drang etwas Beunruhigendes an ihr Ohr. Satzfetzen, Funkgeräusche, Wörter. Sie waren hier, auf dem kleinen Vorplatz am Bahnhof. Sie wussten Bescheid. Ascension wusste, dass sie hier waren! Rasch ging sie Cid entgegen, der gerade mit den Fahrkarten vom Schalter zurückkehrte.
»Sie sind hier. Sie warten noch auf Verstärkung, bevor sie uns schnappen wollen!«
Alarmiert spähte der Mann durch die Scheiben der Ausgangstür nach draußen. »Zwei Typen an einem blauen Chrysler, die sich höchst unauffällig die Gegend ansehen«, meldete er Jessica das Ergebnis seiner Untersuchung.
»Damit entfällt wohl die kleine Zugfahrt, die wir unternehmen wollten«, sagte die Frau ironisch. »Auf dem Parkplatz hinter dem Bahnhof können wir uns bestimmt einen kleinen Wagen organisieren und von hier verschwinden.«
Jessica wollte schon den Bahnhof in Richtung Parkplatz verlassen, als Cid sie zurückbeorderte.
»Wir brauchen auch Waffen. Sie werden uns bestimmt verfolgen.«
»Hast du irgendwo ein Waffenversteck, von dem ich nichts weiß?«
Cid schüttelte bedauernd den Kopf und deutete mit seinem Daumen in Richtung Ausgang. »Ich kenne aber zwei Herren, die uns bestimmt gerne ihre Waffen überlassen werden.«
»Was drückst du dich heute wieder gewählt aus, Cid«, musste die Frau trotz der unangenehmen Lage schmunzeln.
Als sie an der Ausgangstür angelangt waren, warf sie einen Blick auf den Chrysler und merkte, wie das Adrenalin langsam in ihr hochkochte. »Vorsichtig oder draufgängerisch?«, fragte sie ihren Bruder.
»Draufgängerisch! Sie werden vermutlich wissen, wie wir ungefähr aussehen und ich möchte keine Zielscheibe abgeben.«
Jessica nickte zum Zeichen ihres Einverständnisses. »Auf drei! Eins ... zwei ... drei!«
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Labels: Bücherbord, Gerd Hoffmann, Science Fiction, SciFi, Thriller
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