22. Juni 2018

'Elysis' von Karolyne Stopper

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
416 v. Chr.: Die schöne und selbstbewusste Spartanerin Lais und die schüchterne Athenerin Elysis treffen sich das erste Mal in Delphi. Von da an wird ihr Schicksal miteinander verknüpft sein. Denn Lais verfolgt finstere Pläne.

In Olympia beginnt nicht nur ein Spiel um Freundschaft und Verrat, sondern auch um die Liebe eines Mannes.

Eine romantische Geschichte aus dem antiken Griechenland.

Die 91. Spiele von Olympia und Elysis darf nicht einmal zusehen – dabei nimmt ihr großes Idol Alkibiades daran teil.

In der Zeit des berühmten Sokrates und einem Moment des Friedens zwischen Athen und Sparta überwindet eine Liebe alles.

Leseprobe:
Nikos hatte sie bald nur mit Desmona weitergehen lassen. Schon nach wenigen Metern hatte er mit einer seiner hochgeschnürten Sandalen gegen einen kleinen Stein gekickt und sehr missmutig ausgesehen.
„Was ist, Nikos? Kommst du weiter? Dort hinter der Mauer beginnt schon der Heilige Hain!“
Einen Moment druckste er herum, dann fragte er geradeheraus:
„Kannst du von hier aus nicht mit Desmona weitergehen? Wir können uns am Eingang in den Tempelbezirk dort vorne wiedertreffen. Ich würde so gerne nochmal hinüber zum Lager der Athener gehen. Bitte, Elysis!“
Sie blieb stehen und musterte ihn strafend.
„Hat es etwas mit Alkibiades zu tun?“
„Vielleicht kann ich mir die Pferde ansehen? So nett, wie er vorhin war, darf ich das bestimmt!“
Er sah sie mit großen fragenden braunen Augen an. Am liebsten wäre sie mit ihm dorthin gegangen. Aber es ging nicht. Jedenfalls nicht für sie.
„Na dann geh ruhig, Nikos! So oft sind wir ja nun auch nicht in Olympia. Aber versprich mir, wenn du ihn siehst, dass du mir alles von eurem Treffen erzählst!“
„Danke, Elysis. Auf dich ist Verlass!“, strahlte er sie an, drehte sich um und ging eiligen Schrittes davon. Elysis sah ihm gedankenvoll nach. Er war gewachsen in der letzten Zeit und seine langen Beine in dem knielangen, hellen Chiton waren eher schlank als muskulös. Ihr Bruder war ein guter Läufer, schnell und ausdauernd. Aber sein Herz schlug besonders für das Wagenrennen.
„Komm, Desmona. Und kein Wort zu Vater, ja?“
Die kleine, rundliche Frau murmelte ein verschlucktes:
„Aber dass ihm nichts passiert. Was sich hier so alles an Volk herumtreibt!“
Sie folgten einem ausgestampften Pfad in Richtung des Heiligen Haines. Als sie in den Tempelbezirk traten, registrierte Elysis die vielen verschiedenen Händler, die am Rande ihre Waren feilboten. Ziegenkäse und Brotfladen, Olivenöl und elegante Töpferwaren. Verdünnter Wein, der angeboten wurde, oder Bronzearbeiten. In Honig getauchte Süßigkeiten und andere lecker duftende Köstlichkeiten. Es machte richtig Appetit. Elysis wandte rasch ihren Blick von ein paar einladenden Kringeln ab. Rumpelnde Esel und Ochsenkarren waren ihnen außerhalb dieses Bezirkes begegnet, die unablässig Waren nach Olympia brachten. Viele Menschen waren hier unterwegs. Ihre Sklavin Desmona folgte murrend Elysis’ schnellen Schritten. Es war so aufregend, das Ganze hier zu sehen. Sie, Elysis, war Gast bei den 91. Spielen in Olympia. Und auch, wenn es hier ein wenig fremder zuging als in Athen, war es doch auch ähnlich.
