21. Juli 2020

'Chwedlau Tywyll - Dunkle Märchen' von Nadja Losbohm

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Emotionen - sie sind vielseitig, vielschichtig und unbeständig wie das Wetter. Nicht immer herrschen Lachen und Fröhlichkeit, doch niemand gibt dies zu. Dabei haben viel mehr von uns mit finsteren Gedanken und dunklen Gefühlen zu kämpfen.

Deshalb befasst sich die Sammlung von düsteren Märchen mit eben diesen. Mit einem Hauch keltischer Mythologie, angesiedelt in einer längst vergangenen Zeit, aber aktueller denn je, beleuchten die abwechslungsreichen Kurzgeschichten so manchen Aspekt des Lebens, über den sich nur selten jemand traut zu sprechen, nicht vergessend, dass am Ende ein wenig Humor und ein Augenzwinkern der Seele guttun.

Den Abschluss der Anthologie bilden Anmerkungen der Autorin zu den Beweggründen für dieses Buch, der Entstehung der Geschichten, der Inspiration für die Themen und ehrliche Worte.

Anleser:
Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Das Schilfrohr, bedeckt von Eiskristallen, brach, als sie über es hinwegschritt. Die Spitzen ihrer Bundschuhe berührten den Rand des Sees und ein Lächeln, das Frieden und Zufriedenheit ausdrückte, erhellte für einen Augenblick ihr zartes Gesicht. Nicht der Hauch eines Zweifels regte sich in ihr. Lediglich Ruhe füllte ihr Inneres aus. Bald, schon sehr bald wäre sie mit ihrem Kind wieder vereint.
„Ich habe auf dich gewartet, Geliebte.“
Die junge Frau hielt den Atem an. Woher war die sonore, schmeichlerische Stimme gekommen, und wer hatte zu ihr gesprochen? Suchend blickte sie sich um, doch das Land lag einsam in Blau und Weiß da, wie es das zuvor getan hatte.
„Ich heiße dich willkommen, meine Liebe, die du in den Farben des Winters hier vor mir erscheinst und seinen Namen teilst.“
Gaeaf wendete sich zum See um. Eine dichte Wand aus Schneeflocken tobte über ihn – undurchdringlich, kraftvoll und bedrohlich. Bis, ja bis sich die Flocken zu sonderbaren Gebilden vereinten und schließlich aus ihrer Mitte eine Gestalt heraustrat. Ihre Bewegungen waren fließend, geschmeidig, menschenunähnlich. War es ein Geistwesen, das auf sie zukam? Hatte die Kälte ihr den Verstand geraubt, sodass sie Dinge sah, die es nicht geben konnte? Obgleich es Gaeaf erschreckte, verspürte sie keinerlei Furcht. Vielmehr war da eine Vertrautheit, die sie zu dem Fremden hinzog anstatt sie zurückweichen zu lassen.
„Dein Gefühl täuscht dich nicht, Geliebte. Wir sind Vertraute“, erschallte die Stimme aus der Richtung des Wesens.
Die junge Frau kniff die Augen zusammen, versuchend, es in dem wilden Schneegestöber besser zu erkennen. „Wieso nennst du mich so?“, begehrte sie zu wissen.
„Alle Seelen, die sich nach mir sehnen, sind dies: meine Geliebten, meine Auserwählten, meine Herzensfreude“, erhielt sie als Antwort, und auf die Worte folgte die Enthüllung dessen, was vor ihr stand.

Blick ins Buch (Leseprobe)

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