23. Dezember 2017

'Lieferung aus Himmelpfort' von Lutz Schafstädt

Der kleine Moritz macht einen Herbstausflug nach Himmelpfort zum Weihnachtsmann. Neben der Vorfreude auf seinen Gegenbesuch beginnt er, sich über das Geben und Nehmen zum Fest Gedanken zu machen ...

Die ganze Kurzgeschichte auf Wattpad: Lieferung aus Himmelpfort

So fängt die Geschichte an:
Der Weihnachtsmann wohnt in Himmelpfort. Für den kleinen Moritz gab es daran keinerlei Zweifel, denn er hatte sein Haus mit eigenen Augen gesehen. In echt. Das war bei einem Sonntagsausflug im Herbst.
Moritz empfand die Fahrt zum Weihnachtsmann nicht einmal als besonders weit. Im schuckelnden Auto war er schläfrig geworden und fast im nächsten Moment zogen vor dem Fenster statt Häuserzeilen Bäume vorbei. Berlin war weg, der Wald war da. Schon bald sagte Papa: "Schaut mal, das Ortsschild. Himmelpfort. Wir sind angekommen."
Moritz hielt gespannt Ausschau, doch sie fuhren durch ein gewöhnliches Dorf mit normalen Häusern und alltäglichen Leuten. Wichtel, Elfen und andere Helfer des Weihnachtsmanns wohnten hier bestimmt nicht.
Das Haus vom Weihnachtsmann war auch nicht gleich zu sehen. Zwei Mal um die Ecke herum, auf dem Hof. Moritz besah sich das Häuschen ungläubig. Das hatte er sich anders vorgestellt. Märchenhafter. Er war nicht enttäuscht, es war nur anders oder eben gerade nicht anders. Ein Haus wie jedes andere, dabei klein und alt und nur ganz wenig hübsch.
An der Giebelseite war eine Bühne, leider leer. Vor dem Eingang standen Tische und Stühle, dort saßen Leute bei Kuchen und Kaffee. Der Weihnachtsmann hatte viel Besuch. Er musste ein auch bei Erwachsenen sehr beliebter Mann sein. Die Tür zum Haus stand offen, drei Stufen führten hinauf, drinnen war es hell. Hier wohnte er also. Moritz griff nach Mamas Hand und hielt den Atem an. Ganz feierlich war ihm zumute.
"Er ist nicht da", sagte eine Frau, die ihnen entgegen kam um ihm sein Zögern wohl an der Nasenspitze angesehen hatte. "Das Postamt öffnet erst nächste Woche."
Moritz war erleichtert. Er fand es viel besser, erst einmal nur zu schauen. Doch stimmte es auch? Von der Türschwelle der Weihnachtsstube aus sah er sich um. Direkt gegenüber war sein großes Bett. Es war ordentlich gemacht und Stiefel standen davor. Seinen Sommerschlaf hatte er also schon beendet. Ein mächtiger Schreibtisch stand da, vor dem Kamin, mit einem großen Telefon darauf und einem Bild von sich selbst. Darauf sah er aus, wie Moritz ihn sich vorstellte: mit Rauschebart, roter Mütze und freundlichem Gesicht. Neben dem Schreibtisch am Ofen stand ein gemütlicher Sessel. Überall lagen Geschenke und Päckchen herum. Schlitten, Eisenbahn, Schaukelpferd, Puppen, Bücher. An die Wände waren Bilder von fleißigen Wichteln gemalt. Alles deutete auf emsige Betriebsamkeit, die Vorbereitungen für das Fest hatten bereits begonnen.
An einem kleinen Tisch neben der Tür saß ein Mädchen und malte ein Bild. Moritz wollte auch einen Wunschzettel machen, doch Mama schlug vor, erst einmal spazieren zu gehen und es auf später zu verschieben.
Der Weihnachtsmann wohnte auch draußen sehr schön. Er hatte eine große Wiese, einen Spielplatz und sogar einen See mit eigener Anlegestelle für Schiffe. Selbst eine Kirche hatte er, an deren Rückwand von Efeu verwunschene Mauerbögen klebten. Und es gab ein Steinlabyrinth, dessen Spirale Moritz entlanglief, bis zur Mitte und wieder zurück.
Danach war der Tisch in der Weihnachtsstube frei. Während die Eltern draußen Kaffee tranken, machte Moritz sich an die Arbeit. Er malte eine Feuerwehr, rotlackiert mit schwarzer Leiter und blauer Rundumleuchte auf dem Dach. Ob der Weihnachtsmann es erkennen würde? Zur Sicherheit schrieb es Mama dazu: "Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir ein Feuerwehrauto. Dein Moritz." Sie schrieb noch mehr, die Adresse, wie sie sagte. Es könnte doch sein, dass der Weihnachtsmann ihm antworten wollte. Na, das wäre ja was! Sorgfältig gefaltet rutschte der Brief in den Postkasten, der von einem geschnitzten Wichtel bewacht wurde ...

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Mehr über und von Lutz Schafstädt auf seiner Website.



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