'Wodka mit Grasgeschmack' von Markus Mittmann
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Ob in der Enge des Autos oder bei Schweinebauch und Kraut, immer erkennbarer wird das Erinnern zum Verstehen und die Fahrt zu einer Suche nach Grenzlinien, die nur auf dieser Entdeckungsreise überschritten werden können, jetzt und nur noch ein einziges Mal. Oder nie!
Eindringlich, bildhaft und voller Leben, in mitreißenden Gegensätzen, gewürzt mit entlarvendem Humor erzählt Markus Mittmann eine Geschichte von heute, wirft dabei die unausweichliche Macht der Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft in einen Topf und rührt kräftig um. Eine Geschichte, die bewegt, weil sie so tief in uns verwurzelt ist.
Es ist ein Friedensbuch, ein klares Plädoyer für ein unvoreingenommenes Miteinander der Menschen, unabhängig von Nationalitäten.
Anleser:
Eigentlich wünsche ich mir, dass alle Menschen glücklich sind, also selbst Menschen, denen ich in meinem ganzen Leben nicht begegnen werde. Weil mir überall diese Gekreuzigten auffallen, mit ihren alten und frischen Wunden, Narben sowieso. Du brauchst nicht tief zu graben, nur leicht zu kratzen und stehst metertief im Jammertal. Überall Absturzgeschichten, überall gleich. Und wenn es nicht um die Seele geht, ist es der Rücken, nächtlicher Harndrang oder die Angst vor Bakterien aus dem Weltall oder auf der Klobrille. Oder alles zusammen! Wirklich kein Wunder, dass sämtliche Seelenreparaturwerkstätten wegen Überfüllung schlecht zugänglich sind, selbst für Privatpatienten, obwohl sowieso niemand seine Macke jemals wegbekommen hat, wie eine gut ausgebeulte Blechdelle, sondern weiter damit durch die Welt läuft, nur vielleicht nicht mehr so sichtbar. Irgendwann einmal will ich ohne Vorsicht die Augen aufmachen.
Vielleicht hat diese Reise nie stattgefunden. Ich sitze auf der Rückbank eines gelben VW-Beetle und stoße mir den Kopf an der Heckscheibe. Sitzfarbe grau. Sitzflächen blau. Zweitürer. Im Ernstfall kommst du hier nie wieder heraus. Neben mir sitzt meine Mutter, der das Einsteigen auch nicht gerade leicht gefallen ist, mein Vater auf dem Beifahrersitz, mein Bruder am Steuer. Er ist nur drei Jahre älter als ich, jedoch haben diese drei Jahre gereicht, dass ich immer der kleine Bruder blieb. Klein in jeder Hinsicht, das betont er gern, jetzt ist er mein Chauffeur. Er schweigt und fährt auf der A 2 Richtung Osten. Der Motor brummt gleichmäßig. In der Blumenvase neben dem Lenkrad wackeln Kugelschreiber um die Wette. An diesem Vormittag. Alles in feiner Balance. Und alles kommt mir wichtig vor …
Blick ins Buch (Leseprobe)
Labels: Familie, Gegenwart, Markus Mittmann, Neu
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