'Draakk: Etwas ist erwacht' von L.C. Frey
In der Tiefe lauert das Böse …
In einem Tunnelsystem unter den Schweizer Alpen entdeckt ein Höhlenforscher die Überreste einer uralten Zivilisation - und den Wahnsinn.
Geldgierige Forschungskonzerne stoßen in Bereiche der Wissenschaft vor, die besser für alle Zeiten unangetastet geblieben wären.
Der Biologe Peter Singer und seine Tochter werden von schrecklichen Visionen geplagt, in denen die Welt unaufhaltsam auf den Abgrund zurast. Können Sie die Dämonen ihrer gemeinsamen Vergangenheit besiegen, während sie von den Schergen eines mächtigen Forschungskonsortiums gejagt werden?
Etwas Uraltes ist erwacht, und es hat nur ein Ziel: Die Auslöschung der gesamten Menschheit. Es gibt nur einen Menschen, der das Ende jetzt noch verhindern kann. Wenn er lange genug überlebt.
Gleich lesen: Draakk: Etwas ist erwacht
Leseprobe:
Der Alte blieb stehen und wartete ein paar Minuten. Er sah ein weiteres Mal hinauf zum Himmel, den das Geäst der Baumkronen nun größtenteils vor seinen Blicken verbarg. Das wenige, das er erkennen konnte, war schmutzig-grau und sah nach Regen aus.
Er stieß ein paar schrille Pfiffe aus, aber der Bernhardiner blieb verschwunden. Kein Rascheln im Gebüsch, kein reumütig zerknautschtes Hundegesicht, das beschämt aus dem dichten Unterholz hervorlugte. Nur das ewige Rauschen des Windes in den Wipfeln weit über ihm. Der Alte stand still und lauschte in den Wald hinein.
Da – ein kurzes Bellen! Leise, fast schon schüchtern. Es schien tief aus dem Inneren des Waldes zu seiner Linken zu kommen, gedämpft durch den dichten Bewuchs der Kiefern am Wegesrand.
Der Alte seufzte und begann widerstrebend, sich einen Weg durch das Unterholz in den dahinter liegenden Nadelwald zu bahnen. Das sah dem alten Hund ähnlich, sich im Übereifer seines spontan erwachten Jagdtriebs im Wald zu verlaufen! Der Baumbewuchs wurde bereits nach wenigen Metern so dicht, dass er nur ausgesprochen mühsam vorankam. Immer wieder musste er verrottenden Baumresten ausweichen, blieb an Büschen und Gestrüpp hängen. Die biegsamen Äste der Bäume schienen nach ihm zu greifen wie die Hände von hölzernen Wachposten. Störe unsere Ruhe nicht!
Als er schließlich das Ende des Baumbestandes erreicht hatte, bemerkte er, dass er eine Sackgasse erreicht hatte - vor ihm ragte ein steiler Felshang in die Höhe, der sich in beide Richtungen entlang des Waldrands erstreckte, soweit er sehen konnte. Zu beiden Seiten gab es nichts als dichter Nadelwald. Der Alte stieß ein paar schrille Pfiffe aus, rief erneut den Namen des Hundes. Horchte.
»Wuff?!«
Diesmal schien der Ursprung des Bellens näher zu sein, ja sogar aus seiner unmittelbaren Umgebung zu kommen. Allerdings klang der klägliche Laut nur gedämpft herüber – und schien direkt in dem Felsen vor ihm seinen Ursprung zu haben.
Der alte Mann betrachtete die Gesteinsformation, welche vor ihm in die Höhe ragte. Er hob einen Ast auf und klopfte damit gegen die raue Oberfläche. Massiver Stein, wie er vermutet hatte. Und doch war die Stimme seines Hundes von da drinnen gekommen, er war ganz sicher.
Er beugte sich hinab, um den Fels genauer in Augenschein zu nehmen. Eine Birke hatte sich mutig ihren Weg durch den Stein gebahnt – und war dabei in eine Lücke zwischen zwei Gesteinsplatten geraten. Irgendwann hatte die beharrliche Lebenskraft des emporwachsenden Bäumchens den Fels zum Bersten gebracht und dem jungen Leben einen Weg nach oben freigesprengt. Der Stamm der Birke hatte den Spalt im Laufe der Jahre immer weiter aufgedrückt, und irgendwann war der Fels in einen breiten Riss geborsten – breit genug, um einen gefräßigen alten Streuner hindurchzulassen, den der spontane Jagdtrieb überkommen hatte. Wahrscheinlich sogar breit genug für einen Menschen.
Der Alte beugte sich tiefer in den finsteren Spalt hinab. Dort unten gab es nichts als Schwärze. Schließlich, ganz leise – nahm er ein Hecheln wahr, und dann ein Bellen, noch immer schüchtern und furchtsam. Der Mann rief den Namen seines Hundes in die Dunkelheit, woraufhin dieser herbeitrottete und leise winselnd zu dem Alten hinaufstarrte. Offenbar war Tobi im Eifer der Verfolgungsjagd seiner Beute durch den Spalt hinterhergesprungen – und in die Falle gegangen. Für den alten Mann würde es keine leichte Aufgabe sein, den gut achtzig Kilo schweren Hund von dort unten hochzuhieven, aber er konnte Tobi schließlich kaum dort unten seinem Schicksal überlassen. Er würde sich in den Spalt zwängen und ihn irgendwie herausbugsieren müssen.
Er förderte ein kurzes Kletterseil aus seinem Rucksack zu Tage und befestigte es am Stamm der jungen Birke. Dann warf er das andere Ende in die Höhle hinab – kommentiert von Tobis erwartungsvollem »Wuff!«.
Anschließend entledigte er sich seines Rucksacks und quetschte ihn mitsamt des darin befindlichen zweiten Langseils durch den Spalt. Mit einem dumpfen Geräusch schlug es irgendwo unten im Inneren der Höhle auf. Der Alte zog prüfend an dem Seil und zwängte sich dann selbst durch den Riss. Zentimeterweise ließ er sich nach unten gleiten, hinab in die unbekannte Dunkelheit.
Als er den Grund der Höhle erreicht hatte, stellte er fest, dass er bequem darin stehen konnte. Sie musste gut drei Meter tief sein – ein Wunder, dass sich Tobi nicht wenigstens ein paar Knochen gebrochen hatte.
Kaum war er unten angekommen, wurde er von dem wild umherspringenden Tobi begrüßt, der den alten Mann im Überschwung seiner Freude beinahe von den Füßen fegte.
»Hey, langsam, mein Junge!«, sagte der Alte, während der Hund dazu überging, ihm ausgiebig die Hände abzulecken. »Wo bist du hier nur wieder hineingeraten, du alter Räuber?«, sinnierte der alte Mann, während er den Hund gedankenverloren hinter den Ohren kraulte. Das Echo seiner Worte klang seltsam hohl und verzerrt durch die Dunkelheit.
Im Kindle-Shop: Draakk: Etwas ist erwacht
Mehr über und von L.C. Frey auf seiner Website.
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