'Die Botschafter' von Andreas Kroll

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Große Echsen und geflügelte Schlangen fallen in das Reich der Menschen ein. Sie jagen Dorfbewohner und bedrohen Städte, greifen die Zwerge im Donnersteiggebirge und die Alben in ihren Walddörfern an. Die Schuppenmonster hinterlassen eine blutige Spur, bis sie sich im Herbst genauso unvermittelt zurückziehen, wie sie aufgetaucht sind.

Werden sie im nächsten Jahr zurückkehren?

Drei Botschafter – der Mensch Heinrich, die Albin Ketlin und der Zwerg Gillim – machen sich auf eine Reise voller Gefahren und unerwarteter Begegnungen, um die Riesen im Norden als Verbündete zu gewinnen. Noch ahnen sie nicht, dass eine Verschwörung in der Heimat einen Bruderkrieg unter den Menschen auslösen wird ...

Anleser:

Mit dem Frühling ist auch der Tod eingekehrt,
aus dem Westen kommt das Getier,
aus dem Westen – bald sind sie hier.

Mit Klauen und Zähnen und schuppenbewehrt
reißen sie Bauern und Vieh,
siehst du sie kommen, dann flieh!

1. Kapitel: Heinrich
Noch waren die anderen Botschafter nicht zu sehen. Das Pferd trat unruhig auf der Stelle. Windböen zerrten an laublosen Zweigen und ließen das Holz der alten Mühle stöhnen.
Hoffentlich gibt es keinen Sturm, dachte Heinrich. Er schwang sich von seinem Rappen, zog die Lederhandschuhe aus und kontrollierte den Sitz der Kettenkapuze. Er hatte sich gegen einen Waffenrock entschieden; stattdessen trug er ein langärmeliges Hemd aus gehärtetem Leder, besetzt mit eisernen Schuppen. Zwar war es leichter, aber zum Reiten unbequem. Allein die Hinreise würde mindestens drei Monde dauern.
Sein zweites Pferd, ein Lasttier, schnaubte und stieß Atemwolken aus. Heinrich schnürte die Satteltaschen fester, überprüfte Felle und Vorräte. Saß der Langbogen richtig? Waren die Hafersäcke trocken? Eigentlich waren die Handgriffe unnötig, denn alles war schon dutzendmal überprüft, aber sie halfen ihm, seine Unsicherheit zu überwinden. Er zog die Handschuhe wieder an und vertrieb sich die Zeit mit Schwertübungen. Die Luft schmeckte nach Frost.
Vertritt uns würdig, hatte sein Vater ihn ermahnt, sie blicken auf uns herab, halten uns für schwach. Doch was wusste der alte Herr schon von Alben oder Zwergen? Er war nie einem dieser Geschöpfe begegnet, abgesehen von dem Zwerg im Käfig vor zehn Sommern auf dem Marktplatz von Klingenstein.
[...]

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