13. April 2021

'Ein Auftrag kommt selten allein' von Maria Resco

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
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Nina Thaler platzt fast vor Stolz, als sie mit ihrem Büroservice den Schritt in die Selbstständigkeit wagt. Jetzt fehlen nur noch ein paar lukrative Aufträge. Freundin Britta, reich verheiratet und stets gelangweilt, sagt ihre volle Unterstützung zu, Nina aber sieht das mit gemischten Gefühlen. Einerseits verfügt Britta über jede Menge vielversprechender Kontakte, andererseits mischt sie gerne mit, und meistens leider mehr als nötig.

Als die erste Anfrage ausgerechnet von der neureichen Familie kommt, mit der Britta im Clinch liegt, steckt Nina in der Zwickmühle. Sie kann es sich unmöglich leisten, den Auftrag auszuschlagen, Loyalität hin oder her. Kurzerhand sagt sie zu, Britta muss ja nichts davon erfahren. Doch diese kleine Schwindelei bringt sie mehr und mehr in die Bredouille. Wie hätte sie auch ahnen können, dass Britta ihr einen Auftrag nach dem anderen zuschustert, weil sie glaubt, Nina habe nichts zu tun? Da ist Kreativität gefragt.

Anleser:
»Nina, du sollst zum Chef.«
Überrascht blicke ich von meinem aufgeräumten Schreibtisch auf, als Camilla, meine liebenswerte, aber vollkommen unorganisierte Kollegin mir diese Nachricht übermittelt. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, als mir die Tragweite dieser Mitteilung bewusst wird. Der Chef will mich sprechen! Der Chef! Ostermann! Persönlich! Ich schnappe nach Luft, während ich schon vor mir sehe, wie er von seinem schwarzen Ledersessel aufspringt, als ich sein Büro betrete, und mich ehrfürchtig an den Besprechungstisch geleitet. Ich habe es verdient, ich habe mein Bestes gegeben! Ich habe das Chaos, das ich vor zweieinhalb Monaten übernommen habe, komplett umstrukturiert und in ein perfekt durchorganisiertes, idiotensicheres System verwandelt. Jetzt ist es so weit, die Mühe zahlt sich aus. In wenigen Minuten halte ich meinen unbefristeten Arbeitsvertrag inklusive Gehaltserhöhung, dreizehntes Monatsgehalt, Urlaubs- und Weihnachtsgeld in Händen. Diesmal ganz gewiss, ich habe ein megasupergutes Gefühl.
Ich stehe auf, schiebe meinen Rock zurecht, prüfe meinen Bob im Taschenspiegel und ziehe die Lippen nach.
»Wünsch mir Glück«, sage ich zu Camilla, dann werfe ich den Kopf in den Nacken, marschiere siegessicher den langen Flur entlang und klopfe an Ostermanns Bürotür.
»Ja, bitte!«
Ich straffe die Schultern nochmal, öffne die Tür und trete ein. »Sie wollen mich sprechen?«
»Frau Thaler, setzen Sie sich doch.« Er springt nicht auf, weist nur lax auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und macht sich nicht einmal die Mühe aufzublicken. Mit dem Montblanc-Füller in der Hand blättert er in der Korrespondenzmappe, die Camilla ihm gerade gebracht hat, und setzt hier und da seinen Friedrich-Wilhelm drunter.
Während er mich warten lässt, fast schon ignoriert, gleitet mein Blick suchend über seinen Schreibtisch. Ja, da liegt sie, meine Personalakte fett beschriftet mit Nina Thaler. Es geht tatsächlich um meine Zukunft. Erleichtert atme ich auf. Er blättert in der Korrespondenzmappe weiter, ich drücke die Knie aneinander. Das mache ich immer automatisch, wenn ich unter Anspannung stehe. Und gerade jetzt in diesem Moment ist meine Anspannung unermesslich groß. Am liebsten würde ich ihn unterbrechen und herausposaunen: »Ich bin mit allem einverstanden! Wo soll ich unterschreiben?«, doch alles, was meinem Mund entweicht, ist ein dezentes Räuspern.
Na endlich, er schraubt die Kappe auf den Füller, schließt die Mappe und blickt mich über seine Lesebrille hinweg an.
»Frau Thaler. Ich denke, Sie wissen, warum ich Sie hergebeten habe?«

Blick ins Buch (Leseprobe)

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