7. Januar 2019

'Gewitter im Gehirn: Mein Leben mit Epilepsie' von Joachim Tritschler

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Website Joachim Tritschler
Mein Leben mit Epilepsie. Es beginnt in frühster Kindheit, als medizinische Fachkenntnisse noch fehlten und wirksame Medikamente Mangelware waren.

Das Buch beschreibt, wie diese Krankheit Höhen und Tiefen des Lebens immer wieder beeinflusst und extreme Auswirkung auf Charakterbildung und Psyche hat. Dank der medizinischen Entwicklung und durch den Rückhalt der Familie ist dennoch ein halbwegs normales Leben möglich geworden.

Wie, das erzählt Joachim Tritschler in diesem Buch. Es soll anderen Betroffenen helfen, mit dieser Krankheit umzugehen und es auf ihre Weise zu verarbeiten.

Leseprobe:
Beginn in der Kindheit
Begonnen hat alles im Sommer im Alter von etwas über zwei Jahren. Wie ich aus ersten Erzählungen meiner Eltern weiß, flog gerade ein Düsenjäger des benachbarten Geschwaders Immelmann im Tiefflug über das Haus.
Ich saß zu dieser Zeit spielend im Sandkasten unter der Linde im Gasthaus Salmen.
In den ersten Lebensjahren war ja der Salmen, das jetzige Schwanitzhaus, mein Elternhaus, bis das eigene Haus meiner Eltern fertig war.
Mutti war zu dieser Zeit auch etwas angeschlagen, weil sie das erste Kind bereits nach wenigen Tagen verloren hatte, und das zweite ja auch nicht gesund war.
Und nun musste man als Eltern für das Kind Hilfe finden, und das mit einer Krankheit, die offensichtlich wenig erforscht war, und über die man nur sehr wenig wusste.
Im Alter von drei Jahren kam ich in den Kindergarten und da habe ich auch Bibus kennengelernt. Irgendwie war schon damals auch ohne viele Worte klar, das ist ein Mensch, der dich versteht, und das, obwohl wir noch kleine Kinder waren.
Problematisch während dieser Zeit waren für Vati und Mutti wohl die vielen Arztbesuche bei unterschiedlichen Ärzten, um Hilfe zu finden. Da man über die Krankheit recht wenig wusste, war es natürlich auch schwer, geeignete Medikamente zu finden, die dann auch noch helfen. Es war deswegen normal, dass die Medikamente und die für Kinder notwendige Dosis ständig wechselten.
Als Kind war ich froh um jeden Tag, wo wenig passierte, und hoffte darauf, dass man endlich Medizin findet, die auch hilft.
Besonders schlimm war der erste Besuch bei einem neuen Neurologen im Alter von ungefähr vier Jahren.
Es klingelt mir heute noch in den Ohren, als der Arzt zu Vati sagte, der Junge soll am besten kein Fahrrad fahren, weil da die Verletzungsgefahr zu groß ist, wenn einmal was passiert. Und schwimmen lernen soll er auch nicht, weil, wenn da was passiert, dann stirbt er.
Vati war aber in dieser Hinsicht ein besonderer Mensch, der wollte, dass ich unbeschwert aufwachse und auch selbstständig werde.
Er hatte wohl sofort gemerkt, dass ich zu weinen begann, als der Arzt das erzählte. Als wir wieder draußen waren, sagte er zu mir, so und jetzt kaufen wir dir ein Fahrrad. Dein Dreirad ist ja sowieso zu klein. Und das Schwimmen lernst du bei mir. Und wie immer hat er konsequent alles umgesetzt, was er gesagt hat.

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