31. August 2020

'DER TOD SPIELT FALSCH: Gordon Rabes dritter Fall' von H.C. Scherf

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website | Autorenseite
Zeigt sich der Schatten des Todes, verändert er die Prioritäten im Leben

Als die blutleeren Körper junger Frauen gefunden werden, ahnt keiner aus dem Team um Gordon Rabe, welch schreckliches Geheimnis sich dahinter verbirgt.

Doch das allein bildet nicht die tödliche Gefahr, die auf alle lauert. Ein Rachefeldzug gilt einem alten Fall, der längst vergessen schien. Wieder einmal ist der Tod in seiner gesamten Grausamkeit allgegenwärtig und nicht greifbar.

Eine Story, die brutal beweist, wie wichtig menschlicher Zusammenhalt für unser Leben sein kann.

Anleser:
Nur das monotone Quietschen einer angerosteten Kette über ihm, die vom stetigen Wind in Bewegung gehalten wurde, zerrte an seinen Nerven. Das Sonnenlicht drang nur an wenigen Stellen durch die fast blinden Scheiben, die der Verwitterung bisher standhalten konnten. Dichte Spinnweben dämpften zusätzlich selbst das bisschen Licht und verlieh dieser einstigen Werkhalle etwas Gespenstiges. Vor vielen Jahren war dieses ehemalige Zementwerk aufgegeben worden, folgte damit den zahlreichen Betrieben, die als Letzte die Industrialisierung der Ruhrgebietsregion symbolisierten. Das Gebäude zählte in dieser Region zu den sogenannten Lost Places.
Nur dem eingeschossenen Adrenalin verdankte Hauptkommissar Gordon Rabe, dass ihm die unsäglichen Schmerzen nicht sofort die Sinne raubten. Immer wieder versuchte er, sich von den eng anliegenden Fesseln, die um seine Handgelenke geschlungen waren, zu befreien. Sein Blick irrte zum gefühlt tausendsten Mal rauf zu seinen Fußgelenken, in die diese verdammten Kettenglieder tief einschnitten. Schon lange war ihm jegliches Gefühl daraus entwichen. Selbst ihn bewegte der Wind leicht, während er kopfüber in diesen dunklen Schacht sah, der in einem riesigen Haufen Müll tief unter ihm mündete. Die Schritte seines Peinigers waren schon längst verklungen, nachdem er ihm einen letzten verächtlichen Blick zugeworfen hatte. Nichts auf dieser Welt würde Gordon noch retten können, da niemand wusste, wo man ihn zu suchen hatte. Dieses Schwein hatte sie alle in die Irre geführt, sodass sämtliche Spuren in die falsche Richtung führten. Der Drecksack sollte recht behalten mit der Bemerkung, dass an dieser Stelle Gordons Leben ein unrühmliches Ende finden würde. Das Grausame daran bestand in der Tatsache, dass es lange dauern konnte, bis ihn der Tod endlich befreite. Gordons einzige Hoffnung lag darin, dass ihm der steigende Druck auf das Gehirn vorher die Besinnung rauben würde und er das endgültige Aus nicht mehr mitbekam.
Aus weiter Ferne vernahm er schwache Geräusche von Autos, die über die Landstraße rauschten, deren Insassen keine Ahnung davon hatten, welch tragische Entwicklung sein Leben gerade nahm. Sie beschäftigten sich eher mit der Frage, ob die Marinade das Grillfleisch schon zart genug gemacht hatte. Viele von ihnen würden heute Abend mit ihrer Familie und Freunden das Leben bei einem kühlen Bier und Leckereien genießen. Seine Lippen formten Worte, die ihm seine Gedanken vorgaben.
Es tut mir leid, Jonas. Ich wollte dir ein guter Vater sein. Hör auf deine Mutter, die dich wirklich liebhat. Sie hatte recht mit ihrer Angst, dass genau das eines Tages passieren würde. Ich weiß, dass sie es nicht immer zeigen konnte. Doch glaube ihr, denn sie hat die Enttäuschung über deine Beeinträchtigung jetzt überwunden. Ich weiß, dass ich dir vieles versprochen hatte, was wir gemeinsam hätten tun können. Doch es sollte nicht sein, mein Sohn. Ich habe dich sehr lieb. Pass auf dich und deine Mutter auf. Du wirst mich nicht mehr sehen können, ich dich aber sicherlich von einem anderen Ort.
Das Fiepen einer Ratte, die neugierig vom Rand einer Zwischenetage zu ihm herübersah, holte Gordon für einen Moment zurück in die erschreckende Realität. Das Gefühl war mittlerweile aus den unteren Extremitäten gewichen. Nun sorgte aber das in den Kopf einschießende Blut dafür, dass schwarze Flecken vor seinen Augen tanzten und sich mit bunten Ringen mischten. Verzweifelt straffte er die Bauchmuskulatur und bog den Oberkörper in Richtung der Oberschenkel, was ihm für einen Moment Erleichterung verschaffte und die drohende Ohnmacht verzögerte. Der aufziehende Schmerz in den Muskeln ließ ihn schnell wieder zurückfallen. Er spürte es mit erschreckender Deutlichkeit: Sein Körper gab auf, konnte diesen verzweifelten Kampf nicht länger weiterführen. Der Kampfgeist verließ ihn. Zunehmend wechselte Gordon in den Zustand der Apathie, der endgültigen Aufgabe.
Ohne jegliche Reaktion nahm er die Schritte wahr, die sich von irgendwoher näherten. Das Echo verteilte sich in der großen Halle und schuf ein Wirrwarr an Geräuschen. Sein letzter Gedanke war, bevor sich ein Nebel über sie legte, dass dieses Schwein zurückkommen würde, um sein Werk zu vollenden.

Blick ins Buch (Leseprobe)

Labels: ,

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite