'Ein Grab unter Palmen: Nach einer wahren Begebenheit' von Lara Labchir
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„Mir doch egal, schließlich ist es ja mein Leben!“ ist hierzu die trotzige Meinung von Tinas Mama, die gegen jeden noch so gutgemeinten Ratschlag absolut immun ist: Tinas Mama will nämlich ihr Leben noch so intensiv wie irgend möglich auskosten, denn sie leidet an einem inoperablen Gehirntumor und hat nicht mehr viel Zeit.
Doch durch das Verhalten ihrer Mama lernt Tina etwas sehr Wertvolles für ihr eigenes Leben: Das Leben ist es wert, es bis zum bitteren Ende zu genießen! Denn es ist niemals zu spät, sich noch ein letztes Mal so richtig zu verlieben, sich in ein völlig neues Abenteuer zu stürzen und sein Leben noch einmal ganz von vorn anzufangen.
Tinas totkranke Mutter will unbedingt noch ein letztes Mal heiraten - ausgerechnet ein illegaler Macker aus Marokko soll es sein … Familienkrise!
Eine bewegende Familiengeschichte über die Liebesbeziehung einer totkranken Frau zu einem Ausländer, die mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat. Eine mutige Aussteigergeschichte mit einer abenteuerlichen Reise in ein unbekanntes Land und sogar ein Anhang mit persönlichen Originalfotos … Ein wirklich sympathisches und ehrliches Buch das zeigt wie das Leben so spielen kann!
Hinter dem Pseudonym Lara Labchir steht keine Geringere als Tina selbst, diejenige, die in diesem Roman als die Ältere von beiden Töchtern, die Liebesgeschichte ihrer Mama zu einem Ausländer erzählt und mit diesem Buch eine liebevolle Hommage an ihre leider viel zu früh verstorben Mutter geschaffen hat. Privat macht sich die charmante Augsburger Autorin, die Jahrgang 81 und als Kind eines indischen Vaters groß geworden ist, immer wieder aktiv für den Weltfrieden stark.
Anleser:
Meine Mama hatte ja immer schon eine Schwäche für ausländische Männer.
Schon als Kind verkleidete sie sich im Fasching immer gerne als Funk-Mariechen und tanzte wild zu ungarischer oder indianischer Musik. Das hatte mir zumindest meine Oma damals erzählt. „Keine Ahnung woher das Kind diese Leidenschaft hat. Von uns jedenfalls nicht!“ hatte Oma kopfschüttelnd dazu gemeint. (Das war wahrscheinlich auch der Grund warum sie sich wohl damals auch letztendlich in meinen Vater verliebt hatte, ein Inder, den sie dann sofort heiratete.)
Doch nach der Scheidung von meinem Papa (der kurz danach blöderweise auch noch an einem Unfall verstarb!) und dem Auszug ihres „Nesthäkchens“ (meiner um vier Jährchen, jüngeren Schwester, die mit einer Freundin eine WG gegründet hatte) war meine Mama plötzlich mit einem Schlag allein und sie musste sich wohl sehr einsam gefühlt haben.
„Na, das ist eben nun mal so“, versuchte meine Mama es mit Humor zu nehmen, „die Kinder werden eben erwachsen und haben das Recht auf ihr eigenes Leben und sicherlich bin ich nicht die einzige Frau auf der Welt, die jemals geschieden wurde. Das ist doch heutzutage modern ein Single zu sein!“
In dieser Zeit traf sie sich immer mal wieder hier und da mit ein paar Männern (meist waren es Südländer die etwas jünger als sie waren), aber es wurde nie etwas Ernsteres daraus.
„Das gibt sich schon wieder, sie ist halt bloß in ein tiefes Loch gefallen und muss jetzt einfach nur ihr Ego streicheln.“ war die Meinung meiner Oma zu ihren wechselnden Affären.
Dass meine Mama jedoch eines Tages aber auch noch einen Marokkaner anschleppen würde den sie dann unbedingt heiraten will, das hätten wir alle ihr allerdings wirklich niemals zugetraut!
Eigentlich fing alles ja damit an, dass die Ärzte bei meiner Mama schon seit längerem einen unheilbaren Gehirntumor festgestellt hatten und jeder von uns anders mit dieser Gewissheit umging. Während nämlich meine Mama auf einmal Angst bekam, dass ihr die Zeit davonrennen würde, machten meine Schwester und ich mir ständig Sorgen um sie sobald sie mal nicht ans Telefon ran ging oder wir sie nicht zu Hause antrafen. (Einmal hätten wir sogar fast noch die Polizei nach ihr suchen lassen, als sie mal wieder einige Nächte lang verschollen war!) Doch das hielt meine Mama keinesfalls davon ab noch einmal so richtig neu aufzuleben…
„Keiner weiß, wie lange ich überhaupt noch lebe. Ich muss eben mit der Krankheit leben und will mein Leben einfach noch ganz bewusst genießen. Also nervt mich nicht mit eurem ständigen und blöden Angstgemache! Ihr seid schließlich über Achtzehn und ich bin ein freier Mensch!“ ist ihre klare Ansage als ich eines Morgens bei ihr frühstücke. (Ich bin damals genau in der Wohnung gegenüber von Mamas Wohnung eingezogen, so dass wir Nachbarinnen geblieben sind und uns fast täglich gesehen haben.)
„Mama, ich verstehe dich ja. Es ist nur, dass wir uns halt Sorgen um dich machen.“ rede ich mit ruhigen Worten auf sie ein. Doch davon will sie nichts wissen.
„Schau mal wie viel ich abgenommen habe!“ meint sie jetzt stolz und steht auf, um mir ihre makellose Figur zu zeigen. „Ich passe mittlerweile sogar wieder in meine alte Lieblings-Jeans rein, die ich schon vor zwanzig Jahren so gern getragen habe. Toll, nicht?“
Sie dreht sich vor mich hin und her und setzt sich dann wieder lachend auf den Stuhl.
Ich schaue sie nachdenklich an, wie sie da so vor mir sitzt: Mitte Vierzig, blaue Kinderaugen, langes blondes Haar, zierlich und immer irgendwie happy. (Obwohl sie eigentlich vielmehr Gründe hätte alles andere als stets gutgelaunt zu sein…)
Obwohl ich mit meinen vierundzwanzig Jahren ja eigentlich die Jüngere von uns beiden bin, wirkt sie auf mich mal wieder wie ein naives „Blondchen“, ein gebrechlicher Engel, der gerade dazu im Stande ist sich gutgläubig an jeden noch so kleinen Notnagel zu hängen und den man unbedingt vor den egoistischen Interessen böser Männer und gestörter Freaks beschützen muss.
„Erst gestern hat mich wieder so ein Typ auf Dreißig geschätzt! Der sah vielleicht super aus, sag ich dir! So richtig schön braungebrannt war der und diese schwarzen Augen erst, der Wahnsinn! Der wollte mich gleich mit in seine Bude nehmen und mit mir einen Kaffee trinken! Aber ich glaube, der war mir dann doch etwas zu jung.“ Sie kichert jetzt und ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen, dass ich ihre Begeisterung nicht teilen kann.
„Sag mal, Mama, du weißt aber schon dass der Kerl dir daheim nicht einfach nur seine Briefmarkensammlung zeigen wollte, oder?“ Etwas beleidigt schaut sie mich nun an.
„Meine Güte Tina, Kind, der fand mich eben attraktiv. Also ich fühle mich da schon geehrt, wenn mir ein junger Mann so ein Angebot macht.“ Ich rolle mit den Augen.
„Also ich würde mich ja alles andere als geehrt fühlen, wenn mich ein Fremder gleich in die Kiste ziehen will!“ (Vielmehr „billig“, aber das sage ich Mama natürlich nicht, ich will sie ja nicht kränken!) Wahrscheinlich hätte Mama noch etwas dazu gesagt, aber zum Glück klingelt in diesem Moment ihr Telefon. Es ist meine Oma, der sie sofort und noch dazu ganz stolz dieselbe Geschichte auftischt. Doch ich schätze, dass meine Oma die freche Anmache von Mamas ach so tollen Typen ähnlich wie ich sieht, denn auf einmal höre ich meine Mama lauthals in den Hörer brüllen: „Mama, ich habe zwei Kinder großgezogen! Glaubst du nicht, dass ich schon selbst weiß was ich so tue?“
Wütend knallt sie den Hörer auf die Gabel und schmollt. Ich seufze.
Blick ins Buch (Leseprobe)
Labels: Lara Labchir, Liebe
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