„He, junge Frau“, krächzte eine ältere, gebeugte Händlerin ihr zu.
„Kommst du aus Athen?“
Elysis nickte und blieb einen Moment stehen.
„Woher weißt du das?“
„Das sieht man. An deinem Gewand, den Streifen unten darauf. Trägt man nur in Athen. Koste mein Gebäck, süß wie Honig und weich wie Ambrosia. Na, nun nimm schon! Ist zum Probieren umsonst.“
Zögernd nahm Elysis das kleine Gebäck entgegen, das die schwarzgekleidete Alte ihr reichte. Sie schnupperte daran und – da es appetitlich roch und aussah – schob sie es schließlich in ihren Mund. Es schmeckte wirklich gut.
„Lecker“, lobte sie und die Alte zeigte ein fast zahnloses Grinsen.
„Nicht wahr? Macht drei Athener Münzen!“
„DREI …“ Elysis verschluckte sich und musste beinahe husten.
„Du sagtest doch, dass es umsonst ist!“
„Zum Probieren, ja. Aber du hast es gegessen. Nicht probiert. Ist ein Unterschied!“
Fordernd streckte sie ihre Hand aus.
„Nun mach schon oder soll ich hier verkünden, dass die Athener alle Zechpreller sind?“
Und sogleich streckte sie sich lang und begann zu zetern:
„Schaut euch das nur an! Eine Athenerin zahlt einer armen Frau nicht für ihre Backwaren. Bei Demeter, so geht sie mit uns um!“
Ein dunkelhaariger Verkäufer von seltsam geformten Steinkrügen schnaubte förmlich wie ein Stier.
Elysis wollte gerade zu ihrer Verteidigung ansetzen, als sich eine kühle Hand auf ihre Schulter legte. Sie vernahm den Geruch von Orangenblüten und Ambra und gleich danach die perlende Stimme einer schönen Frau, die neben sie trat und ihre Hand zwar von ihrer Schulter nahm, sie aber beschwörend ansah.
„Drei Athener Münzen willst du? Sind dir die Münzen aus Athen wertvoller als eine Bezahlung aus Sparta?“ Ihre Stimme klang dermaßen bestimmend und hoheitsvoll, dass die Alte sofort verstummte. Ihre Augen glitten über das seidige, helle Gewand der schönen Lais.
„Wollt Ihr auch probieren?“, fragte sie listig.
„Willst du versuchen, mich übers Ohr zu hauen?“, fragte Lais schneidend nach. „Ich bin die Frau von Knochos!“
Das runzelige Gesicht der alten Frau färbte sich mit einem Mal weiß.
„Knochos. Ach so. Ich habe Euch nicht gleich erkannt. Hier, nehmt eine ganze Hand voll von meinen Backwaren. Bester Honig und feinstes Gebäck. Nehmt, nehmt, soviel Ihr wollt!“
Aufreizend langsam streckte Lais ihren Arm aus und nahm eine der kleinen Süßigkeiten aus der Hand der Frau. Ebenso langsam schob sie diese in den Mund und schloss die Augen.
Die alte Frau wartete beinahe zitternd darauf, wie es weiterging. Knochos war bekannt, nicht erst seit der kurzen Zeit, die er hier war. Ein Krieger, der wohl direkt aus dem Hades kam. Mit Schultern wie ein Stier und Armen so breit wie das Bein eines kräftigen Mannes. Gestern erst hatte er einen Mann zu Boden geschlagen, der ihm nur im Weg stand. Knochos wurden beim Wettkampf im Pankration, dem Allkampf, gute Chancen eingeräumt. Das war ein Kampf wie auf Leben und Tod, bei dem man den Gegner so lange treten, mit bloßen Händen würgen, schlagen und malträtieren konnte, bis dieser aufgab oder nicht mehr in der Lage war, sich zu wehren.

Im Kindle-Shop: Elysis.



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