"Nalavalmid" von Peter Caprano
Als Robert Leichtlein während einer Bergwanderung einen sterbenden Greis findet, ahnt er noch nicht, welchen Rätseln er da auf die Spur gekommen ist.
- das exotische Aussehen des Alten mit seinen roten Augen
- ein geheimnisvolles Amulett
- Aufzeichnungen in einer Hieroglyphenschrift
- ein Tagebuch, das fast zweihundert Jahre alt ist
- ein Ort namens Nalavalmid
... und nicht zu vergessen
- die letzten Worte des Mannes: „Es hat sich gelohnt, ich habe den Himmel gesehen“
Doch das Vermächtnis des Greises wird sein ganzes Leben verändern, Nalavalmid der Mittelpunkt seines neuen Lebens werden.
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Jetzt allerdings wurde seine volle Aufmerksamkeit benötigt, denn ein Steilstück lag vor ihm und er musste auf jeden Tritt achten. Prüfend warf er einen Blick voraus, um zu sehen, ob er auch die richtige Route wählte, dem günstigsten Pfad folgte.
Gerade wollte er vorangehen, als etwas seineAufmerksamkeit erregte.
Ein ganzes Stück weiter oben winkte eine Hand über der Kante eines Felsens.
Er schüttelte den Kopf, das konnte nicht sein. Wer mochte zu dieser frühen Zeit hier unterwegs sein und weshalb sollte er ihm zuwinken. Sicher hatte er nicht richtig hingeschaut und es war etwas anderes gewesen, ein Vogel zum Beispiel. Genau, so musste es gewesen sein, ein Vogel und er hatte das für eine winkende Hand gehalten. Zufrieden ging er weiter, ertappte sich aber immer wieder, wie er den Felsen im Auge behielt.
Und er war keine zehn Meter weit gekommen, da war die Hand wieder da. Und dieses Mal gab es keinen Zweifel, das war eine Hand und sie winkte. Robert war sofort alarmiert, denn wenn jemand so abseits vom Weg winkte, dann konnte es sich nur um einen Notfall handeln. Auf der Stelle änderte er Richtung und Tempo, hastete zu der Stelle, wo die Hand jetzt nicht mehr zu sehen war. Nach ungefähr einer Viertelstunde hatte er eine Strecke zurückgelegt, für die sonst mindestens eine halbe Stunde benötigt hätte. Total außer Atem kam er an dem Felsen an, umrundete ihn und tatsächlich, da lag ein Mensch. Ein Mann um genau zu sein, ein sehr alter Mann, der älteste Mann, den Robert je persönlich gesehen hatte.
Der Greis lag mit dem Rücken an den Felsen gelehnt, hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Sofort entledigte Robert sich seines Rücksacks, kniete sich neben den Greis, fasste vorsichtig seinen Kopf und drehte das Gesicht zu sich hinüber. Was für ein Gesicht! Schmal, von tausend Falten zerfurcht und mit einem unwirklich olivfarbenen Teint. Darüber seidendünne graue Strähnen, die die Kopfhaut nur notdürftig bedeckten und die Ohren frei ließen. Und was für Ohren! Groß, abstehend und oben liefen sie spitz zu, wie auf Fantasiebildern von Elfen. Wen hatte er da nur gefunden?
In diesem Augenblick öffnete der Greis seine Augen, leuchtend rote Augen.
„Ich habe versagt, ich werde Nalavalmid nicht finden, werde nicht zurückkehren.“, flüsterte er.
„Es darf alles nicht umsonst gewesen sein. Bitte suchen Sie weiter, Sie müssen Nalavalmid finden.“
Ganz drängend und beschwörend waren die gestammelten Worte des Alten.
„Alle Unterlagen finden Sie in der Tasche. Ich war ganz nahe dran, die ganze Zeit ganz nahe dran. Aber ich habe versagt.“ Er machte eine Pause, um Luft zu holen. Aber nicht lange, denn es wollte aus ihm heraus, musste aus ihm heraus. „In der Tasche, alle Unterlagen, Sie werden Nalavalmid finden, müssen Nalavalmid finden. Sonst war alles umsonst.“
Sein Kopf fiel wieder zurück und die Augen schlossen sich. Ganz still lag er plötzlich.
Robert hatte das sichere Gefühl, dass der Alte tot war.
Gerade wollte er sich wieder aufrichten, da öffnete der Greis noch einmal die Augen und schaute ihn lächelnd an.
„Es hat sich gelohnt, ich habe den Himmel gesehen.“
Diesmal blieben die Augen offen, aber es war kein Blick mehr in ihnen.
Wer immer dieser Mann gewesen war und was er gewollt hatte, jetzt war er tot.
Und was immer Nalavalmid war, er hatte es nicht gefunden.
Im Kindle-Shop: Nalavalmid
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Labels: eBooks, Erzählungen, Fantasy, Peter Caprano
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