"Nächsten Herbst in Paris" von Lena Paul
Sieben Jahre hatte Carolin gekämpft, um das Herz von Mark zu erobern. Nun ist sie endlich mit ihrem Traummann zusammen. Doch nach einer Zeit des Glücks merkt sie, dass ihr bei ihm etwas fehlt und beide doch sehr verschieden sind. Ist es nur der Altersunterschied? Oder sind es auch die unterschiedlichen Lebensentwürfe, die beide immer mehr voneinander entfernen? Oder hat es etwas mit Claude zu tun, dem Künstler aus dem malerischen Montmartre-Viertel, dem Carolin auf einer Geschäftsreise nach Paris im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße fällt? Ist der französische Charme des charismatischen Malers und Fotografen Schuld daran, dass sie von einem Liebesmärchen an der Seine zu träumen beginnt? Mit Claude ist einfach alles wie Magie.
Doch diese Magie stellt Carolin vor schwerwiegende Fragen: Wie viel Prinzessin steckt in einer Frau? Wie weit geht sie für die Liebe? Und kann aus einer Liebe wieder Freundschaft werden?
„Nächsten Herbst in Paris“ ist die Fortsetzung des Romans „Herzensfreunde“, der im März 2014 veröffentlicht wurde.
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Leseprobe:
„Wow!“ Carolin staunte nicht schlecht, als sie sich in Claudes Atelier umsah.
Nachdem sie ihre Baguettes verzehrt und jeder ein Glas von dem Rotwein getrunken hatten, sahen sie sich wortlos den Sonnenuntergang an, bis es dunkel geworden war und Paris nur noch ein einziges Meer aus Lichtern zu sein schien. Dann gingen sie hinunter, durch das Treppenhaus, durch die kleine Straße, auf der sie gekommen waren und zu Claudes Moped.
Mittlerweile hatte Carolin herausgefunden, dass ein Cousin Claudes in dem Haus wohnte und sie sich öfter auf jenem Dach trafen, um dort gemütlich beisammen zu sein. Und sicher, da gab es für Carolin keine Zweifel, hatten die Herren mit dem Ausblick auch so manche Frau beeindruckt.
Von ihrer Neugier getrieben, ging sie aufmerksam mit großen Augen durch das Atelier und blieb bewundernd an einer riesigen Wand mit Schwarz-Weiß-Fotografien stehen. Claude hatte das Leben, so wie es war, in Bildern eingefangen, ungekünstelt und ehrlich:
Eine alte Frau in Lumpen, die im Mülleimer nach etwas Essbarem suchte. Einen Bettler, der mit seinem Becher Passanten auf den Champs Èlysèes ansprach. Kinder, die auf der Straße spielten und mit Kreide Bilder auf den Boden malten. Ein Paar, das sich auf den Stufen vor dem Sacre Coeur stritt. Einen Hund, mager und gehetzt, mit traurigen Augen, der nach Futter zu suchen schien.
„Nur eine kleine Auswahl“, flüsterte Claude, der sich hinter sie gestellt hatte und gespannt ihren Blicken über die Fotografien folgte.
„Sie sind so real. Traurig irgendwie.“
„Nicht alle!“, berichtigte Claude sie und zeigte auf das Bild eines Brautpaares, das in einem Park glücklich bunte Luftballons steigen ließ.
„Stimmt, das ist schön. Romantisch.“
„Die anderen sind nicht schön?“, neckte Claude sie.
„Doch, aber anders.“
„Nun, Cherie, das Leben ist nicht immer schön und romantisch. Es kann kalt, grausam, einsam und voll Schmerzen sein...“, philosophierte er und strich sich nachdenklich eine seiner unbändigen Locken aus dem Gesicht.
Hatte er sie eben Cherie genannt? Carolin stockte der Atem. Verwundert sah sie ihn an, doch er ließ sich nicht anmerken, ob er das Wort mit Absicht oder gedankenlos gebraucht hatte.
Als nächstes inspizierte Carolin die Gemälde, die Claude auf Staffeleien überall in dem großen Raum aufgestellt hatte. Einige der Werke waren offenkundig fertig, andere noch nicht beendet worden.
„Wann machst du das alles?“ Claudes Tage, so kam es Carolin vor, mussten weitaus mehr als vierundzwanzig Stunden haben.
„Oft male ich nachts, wenn ich nicht schlafen kann. Manchmal früh am Morgen, bevor ich auf den Platz gehe, oder bei schlechtem Wetter, wenn es sich nicht lohnt, dort die Staffelei aufzubauen“, war seine leicht nachvollziehbare Antwort. „ Meine Wohnung liegt nur zwei Straßen weiter, ich bin in fünf Minuten hier unten“, ließ er Carolin weiter wissen.
Seine Wohnung also. Sie ahnte, was nun kommen würde. Schon den ganzen Abend über hatte sie dieses merkwürdige Grummeln in ihrem Bauch gespürt, das jedoch nicht daher rührte, dass sie Claude misstraute oder nicht gern mit ihm zusammen war. Ganz im Gegenteil. Es war eher einer freudigen Erwartung zuzuschreiben. Sie war in seiner Nähe leicht wie eine Feder. Fühlte sich wohl und begehrenswert, und etwas an der Art, wie er mit ihr umging, machte sie nahezu wahnsinnig.
So sehr, dass sie Mark, der sie auf einer ganz normalen Geschäftsreise wähnte, fast vollkommen vergessen hatte. Nur ab und an flammte ein Gedanke an ihn auf. Doch wenn Claude sie dann mit seinen warmen, braunen Augen ansah und etwas in diesem verführerischen Akzent sagte, dabei lachte und sie wie zufällig berührte, war sie sogleich wieder in einer völlig anderen Welt. Er verzauberte sie, wie sonst nur Clowns im Zirkus es mit Kindern taten, die ebenso entzückt von deren Kunststücken waren, wie Carolin es von Claudes Werben um sie war. Sicher hatte Mark sich auch die größte Mühe gegeben, ihr zu zeigen, dass er sie liebte und begehrte. Doch die Art, mit der Claude sie um den Finger wickelte, war unvergleichlich.
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