'Der Strandhexenmord: Ostseekrimi' von Ulrike Busch
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Während die Ermittlungen laufen, sind die Kidnapper weiterhin aktiv – auf eine Weise, die niemand zu deuten versteht. Molly Bleck und Malte Graf von der Soko Mysterious geraten unter Druck. Da geschieht auf der Nordermole ein Mord.
Band 2 der Reihe ‚Ein Fall für Molly Bleck‘. Jeder Band behandelt einen in sich abgeschlossenen Kriminalfall. Doch ein Geheimnis um Mollys Privatleben, das im Mordfall von Band 1 "Der Herzmuschelmörder" eine wichtige Rolle spielt, setzt sich in Band 2 fort. Daher empfiehlt es sich, mit dem ersten Teil zu beginnen.
Anleser:
Molly und Malte trafen Heiko Bleeken vor seinem Haus an. Er kniete im Vorgarten vor einem Stück Rasen, der mit Ziegelsteinen eingefasst war und auf dessen Mitte ein Tontopf mit blühenden Blumen stand. Er hielt eine Schere in der Hand.
Während Molly am Straßenrand parkte, stierte Malte den Mann fassungslos an. »Sag bloß, der schneidet den Rasen mit der Nagelschere«, raunte er Molly zu.
»Zuzutrauen wäre es ihm, so penibel gepflegt, wie das Haus und der Garten wirken. Mir scheint, alles, was er macht, hat System.«
»Was in diesem Fall nicht unbedingt für ihn spricht«, sagte Malte. »Oder doch: für ihn als Täter.«
»Lass ihn das bloß nicht hören.« Auch Molly sah zu dem Mann hinüber.
Er hob den Kopf, winkte ihnen zu und erhob sich.
Molly holte noch einmal tief Luft. »Also los.« Entschlossen öffnete sie die Wagentür.
»Moin, Herr Bleeken. Können Sie noch einmal fünf Minuten für uns erübrigen?«
»Wenn es um meine Tochter geht, immer. Ich hoffe, Sie bringen gute Nachrichten mit.«
Breitbeinig blieb er vor ihnen stehen, die Schere in der Hand, und versperrte den Weg ins Haus.«
Molly verspürte ein Kribbeln im Nacken. »Dürfen wir uns wieder auf die Terrasse setzen?«
Bleeken zögerte. Dann legte er die Schere auf einen Stein. »Ja, natürlich.« Er führte sie ums Haus herum zur Terrasse. »Wenn ich erfahren dürfte, worum es geht? Sie werden verstehen, ich werde ungeduldig. Der Zustand, in dem ich lebe, kann nicht ewig andauern. Das halte auch ich mit meinen stärkeren Nerven nicht aus.«
»Stärker als was?«, fragte Molly geradeheraus.
Heiko zuckte mit dem Kopf. »Stärker als die Nerven meiner Frau. Was wir führen, ist doch ein Nervenkrieg, oder nicht?«
Malte beugte sich interessiert zu ihm vor. »Sie sind immer noch davon überzeugt, dass Ihre Frau Jule verschwinden lassen hat?«
Heiko ging auf die Frage nicht ein. »Lassen Sie uns endlich zur Sache kommen. Ich meine das ernst mit meiner Ungeduld. In der Nacht tue ich kaum ein Auge zu. Also bitte.«
»Jule wird es zurzeit nicht besser ergehen als Ihnen«, erwiderte Molly schnippisch und präsentierte ihm gleich darauf die Frage, die sie hierhergetrieben hatte. »Sie wissen, dass Ihre Frau über ein Dating-Portal einen neuen Partner sucht.«
Heiko warf den Kopf zurück und lachte verächtlich. »Das ist es, weshalb Sie hergekommen sind.« Er rieb sich die Nase. »Ja, ich weiß davon. Jule hat sich mal verplappert, und ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich habe ihr ein paar Fragen gestellt. Es geht schließlich auch mich etwas an, mit wem meine Tochter zwangsläufig Umgang hat. Als verantwortungsvoller Vater bin ich natürlich besorgt.«
»Weshalb?«, fragte Molly, verärgert über Bleekens Hochnäsigkeit. Traute er Mieke nicht zu, einen geeigneten Partner zu finden?
Heiko wiegte den Oberkörper hin und her, als wären es schwere Worte, die er gerade abwägen musste. »Meine Frau ist ein bisschen labil, und durch die gescheiterte Ehe ist sie gefrustet. Wenn sie an den Falschen gerät ...«
»Tut es Ihnen selbst nicht weh, dass Ihre Frau sich nach einem anderen Mann umsieht?«, fragte Molly bewusst provokant. Heiko Bleeken war ein gefasster, überlegter Mensch. Sie musste ihn aus der Reserve locken, damit er seine wahren Gefühle zeigte.
Er verzog die Lippen zu einem bemühten Lächeln. »Als Vernunftmensch denke ich, man sollte erst einmal die gescheiterte Beziehung verarbeiten, bevor man eine neue beginnt. Und Mieke steckt nach unserer Trennung noch mitten in der Problembewältigung. Da lässt man sich schnell auf eine Verbindung ein, die im ersten Moment schmeichelt, im zweiten oder dritten Augenblick aber auch wieder scheitern kann.«
»Davor möchten Sie Ihre Ex-Frau bewahren?«, fragte Malte und grinste Heiko herausfordernd an.
»Meine Ex-Frau ist mir egal«, erwiderte Heiko kühl, »aber nicht meine Tochter. Die möchte ich davor bewahren, sich innerlich mit einem Stiefvater vertraut zu machen, der bald wieder verschwindet. Wie soll mein Kind diesen ständigen Wechsel verkraften?«
Da war ein Motiv! Molly nickte zufrieden.
»Sie sorgen sich sehr um Ihr Kind. Sie möchten es beschützen.«
Heikos Miene erstarrte. Der Mann war nicht dumm. Er hatte ihre Gedanken durchschaut.
Er schwieg.
Bilder sausten durch Mollys Hirn. Bis zur Trennung hatte die ganze Familie in Heiko Bleekens Haus gelebt. Jule hatte ihr Zimmer nach der Scheidung der Eltern behalten. Sie hatte ihren festen Platz in Heikos Leben.
»Was ist, wenn Mieke einen Mann kennenlernt, der in München wohnt, in Dresden oder in Saarbrücken? Haben Sie Angst, Ihre Ex-Frau könnte mit Jule in eine andere Stadt ziehen?«
»Die Besuchszeiten sind gerichtlich geregelt.«
»Das mag sein. Aber wenn Ihre Tochter weit von hier wegzieht, wie oft würden Sie das Kind dann sehen?«
Heiko durchbohrte Molly mit seinen Blicken. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Aber ich war es nicht. Ich habe meine Tochter nicht entführt.«
Malte sprang ein, während Molly über den nächsten Schritt nachdachte. »Dürfen wir Jules Zimmer sehen?«
»Jules Zimmer?« Heiko sah sich im Garten um.
Nichts war hier, was in diesem Moment von Belang gewesen wäre. Kein Rasensprenger, den er hätte ausschalten müssen. Keine frisch gewaschene Wäsche, die er vor einem Regenguss von der Leine hätte nehmen sollen. Der Mann brauchte Zeit zum Überlegen.
Blick ins Buch (Leseprobe)
Labels: Krimi, Ulrike Busch
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